Mildes Urteil

Ex-Putzfrau gründet Firma, staubte 336.000 Euro ab

Geldnot macht erfinderisch: Um ihre vier Kinder ernähren zu können, ließ sich eine 50-Jährige mit E-Mail-Betrügern ein und kassierte eine Haftstrafe.

Christian Tomsits
Ex-Putzfrau gründet Firma, staubte 336.000 Euro ab
Durch das reumütige Geständnis konnte die ehemalige Reinigungskraft (m.) nach der Verhandlung ihre Familie wieder in den Arm nehmen. Dank ihres Anwalts kam sie mit einer milden Strafe davon.
Denise Auer

Nachdem sie ihren Job als Reinigungskraft in einem Hotel an den Nagel gehängt hatte, wählte eine in Pakistan geborenen Niederländerin (50) unsaubere Mittel, um ans große Geld zu kommen: "Ich habe vier Kinder, die studieren und in die Schule gehen. Das Geld war immer knapp. Ich habe zuerst nicht gewusst, worauf ich mich da einlasse", sagte sie am Mittwoch am Wiener Landl.

Für zwei Pakistaner, die offenbar längst über alle Berge des Hindukusch verschwunden sind, hatte die verzweifelte Frau ihren Wohnort im August 2023 nach Österreich verlegt und eine "Trading"-Firma mit Sitz in Wien eröffnete. Von dort wurde mit gefälschten E-Mail-Köpfen eine große Chemie-Firma aus Enns (OÖ) ersucht, einem bereits existierenden Geschäftspartner eine "ausständige" Zahlung auf "neue" Kontodaten zu tätigen – der täuschend echte Betrug klappte.

Ganze 336.000 Euro landeten so am Konto der angeklagten Beitragstäterin, die das Geld anschließend verteilte. Erst nach einem Monat flog die Sache auf. "Ich bekam 15.000 Euro Provision und musste das Geld auf andere Konten weiterleiten", erklärte sie. "Wo das Geld ist, weiß sie nicht", bekräftigte ihr Anwalt Sascha Flatz. "Sie war nur Handlangerin."

Zwei ihrer Kinder begleiteten die 50-Jährige beim Prozess, auch ihr Anwalt unterstützte sie bei ihrem reumütigen Geständnis. "Sie ist eine einfache Frau und fungierte als nützliche Idiotin für die kriminellen Hinterleute. Wenn sie gewusst hätte, dass das illegal war, hätte sie es nie gemacht. Sie war zu leichtgläubig", so der Jurist.

Mildes Urteil: 15 Monate bedingte Haft

Aufgrund eines internationalen Haftbefehls klickten im April die Handschellen, die Ex-Putzfrau saß bis vor Kurzem ganze zwei Monate in U-Haft. Nach kurzer Verhandlung wurde sie schließlich wegen Beitragstäterschaft zum schweren Betrug mit milden 15 Monaten bedingter Haft bestraft – rechtskräftig. Die einkassierten 15.000 Euro muss sie zurückzahlen. Nach den Hintermännern wird gefahndet.

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