Klimaschutz
Familie spart mit Heizungstausch 2,9 Tonnen CO2 ein
Eine Waldviertler Familie ist fast energieautark. Ein gutes Gefühl, "weder von Putin noch Biden abhängig zu sein". Der Weg dorthin war aber steinig.
Klimaschutz ist Sonja und Martin Zauner ein Anliegen. Das Paar lebt mit seinen beiden Kindern in einem sanierten, wärmegedämmten Haus (Altbestand 1960) in Weitersfeld im Waldviertel. Das alte Heizsystem (Flüssiggas) hat die Familie im Sommer durch eine Wärmepumpe ersetzt.
Das letzte Photovoltaikmodul zur Stromversorgung hat sie im September aufs Dach geschraubt (PV-Gesamtleistung 7,525 Kilowatt-Peak). Damit ist Familie Zauner zu geschätzt 75 Prozent energieautark, kann großteils für ihren Strom- und Wärmebedarf (Warmwasser, Heizung) selbst aufkommen.
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CO2 und Kosten werden gespart
Früher gab Familie Zauner rund 1.500 Euro fürs Heizen plus Warmwasser im Jahr aus, für Strom waren es rund 200 Euro (da hatte die Familie bereits eine PV-Anlage mit 5 kWp am Dach). Die Heizung verbrauchte 1.800 Liter Flüssiggas im Jahr, allein durch den Heizungstausch können nun 2,9 Tonnen CO2 eingespart werden.
„"Finanziell rechnet sich die Anlage vielleicht erst in 20 Jahren, umwelttechnisch tut sie dies vom ersten Tag an", sagt Martin Zauner.“
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Unabhängigkeit erfordert Investment
Die neu gewonnene Energieunabhängigkeit gäbe Martin Zauner ein gutes Gefühl, denn er wolle "weder von Putin noch von Biden abhängig sein". Der Weg dorthin war aber alles andere als leicht. Als große Hürde sieht Zauner, dass ein hoher Anteil an Eigenkapital benötigt wird, um den Umstieg überhaupt in Angriff nehmen zu können. Damit bleibt die Energiewende "elitär", für viele Haushalte trotz Förderungen weiterhin "unerschwinglich".
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Heizung und Warmwasser klimafit
Eine Wärmepumpe samt Installation kostet für ein Einfamilienhaus zwischen 12.000 und 15.000 Euro (je nach Hersteller und Qualität). Nimmt man noch einen Pufferspeicher dazu, dann kommt man auf rund 30.000 Euro. Bund und Land Niederösterreich förderten die Wärmepumpe mit insgesamt 9.000 Euro (der Bund förderte mit 6.000 Euro, das Land mit 3.000 Euro). Den "Raus aus Öl und Gas"-Bonus beurteilt Zauner als "unkompliziert". Außerdem könne man budgetär hier gut planen, fix mit einem positiven Förderbescheid rechnen.
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PV-Förderung mit Lotterie-Touch
Um einiges steiniger war der Weg, eine Förderung für die Photovoltaik-Anlage zu erhalten. Für eine PV-Anlage (7 kWp) samt Batteriespeicher ist aktuell ein Investment von rund 22.000 Euro notwendig. Beim Förderansuchen-Tool gilt das "Windhundprinzip". Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
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Die vier Calls im Jahr sind bereits nach Minuten ausgeschöpft. Die Förderstelle OeMAG, die Abwicklungsstelle für Ökostrom, gilt aufgrund der hohen PV-Nachfrage als überlastet. Meist dauert es Wochen, bis Förderansuchende eine Zu- oder Absage erhalten. Man müsse sehr schnell sein und es vor allem immer wieder neu probieren, rät Zauner.
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Das Tool selbst sei "für Laien viel zu kompliziert", plädiert Zauner für mehr digitale Barrierefreiheit, dass etwa auch ältere Menschen, die sich mit Förderansuchen im Internet nicht auskennen, zurechtfinden können. Zauner jedenfalls blieb dran, erhielt dann auch eine Förderung von 2.000 Euro für die Anlage und 1.500 Euro für den Speicher.
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"Umweltschutz muss einem ein echtes Anliegen sein, dass man hier Geld und Zeit investiert", bilanziert Zauner seine persönlichen Erfahrungen. Sein Appell: Das PV-Procedere müsste einfacher, transparenter und schneller sein, der Zeitraum bis zur Zu- oder Absage kürzer. Sein frisch angeeignetes Wissen gibt er jetzt an Nachbarn und Freunde weiter. Denn jede(r) Energiesparer(in) zählt.
Photovoltaik-Boom ist ungebrochen
Die Fördertöpfe für Photovoltaik und Co. waren im Jahr 2022 bereits nach wenigen Minuten ausgeschöpft. Insgesamt standen 396 Millionen Euro, filetiert auf vier Förderrunden, zur Verfügung. Der Andrang war enorm, getrieben durch Ukraine-Krieg, Teuerung und Energiekrise. Bundesweit seien 100.000 Anträge nicht mehr zum Zug gekommen.
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Für 2023 verspricht Klimaministerin Leonore Gewessler, dass niemand leer ausgehen wird. "Wir wollen sicherstellen, dass wirklich jede und jeder, der für eine Förderung ansucht, auch eine bekommen kann", sagt die Ministerin. Zwar wird das "Ticket-System" nach Windhundprinzip nicht fallen, der Bund hat die PV-Fördermittel allerdings massiv aufgestockt, auf ein Rekordbudget von fast 600 Millionen Euro.
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Neu ist auch, dass für Anlagen bis 20 kW kein Bieterverfahren mehr nötig ist und dass Privathaushalte bereits vor Antragstellung einen Installateur beauftragen können. Außerdem wurde die Inbetriebnahmefrist auf 24 Monate verlängert, das OeMAG-Personal aufgestockt und eine Kopierfunktion für leichtere Antragstellung bei neuerlichem "Anlauf" eingerichtet.
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