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Expertin nennt, was für Israel "wirklich gefährlich" wi
Israel bombardiert Hamas-Terroristen im Gazstreifen, Leidtragende sind die Bürger. Eine Nahost-Expertin äußerte im ORF eine weitere Gefahr für Israel.
Während die israelische Luftwaffe Gegenschläge auf die Hamas-Terroristen im Gazastreifen durchführt, versuchen immer mehr Bewohner von Gaza, über die Grenze nach Ägypten zu flüchten. Aber: Ägypten hält die Grenze, auf der sich auf der einen Seite Flüchtlinge und auf der anderen Seite Hilfsgüter für Gaza stauen, eisern geschlossen. Warum, erklärte die Nahost-Expertin Bente Scheller am späten Montagabend in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Armin Wolf.
"Dann hat das schnell ein Ende"
Ägypter würden für humanitäre Güter nach Gaza die Grenze öffnen wollen, sich aber weigern, Flüchtlinge aufzunehmen, so die Expertin. Das Land befinde sich selbst in einer schweren Wirtschaftskrise und wolle sich nicht zusätzliche Problematiken auferlegen. Gebe es da keine Verpflichtung, zu helfen? Ägypten sei ein sehr großes Land, bestehe aber zu weiten Teilen aus Wüste, weswegen die Versorgung schwierig sei, so Scheller. Solidaritätsbekundungen seien da, aber wenn es ums Handeln gehe, "hat das schnell ein Ende".
Durch die "grausamen Angriffe der Hamas" seien "viele Traumata" aufgeflammt, deswegen sei die israelische Regierung im Handlungszwang, auch etwas dagegen zu unternehmen, so Scheller. Dazu wolle Israel auch die angekündigte Bodenoffensive starten, das wäre aber "mit riesigem Leid für die Bevölkerung" verbunden. Könne man die Geiseln überhaupt militärisch befreien? "Ich nehme an, dass bereits verhandelt wird", so die Expertin, hierfür werde "alles getan", nur außerhalb des Lichts der Öffentlichkeit.
"Sie zu entmachten mag möglich sein"
Die Hamas-Terroristen würden aber wissen, dass die Geiseln das einzige Verhandlungsmittel sei, das man habe, deswegen sei es vermutlich schwierig, sie tatsächlich militärisch befreien zu können. "Sie zu entmachten mag möglich sein, sie auszulöschen, das stelle ich mir schwierig vor", so die Expertin zu Israels Kampfansage, die Hamas vollkommen auslöschen zu wollen. Der 11. September habe gezeigt, dass einige radikale Kräfte bekämpft, andere dafür aber gestärkt wurden.
Gefährlich könne es für Israel auch werden, wenn sich die Hisbollah zu einer Eskalation entscheide, dafür gebe es derzeit aber keine Anzeichen, so Scheller. Die Hisbollah habe sich aber mit Aussagen in Zugzwang gebracht, "eine zweite Front" eröffnen zu wollen – und sei ein "Gegner, der wirklich gefährlich wäre, den Staat nicht auszulöschen, aber schwer zu treffen". Für den Iran sei es jedoch "nicht die Priorität, hier zu eskalieren". Die Analyse der Expertin: Frieden im Nahen Osten sei "heute weiter weg als je zuvor", aber "die Hoffnung stirbt immer zuletzt".