Schlechtes Image
Fake-News: Die ganze Wahrheit über Ratten
Ratten werden gerne verrissen, verteufelt und für vieles verantwortlich gemacht. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus.
Die anpassungsfähige Ratte soll seit jeher schuld an allem Bösen sein. Obwohl die Pest in Europa längst ausgestorben ist, hält sich das schlechte Image der dicken Maus mit nacktem Schwafferl immer noch und wird noch unnötiger Weise von den Medien durch "Fake-News" befeuert. So sehen es zumindest die Tierschutzorganisationen, die immer wieder für diese faszinierenden Nagetiere einstehen.
"Aussätzige"
An Seuchen, Krankheiten und sogar Kriegen soll die Ratte schuld sein? Mitnichten, denn immerhin haben wir längst bewiesen, dass wir für grausame Zeitabschnitte in unserer Geschichte keine Hilfe brauchen. Trotzdem wird "das Tier mit großem Aufwand verfolgt, vergiftet, gejagt, erschlagen und ausgeräuchert", so Tierschutz Austria Präsidentin MMag. a. Dr. Madeleine Petrovic kopfschüttelnd.
„Niemand echauffiert sich über mehr Insekten als Wiener in der Bundeshauptstadt“
Schlagzeilen wie zuletzt "Mehr Ratten als Menschen in Wien" helfen hier dem Nager bei der Wiederherstellung seines Rufes auch nicht unbedingt. Petrovic ist erbost über solche "Fake-News", da die Vergleiche hinken und man in Wien keinesfalls von einer Plage oder Häufung sprechen könne, nur weil man ab und zu ein Tier in der Großstadt sichtet.
Nicht nur der Ratte, sondern auch den vom Aussterben bedrohten Feldhamster wird mit den Giften zugesetzt:
"Die Tiere leben seit jeher in der Kanalisation. Wenn diese an einer Stelle durch einen Schaden offensteht oder an einem Ort besonders viel Futter zu finden ist, wagen sich die Ratten ans Tageslicht - niemand würde sich schließlich darüber echauffieren, dass in Wien auch deutlich mehr Insekten als Wiener leben. Doch obwohl alle Wild- und Haustiere Träger von Erregern sein können, sind besonders die klugen Nager gefürchtet und verrufen", ärgert sich Petrovic weiter.
Selbst schuld!
Je größer das Nahrungsangebot ist, desto schneller vermehren sich die Ratten. Häufig liegt die Ursache bei überquellenden Abfallcontainern, die für Ratten ein Nahrungsreservoir erster Güte sind. Übers WC entsorgte Essensreste oder im Freien achtlos ins Gebüsch geworfene Essensreste ergänzen den Menüplan der Nager. Für eine richtige Bekämpfung sollten vorerst alle Futterquellen entfernt werden - dann würde man es der schlauen Ratte, die für uns sogar Sprengstoff erschnüffeln kann, nicht ganz so angenehm machen.
Riesenhamsterratte "Magawa" erwies der Menschheit große Dienste:
Ratten-Monitoring?
Weder Wien noch der Rest Österreichs verfügt über ein gutes Rattenmonitoring, weshalb jegliche Zahl nur auf Schätzungen beruht und jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.
Vermehrte Rattensichtungen könnten auch auf eine zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung zurückgehen: Indem mehr Leute auf Rattenbefall achten, fallen auch mehr Ratten auf. "Monitoring-Programme sind dabei nicht nur notwendig, um die tatsächliche Anzahl der Tiere zu ermitteln, sondern auch um die Gesundheit der Population zu erfassen, wie die Tiere auf wechselnde Umweltbedingungen reagieren, welche Bekämpfungsmethoden effektiv sind und so weiter", fordert die Tierschützerin.
Vergifte die Ratte - vergifte uns!
Aktuell werden hauptsächlich Gifte, sogenannte Rodentizide, gegen die Bekämpfung von Ratten eingesetzt. Diese gefährden die Gesundheit von Mensch und Tier in hohem Ausmaß und führen auch zu anderen Problemen. „Über Wasser, Böden und Niederschläge werden unser aller Lebensgrundlagen belastet und für Katzen oder (geschützte) Greifvögel bedeutet das Fangen und Fressen einer noch lebenden, vergifteten Ratte einen grausamen Tod.