Österreich
Fabienne (13) kümmert sich zuhause um kranken Vater
Etwa 43.000 Young Carer, also pflegende Kinder und Jugendliche gibt es in Österreich. Schon im jungen Alter kümmern sie sich um ihre kranken Eltern.
Acht Jahre alt war Chiara-Marie als ihr Vater an Krebs erkrankte. Von da an war sie lieber zu Hause, als zu Geburtstagspartys oder Übernachtungen zu gehen. "Ich wollte da aber auch nicht mitgehen. Ich wollte zu Hause sein, falls mit dem Papa was ist", erzählt die heute 17-Jährige in der ORF-Dokumentation "kreuz und quer".
"Für mich ist das ganz normal"
Laut offiziellen Zahlen gibt es in Österreich etwa 43.000 pflegende Kinder. Die Dunkelziffer dieser "Young Carers", wie sie auch genannt werden, dürfte aber weitaus höher sein. Diese Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre betreuen einen nahestehenden Erwachsenen, übernehmen zum Teil auch Pflegearbeiten.
Auch Denise (15) und Fabienne (13) aus Niederösterreich zählen dazu. Ihr Vater ist an MS erkrankt. Obwohl ihre Mutter den Großteil der Pflegearbeit übernimmt, helfen die Schwestern natürlich mit. Egal ob Zähneputzen, Umsetzen oder Schuhe anziehen. "Für mich ist das schon normal", erzählt Denise.
Emma kümmert sich um psychisch kranke Mutter
Auch Emma (12) kümmert sich um ihre Mama. Im Unterschied zu den körperlichen Pflegetätigkeiten, muss sich Emma anders kümmern. Denn ihre Mutter Katharina hat eine psychische Erkrankung. "Ich helf ihr dann, wenn ich merke, sie hat keine Zeit oder ist nicht gut drauf. Dann mache ich die Wäsche oder räum auf", erzählt Emma in "kreuz und quer". Der größte Wunsch der Zwölfjährigen: "Dass es Mama wieder besser geht."
Martin Nagl-Cupal ist Leiter des Instituts für Pflegewissenschaften und hat einige Studien zu dem Thema verfasst. Am Anfang herrschte in Österreich viel Unglauben: "Das kann doch nicht sein, so etwas gibt es doch bei uns, in einem Sozialstaat wie Österreich, nicht!", fasst er erste Reaktionen zusammen. Immer noch seien es viele Mädchen, die Eltern pflegen.
"Kinder sind primär Kinder. Man muss sie dabei unterstützen, diese Kinderrolle und alles, was damit zu tun hat, möglichst gut ausleben zu können". Sie hätten ein Recht auf Ausleben, auf Partizipation und natürlich auch auf Spiel und Spaß, so Nagl-Cupal abschließend.