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Fairphone 5 im Test – das kann kein anderes Handy

Das Fairphone 5 bringt etwas, das kein anderes Handy kann: Nutzer können Teile ganz einfach selbst austauschen. Und fair produziert ist es auch noch.

Rene Findenig
Das Fairphone 5 punktet mit Nachhaltigkeit und einem gewaltigen Update-Versprechen.
Das Fairphone 5 punktet mit Nachhaltigkeit und einem gewaltigen Update-Versprechen.
Rene Findenig

Anfang 2016 begann auch in Österreich die Ära Fairphone, als Magenta Telekom das nachhaltige und sozial produzierte Handy erstmals nach Österreich brachte. Magenta war es auch, das als eines der ersten Mobilfunk-Unternehmen eine langfristige Partnerschaft mit dem Hersteller einging, und so ist auch das neue Fairphone 5 in den Magenta-Läden erhältlich. Im Handel kostet das Gerät 699 Euro. Das Smartphone hat gleich zwei Besonderheiten. Einerseits können Nutzer von der Kamera über den Ladeanschluss bis hin zum Akku ganze zehn Teile selbst und ganz simpel austauschen, andererseits geben die Hersteller des neuen Fairphones das wohl längste Update-Versprechen der gesamten Branche ab.

Beim Design des neuen Modells hat sich einiges geändert, es ist aber weiter als typisches Fairphone erkennbar. Unter anderem liegt das am dreieckigen Kameramodul auf der Rückseite. Wer sich die Rückseite zudem genauer ansieht oder befühlt, bemerkt kleine Kerben. Über diese kann der Rücken vom Gerät entfernt werden und gibt den Blick auf die einzelnen Bauteile frei. Zudem sind viele kleine Schrauben zu sehen, denn um die Bauteile einfach wechseln zu können, wurden sie nicht verklebt. Als Farbvarianten kommen eine mattschwarze und matthellblaue Version in den Handel, eine Besonderheit ist die "Transparent Edition", die einen Blick auf die Bauteile und den Schriftzug "Change is in your Hands" ermöglicht.

Zahl der austauschbaren Teile wuchs auf zehn an

Der Rest des Smartphones ist typisch ausgefallen, mit Glas an der Front, Kunststoff am Rücken, Alu-Rahmen mit rundum klassischen Elementen wie SIM-Schacht (Dual-SIM, aber einer davon eSIM), USB-C-Ladeanschluss, Lautstärkewippe, Power-Button mit integriertem Fingerabdrucksensor (der manchmal Mühe hat, den Nutzer zu erkennen). Das Smartphone misst 161 x 75 x 9,8 Millimeter und wiegt 212 Gramm. Viel schwerer ist auch der Liueferumfang nicht, denn der Hersteller will den Nutzern nur mitgeben, was sie wirklich brauchen. Heißt: In der Packung findet sich nur das Fairphone 5 und eine Anleitung, Ladeadapter und sogar Ladekabel fehlen. Hat man keine im Haushalt, muss man sich diese noch selbst separat kaufen.

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    Anfang 2016 begann auch in Österreich die Ära Fairphone, als Magenta Telekom das nachhaltige und sozial produzierte Handy erstmals nach Österreich brachte. 
    Anfang 2016 begann auch in Österreich die Ära Fairphone, als Magenta Telekom das nachhaltige und sozial produzierte Handy erstmals nach Österreich brachte.
    Rene Findenig

    Das Handy ist sauber verarbeitet, bietet aber mit einer IP55-Zertifizierung nur einen bedingten Schutz und ist nicht staub- und wasserdicht. Klar beim Konzept: Der interne Speicher von 256 Gigabyte (GB) kann per microSD-Karte erweitert werden. Umso stärker wurde auf Nachhaltigkeit geachtet. Laut Fairphone stammen 70 Prozent der zur Produktion notwendigen und wichtigsten 14 Rohstoffe entweder aus Recycling-Programmen oder aus einem fairen Handel, bei denen die Mitarbeiter auch entsprechend bezahlt werden. Im Vergleich zum Fairphone 5 ist auch die Zahl der austauschbaren Teile um eines auf zehn angewachsen. So kann nun jeder der beiden Sensor der Dual-Kamera einzeln getauscht werden.

    Langzeit-Update-Versprechen, das es noch nie gab

    Im Gegensatz zum Vorgänger verzichtet das Fairphone 5 auf eine Tropfen-Notch und liefert die Selfie-Kamera mit 50 Megapixel (MP) in ein Punchhole eingelassen. Umso mehr Platz bleibt am auf 6,46 Zoll angewachsenen Display, das durch Corning Gorilla Glass 5 geschützt ist. Zudem wurde die einstige LCD-Technik zu OLED modernisiert, die nun kraftvolle Farben und ein Always-On-Display ermöglicht. Spitzenwerte gibt es nicht, dennoch ist das Display gut. Die Bildwiederholrate liegt bei maximal 90 Hertz und wird nicht automatisch angepasst, die Auflösung von 2.700 x 1.224 Pixel ist scharf, die Darstellung sauber und die Helligkeit reicht aus, um das Display auch bei direkter Sonneneinstrahlung ablesen zu können. 

