Niederösterreich
Richterin bei Leonie-Prozess: "Wie im Kindergarten!"
Nach einer längeren, krankheitsbedingten Pause wurde am Montag am Wiener Landl der Prozess im Fall Leonie fortgesetzt.
Vierter Tag im Schwurprozess wegen Vergewaltigung mit Todesfolge gegen drei Afghanen (19, 20, 23) am Montag am Wiener Straflandesgericht (für alle drei Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung): Nach drei Prozesstagen in der letzten Septemberwoche war die Richterin erkrankt und alle drei angesetzten Termine Anfang Oktober mussten verschoben werden - mehr dazu hier.
Angeklagter (19) mit "Ansage"
Die vorsitzende Richterin entschuldigte sich für die Verzögerungen, der Prozess startete mit einem vermeintlichen Paukenschlag. Denn der 19-jährige Wohnungsbesitzer, vertreten von Advokat Thomas Nirk, will die längere Zwangspause zum Nachdenken genutzt haben und wollte etwas loswerden: Er meinte mit Leonie intim gewesen zu sein, aber alles wäre einvernehmlich gewesen. "Ich entschuldigte mich dafür, dies vorher nicht erwähnt zu haben."
Und sonst seien alle Aussagen an den vorangegangenen Prozesstagen korrekt gewesen, fragte die Richterin nach. "Ja, sonst stimmt alles", meinte der 19-jährige Afghane. Nur zur Erinnerung: Anwalt Thomas Nirk hatte vor Prozessbeginn verkündet, dass sich sein Mandant geständig zeigen werde. Nur: Bei der tatsächlichen Aussage des 19-Jährigen wurde sogar dem gestandenen Verteidiger übel, er musste angeschlagen den Gerichtssaal verlassen - mehr dazu hier. Der Opferanwalt Florian Höllwarth wollte noch wissen, ob sich der 19-Jährige für irgendetwas schäme. "Nein, weil ich habe die Wahrheit gesagt", so der 19-Jährige.
"Wenn ich Kindergartenpädagogin hätte werden wollen, hätte ich was anderes gelernt" - vorsitzende Richterin
Ein Zeuge, der anonym bleiben will, berichtet am Montagvormittag, kurz nach der Tat den 19-Jährigen und einen syrischen Bekannten getroffen zu haben. Jener Bekannte hatte übrigens auch wesentlich zur Festnahme zweier Verdächtiger beigetragen - mehr dazu hier. Er berichtete auch, dass der 19-jährige Afghane komplett bleich gewesen wäre, als er von den Vorfällen in der Mini-Wohnung in Wien-Donaustadt erzählt hatte.
Ein Anwalt eines Angeklagten (20) versuchte dann, den Zeugen wegen der Drogen in die Zange zu nehmen. Der Advokat wollte wissen, welche Drogen der 20-jährige Afghane dabei gehabt hatte, als er auf der Donauinsel festgenommen worden war. Die Richterin drehte den Verteidiger ab: "Wenn ich Kindergartenpädagogin hätte werden wollen, hätte ich was anderes gelernt."
Ein weiterer Zeuge berichtete, dass alle drei Angeklagten Leonie missbraucht hätten. Die Angeklagten hätten sich in den "Nachbesprechungen" der mutmaßlichen Tat gegenseitig Vorwürfe gemacht: "Wenn sie das so gemacht haben, sollen sie zur Verantwortung gezogen werden", meinte der Zeuge abschließend.
Dreifach tödliche Dosis für Leonie
Wie berichtet hatte die 13-jährige Mittelschülerin aus Tulln an der Donau Ende Juni 2021 eine Überdosis Drogen in einer kleinen Gemeindewohnung in Wien-Donaustadt untergejubelt bekommen, dann soll Leonie von den drei Afghanen missbraucht worden sein. Die leblose Schülerin aus Tulln an der Donau wurde anschließend einfach an einen Baum gelehnt – alles dazu hier. In der Folge wurden drei Afghanen (19, 20, 23) angeklagt.
Laut Gutachter hatte Leonie eine dreifach tödliche Dosis XTC verabreicht bekommen - mehr dazu hier. Nach dem heutigen vierten Tag geht es am 14. November 2022 am Wiener Straflandesgericht weiter, ein Urteil soll es indes erst am finalen, sechsten Verhandlungstag, am 2. Dezember 2022, geben.