Nahost-Konflikt
Explosionen mögliche Vorbereitung von massivem Angriff
UN-Generalsekretär António Guterres sieht angesichts der Explosionen im Libanon Hinweise auf eine massive bevorstehende Eskalation in Nahost.
"Die Logik hinter der Explosion all dieser Geräte besteht natürlich darin, dies als Präventivschlag vor einer größeren Militäroperation zu tun", sagte UN-Generalsekretär António Guterres in New York. Es bestehe die "ernsthafte Gefahr einer dramatischen Eskalation", so Guterres weiter. Es müsse alles getan werden, um diese zu verhindern. Guterres sprach bei einer Pressekonferenz und bezog sich auf die Explosionen vom Dienstag – die Nachrichten der neuerlichen Detonationen trudelten während der Veranstaltung ein.
Walkie-Talkies explodieren
Nach den Pager-Explosionen vom Dienstag in der libanesischen Hauptstadt Beirut sind am Mittwoch offenbar Walkie-Talkies, Handys und Laptops explodiert. Das vermeldet die Nachrichtenagentur AFP und bezieht sich auf Hisbollah-Kreise. "Ich habe zwei Explosionen miterlebt. Hinter uns ist ein Auto explodiert. Zur gleichen Zeit gab es eine Explosion an einem anderen Ort", beschreibt ein Reporter von Al Jazeera die Situation. Er befinde sich gerade mitten auf der Straße. Es seien viele Krankenwagen hier, überall herrsche Chaos.
Die Spitäler sind bereits von der Explosionswelle am Dienstag – da flogen Pager in die Luft – vollkommen überlastet. Viele der rund 2.800 Verletzten müssen am Auge operiert werden. "Die meisten Verletzten haben schwere Augenverletzungen, andere Chirurgen mussten Arme amputieren", sagte ein Augenarzt in einem der großen Krankenhäuser in Beirut. Wegen der großen Zahl an Verletzten hätten plastische und Zahnchirurgen am späten Abend und in der Nacht aushelfen müssen.
Gesundheitssystem enorm unter Druck
Der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad besuchte Opfer in mehreren Krankenhäusern und sagte, die Menschen hätten vor allem Verletzungen an Augen, anderen Teilen des Gesichts sowie Händen und Unterleib erlitten. Vermutlich hatten viele Opfer die als Pager bekannten Funkempfänger in der Hand oder in der Hosentasche, als sie explodierten.
Bildstrecke: Zweite Welle: Walkie-Talkies der Hisbollah explodieren
Das Gesundheitssystem im Libanon steht enorm unter Druck und ist auf eine so große Zahl an Verletzten kaum vorbereitet. Wegen einer seit Jahren andauernden Finanzkrise und einer beispiellosen Abwertung der örtlichen Währung haben viele Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen Probleme, Arzneimittel und andere Ausrüstung zu beschaffen.
Notwendige Operationen stauen sich an
"Die Krankenhäuser waren überwältigt", sagte Sulaiman Harun, Leiter des Krankenhaus-Syndikats im Libanon, der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten der Verletzten müssten sofort operiert werden, einige hätten nach den Explosionen am Dienstagabend aber bis Mittwoch warten müssen. "Unseren Krankenhäusern fehlt es an Arzneimitteln wegen der fragilen Lage in unserem Gesundheitssystem."
Der Irak schickte ein Flugzeug mit Arzneimitteln. Im Süden von Beirut bauten Helfer mehrere Zelte auf, um Blutspenden zu sammeln. Auch das Gesundheitsministerium rief die Libanesen auf, Blut zu spenden.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- UN-Generalsekretär António Guterres warnt vor einer möglichen massiven Eskalation im Nahost-Konflikt nach einer Serie von Explosionen im Libanon, die als Präventivschlag vor einer größeren Militäroperation interpretiert werden könnten
- Die libanesischen Krankenhäuser sind aufgrund der vielen Verletzten und der anhaltenden Finanzkrise überlastet, während das Gesundheitssystem unter enormem Druck steht