    Beim Prozessor kommt der eher ungewöhnliche Qualcomm-Chip QCM 6490 zum Einsatz, der sonst kaum in der Handy-Welt zur Anwendung findet. Der Chip liefert dennoch eine gute Mittelklasse-Leistung, mit der Arbeiten und nicht zu anspruchsvolle Mobile Games problemlos möglich sind. Dem Chip stehen dafür 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB interner Speicher (erweiterbar per Speicherkarte) zur Seite. Die Wahl des Chips dürfte mit dem fast unfassbaren Update-Versprechen des Herstellers zu tun haben. Einerseits verspricht Qualcomm acht Jahre lang Software-Updates, andererseits Fairphone acht Jahre lang Sicherheits-Updates und fünf Betriebssystem-Updates. Das gab es bisher so wirklich noch nie.

    Vielleicht sogar bis 2033 mit vollem Software-Support

    Fairphone hält es sich sogar offen, das Fairphone ganze zehn Jahre lang bis 2033 mit Updates zu versorgen. Mit Stand jetzt läuft als Betriebssystem Android 13, komplett ohne Bloatware. Fairphone installiert gerade einmal eine einzige hauseigene App auf das Smartphone, sonst gibt es nur die klassischen Google-Apps vorinstalliert. In Sachen Nachhaltigkeit, Langlebigkeit, Support und Austauschbarkeit der Bauteile sowie Bloatware-Freiheit können sich wahrlich alle anderen Hersteller eine Scheibe abschneiden. Da alle Schrauben im Inneren gleich sind, können sie einfach per Schraubenzieher geöffnet und das jeweilige Bauteil getauscht werden, egal ob Akku oder Kamera. Dazu ist keinerlei Spezialwissen nötig.

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      Weitwinkel-Aufnahme mit dem Fairphone 5. Beim Kamerasystem wiederum kommen auf der Rückseite zwei 50-MP-Kameras zum Einsatz, ...
      Weitwinkel-Aufnahme mit dem Fairphone 5. Beim Kamerasystem wiederum kommen auf der Rückseite zwei 50-MP-Kameras zum Einsatz, ...
      Rene Findenig

      Sämtliche Bauteile können bei Fairphone selbst geordert werden, der Akku etwa um rund 40 Euro. Die Preise wirken generell sehr fair, wenn man berücksichtigt, dass man in den meisten Fällen um eine sicherlich weit teurere Reparatur herumkommt und sich zudem den Handy-Tausch alle zwei oder drei Jahre erspart. Beim Kamerasystem wiederum kommen auf der Rückseite zwei 50-MP-Kameras zum Einsatz, eine Hauptkamera mit optischer Bildstabilisierung und eine 121-Grad-Ultraweitwinkelkamera. Auch auf der Front knipsen 50 MP, so sind die Ergebnisse aller drei Kamera-Linsen in etwa auf Augenhöhe. Tagsüber gibt es schön scharfe Bilder, die zu etwas zu starker Aufhellung und zu blasseren Farben tendieren. 

      Fairphone 5 im Test – das kann kein anderes Handy

      Schwachpunkte der Kameras sind der Zoom und Nachtaufnahmen. Beim Zoom verwäscht alles über dem Faktor 2 deutlich, maximal sind digital 20-fache Vergrößerungen drin. Nachts wiederum braucht man gar nicht erst zu Zoomen. Mit etwas Licht sind noch gute Aufnahmen möglich, bei Gegenlicht oder Zoom wird das Bildrauschen aber so stark, dass die Bilder nicht mehr schön anzusehen sind. Möglich ist aber, dass der Hersteller noch mit Updates etwas mehr Qualität rauskitzeln kann, das haben wir nach dem Launch schon bei einigen Konkurrenten gesehen. Auffällig: Die Kamera-App bietet recht wenige Modi, Fotografie-Besonderheiten gibt es neben einem Nacht-, Portrait- und Panorama-Modus keine am Fairphone.

      Der Akku misst 4.200 Milliamperestunden und lädt mit 30 Watt in unter zwei Stunden. Die Laufzeit ist Standard, man kommt damit einigermaßen über den Tag. Kabelloses Laden gibt es beim Fairphone 5 nicht. Mit an Bord sind übrigens noch 5G, Bluetooth 5.2, NFC und Wi-Fi 6E. Das Fairphone 5 ist insgesamt ein gutes Mittelklasse-Smartphone, bei dem man etwas mehr bezahlt, während Konkurrenten etwas mehr Leistung zu bieten haben, der höhere Preis aber einerseits mit dem guten Gefühl der Nachhaltigkeit daherkommt und andererseits das modulare Design mit austauschbaren Komponenten und das extrem lange Update-Versprechen auf Dauer jede Menge Geld sparen. Das ist ein Vorbild für alle anderen Handy-Hersteller.

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