Klimaschutz

Extreme Hitze – Heuer 300 bis 500 Hitzetote erwartet

Extremwetterlagen würden nach wie vor unterschätzt, sagt Umweltmediziner Hutter. Heuer rechnen Experten mit einem deutlichen Anstieg an Hitzetoten.

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Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Umweltlandesrat Stefan Kaineder, Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und die Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger (alle vier Grüne) sprachen bei einer Pressekonferenz über die Auswirkungen von extremer Hitze auf Lebensraum und Gesundheit.
Umweltmediziner Hans-Peter Hutter, Umweltlandesrat Stefan Kaineder, Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und die Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger (alle vier Grüne) sprachen bei einer Pressekonferenz über die Auswirkungen von extremer Hitze auf Lebensraum und Gesundheit.
VERENA LEISS / APA / picturedesk.com

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rechnet heuer mit 300 bis 500 Hitzetoten in Österreich, 2022 waren es 231. Angesichts dieser Prognosen und immer weiter fortschreitender Wetterextreme will Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) den Hitzeschutzplan anpassen lassen. Besonderes Augenmerk gilt dabei sozialen Aspekten und der Bewusstseinsbildung. "Extremwetterlagen werden nach wie vor unterschätzt", betonte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter.

Die immer häufiger und länger werdenden Hitzewellen würden vor allem vulnerable Gruppen wie Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen belasten, sagte Rauch am Donnerstag bei einer Pressekonferenz am Urfahraner Jahrmarktgelände in Linz – an Hochsommertagen ein Hitzepol.

Gemeinsam mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, dem oberösterreichischen Umweltlandesrat Stefan Kaineder und der Linzer Umweltstadträtin Eva Schobesberger (alle Grüne) sowie dem Mediziner Hutter betonte Rauch vor allem den sozialen Aspekt des Klimawandels. Denn Menschen, die beengt wohnen und kein Geld für eine Klimaanlage, eine gute Dämmung oder ein Schwimmbad hätten, seien oft besonders betroffen.

"Es gibt fast kein Gebiet, das so gut beforscht ist", sagte Hutter, allerdings werde die Hitze nach wie vor unterschätzt. Es gelte jene, die es besonders treffe, zu schützen. Im Prinzip merke aber jeder die Auswirkungen: "Man wird seine optimale Leistung, egal ob auf der geistigen oder der körperlichen Seite, nicht erreichen können, das ist unmöglich". Auch seelische und psychische Momente, etwa durch die fehlende Erholung in der Nacht, würden unterschätzt.

Hitzesommer – Rauch will Hitzeschutzplan

Rauch lässt nun den Hitzeschutzplan "abgleichen mit internationalen Erfahrungen, wo gibt es Best Practice Beispiele, was kann im Sinne eines Vorwarnsystems etabliert werden", teilte der Minister mit, "die Änderungen sollen im Sommer 2024 bereits wirksam werden". Als Beispiele für mögliche Maßnahmen nannte er die Schaffung von Kühlungsräumen "sowohl indoor als auch outdoor", wo sich Menschen, deren Wohnungen zu heiß sind, erholen können.

Es gehe auch darum, Hitzewarnungen besser publik zu machen, sowie um Bewusstseinsbildung oder die Ausstattung von Spitälern und Pflegeheimen. Hutter appellierte zudem an alle Mediziner, proaktiv mit ihren Patienten zu sprechen. So sei etwa zu wenig bekannt, dass viele Medikamente bei Hitze anders dosiert werden müssten.

Kaineder sprach zudem davon, dass besonders Ballungsräume klimafit gemacht werden müssen. Ziel sei: "Mehr Bäume und Grünräume, weniger Beton und Asphalt". Denn entsiegelte Flächen seien nicht nur für die Artenvielfalt ein Segen, sondern würden auch gegen die Gefahren von Überschwemmungen und Überhitzung helfen.

Der heurige Sommer, der meteorologisch am 31. August endet, war der siebentwärmste seit Beginn der Messung. Er lag 1,1 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020. Bisher wurden 25 Hitzetage gezählt. Das sind doppelt so viele wie im Durchschnitt der Sommer der jüngeren Vergangenheit. "Die Menschen in Österreich litten diesen Sommer an gleich drei Hitzewellen. Die letzte davon war mit einer Dauer von fast zwei Wochen die schwerste", sagte Gewessler bei der Pressekonferenz in Linz. Wenn man jetzt handle, verhindere man nicht nur die Katastrophe, sondern gewinne vor allem mehr Lebensqualität.

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    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    Zahlreiche Starkregenereignisse haben im Sommer - wie hier im Bild im Raum Hochburg-Ach in Oberösterreich - zu Hochwasser, Überschwemmungen und Vermurungen geführt.
    MANFRED FESL / APA / picturedesk.com