Ukraine-Angriff schockiert
Ex-NATO-Botschafter: "Sind am Abgrund eines Atomkriegs"
Die Ukraine hat einen Angriff auf ein Atomraketen-Warnsystem in Russland gestartet. Ein ehemaliger russischer NATO-Botschafter befürchtet Schlimmes.
Bei einem ukrainischen Drohnenangriff soll nach inoffiziellen Berichten ein Radar des russischen Frühwarnsystems gegen anfliegende Atomraketen beschädigt worden sein. Fotos von Schäden an der Anlage nahe der Stadt Armawir in Südrussland seien in russischen und ukrainischen Kanälen aufgetaucht, schrieb das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) in seinem Lagebericht am Freitagabend.
"Am Abgrund eines Atomkriegs"
Von Moskauer Seite äußerte sich am Samstag der ehemalige russische Botschafter bei der NATO, Dmitri Rogosin. Im sozialen Netzwerk X schrieb er von einem Schaden am Frühwarnsystem - "einem Schlüsselelement der militärischen Steuerung der strategischen Nuklearstreitkräfte". Rogosin, mittlerweile Senator im russischen Föderationsrat, warf den USA vor, diesen Angriff geplant oder zumindest davon gewusst zu haben.
Mit solchen Aktionen rücke die Welt näher an den Abgrund eines Atomkriegs, warnte er. "Wenn der Feind mit solchen Aktionen nicht gestoppt wird, wird ein irreversibler Zusammenbruch der strategischen Sicherheit der Atommächte beginnen", schrieb er. Der Kreml oder das russische Verteidigungsministerium äußerten sich nicht.
Wie antwortet Russland?
Angesichts der russischen Nukleardoktrin gewinnt der Angriff Kiews an zusätzlicher Brisanz. Laut Doktrin legitimiert ein Angriff auf Teile des Nuklearwaffenkomplexes einen Nukleareinsatz. Vereinfach gesagt, werden Atomwaffen benützt, wenn (1) ein Gegner einen Angriff mit solchen oder anderen Massenvernichtungswaffen bereits begonnen hat; (2) ein Angriff welcher Art auch immer auf Infrastruktur die russische Nuklearmacht zu "unterminieren" droht - darunter könnte der jüngste ukrainische Angriff fallen; und wenn (3) eine konventionelle Aggression die Existenz des russischen Staates bedroht.
Auch Krim attackiert
Berichten zufolge sei der Angriff in der Nacht auf Donnerstag erfolgt, als die Ukraine auch einen Kommunikationsknoten der russischen Armee auf der Halbinsel Krim nahe Aluschta mit Raketen beschoss. Das russische Frühwarnradar vom Typ Woronesch-DM bei Armawir kann angreifende Atomraketen auf 6.000 Kilometer Entfernung erkennen. In der Kette solcher Radarstationen überwacht es den Luftraum über der Krim und Südwesteuropa hinaus bis weit auf den Atlantik.