"Insolvenz wahrscheinlich"

Experte deckt auf – Benkos Signa steht vor der Pleite

Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann bezweifelt, dass Signa aus dem Finanz-Schlamassel herauskommt.

Angela Sellner
Experte deckt auf – Benkos Signa steht vor der Pleite
René Benko hat den Vorsitz im Beirat der Signa zurückgelegt. Wie weit dieser Rückzug geht, ist ungewiss.
dpa

Einen Tag nach dem Rückzug von René Benko von der Spitze seines Immobilienkonzerns Signa sind die Aussichten für das Unternehmen weiter düster. Die Anzeichen mehren sich, dass es um die Signa noch schlimmer steht als zuletzt vermutet.

"Signale deuten auf Insolvenzgefahr"

Der deutsche Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein äußert die Befürchtung, "dass es nicht nur Zahlungsschwierigkeiten gibt, sondern das Unternehmen kurz vor der Insolvenz steht". Alle Signale und die Geschwindigkeit, mit der eine schlechte Nachricht derzeit auf die nächste folge, würden auf diese Insolvenzgefahr deuten, sagte Heinemann im "Ö1-Mittagsjournal".

Benko selbst hatte am Mittwoch anlässlich seines Rückzugs zwar gesagt: "Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann." Er sei sich da aber nicht so sicher, formuliert es Experte Heinemann: "Auch Benkos Gesellschafter glaube das nicht mehr." Zuletzt hatten ja einige Signa-Miteigentümer wie Berater-Legende Roland Berger und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller ihren Ausstieg angekündigt. 

Laut Heinemann kommt es jetzt darauf an, ob es dem zur Restrukturierung der Signa eingesetzten deutschen Sanierer Arndt Geiwitz gelinge, die Banken zu beruhigen. Insbesondere müsse Transparenz geschaffen werden bei dem Geflecht von rund 1.000 Firmen unter dem Dach der Signa.

Wovon zieht sich Benko überhaupt zurück?

Unklarheiten sieht Heinemann auch im Zusammenhang mit dem Rückzug Benkos. Da er ja seit längerer Zeit keine operativen Funktionen bei Signa hatte, stelle sich die Frage, wovon er sich überhaupt zurückziehe. Die Stimmrechte für seine über 50 Prozent Signa-Anteile dürfte Benko noch nicht übertragen haben, meint Heinemann. In der Tat war in der Signa-Aussendung zu Benkos Abtreten vom Mittwoch von einer Übertragung der Stimmrechte keine Rede. Entsprechende Anfragen wurden vom Unternehmen bisher nicht beantwortet.

Hunderte Millionen fällig

In den nächsten Wochen stehen laut Heinemann jedenfalls etliche Refinanzierungen an und die Banken seien von der Aufsicht angewiesen worden, bei der Signa "genauer hinzuschauen - was offensichtlich in der Vergangenheit nicht der Fall war". Dem Vernehmen nach braucht Signa jetzt 200 bis 400 Millionen Euro. Das ist auch laut Heinemann "der Betrag, der bis Ende November fällig ist". Bis Jahresende sollen es bis zu einer Milliarde Euro sein.

Wenn Benko jemand aus dem Hut zaubern könnte, hätte er das schon getan
Gerrit Heinemann
Wirtschaftswissenschaftler

Kein Ölscheich oder Oligarch

Benko selbst soll in den letzten Wochen fieberhaft versucht haben, frisches Geld für die Signa aufzustellen, etwa in Saudi-Arabien. "Wenn Benko jemanden aus dem Hut zaubern könnte - einen Ölscheich oder Oligarchen - hätte er das schon getan", meint Heinemann. Die Banken wären jetzt wohl das Zünglein an der Waage. Die Signa-Immobilien dürften in der allgemeinen Marktsituation teils deutlich an Wert verloren haben - der Abwertungsbedarf bedeutet für die Banken ein hohes Risiko. Für Heinemann ist es daher denkbar, dass Sanierer Geiwitz einen außergerichtlichen Vergleich erzielt - was quasi ein außergerichtliches Insolvenzverfahren sei. 

Zahlungen bleiben aus

Für wahrscheinlicher hält Heinemann allerdings ein echtes Insolvenzverfahren - "zumal ja seit einigen Wochen keine Zahlungen erfolgen, die erfolgen müssten". Deshalb stehen derzeit etliche Signa-Großbaustellen still, etwa der Elbtower in Hamburg oder die KaDeWe-Erweiterung in Berlin.

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