"Muss endlich raus"

Ex-Kicker über Krankheit: "Mein Leben ist ein Drama"

Der Ex-Fußballer Kay Voser spielte unter anderem erfolgreich in England. Was er niemandem erzählte: Der 36-Jährige litt seit langem an Schizophrenie.

Sport Heute
Ex-Kicker über Krankheit: "Mein Leben ist ein Drama"
In England war der Außenverteidiger für Fulham aktiv.
imago images/Shutterstock

Der Schweizer, Kay Voser, war erfolgreicher Fußballspieler, stand für die Grasshoppers Zürich, den FC Basel mit Ex-Austria-Trainer Thorsten Fink und für Fulham am Platz. Der Schweizer feierte in seiner Karriere drei Meistertitel und zwei Cupsiege in der Schweiz. Was der 36-Jährige niemandem erzählte: Er litt seit seiner Kindheit an Schizophrenie. 

"Weil es endlich raus muss", so beginnt Kay Voser das Interview mit dem "Blick". Und weiter: "Zu lange musste ich Dinge verheimlichen, die eigentlich zu mir gehören, ein Teil von mir sind, meine Ängste und Psychosen. Mein Leben ist ein einziges Drama." Seitdem Voser denken kann, leidet er an der psychischen Krankheit, sieht sie als Teil von sich.

Niemand wusste bescheid

Das Umfeld von Voser war sehr schwierig: "Mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter manisch-depressiv und ich schizophren." Er suchte Hilfe in Parallelwelten, die der Ex-Kicker in seinem Kopf erschaffen hatte. Seine Angstvorstellungen und Realitätsstörungen machten auch vor dem Fußball nicht halt. "Es gab jeweils den einen Moment, in dem sich alles änderte, in dem ich plötzlich funktionierte und alles Belastende ablegen konnte", meint der Ex-Legionär. 

Und weiter: "Die Störungen habe ich, seit ich denken kann, und die gehen auch nicht weg. Manchmal sind sie schlimmer, manchmal weniger schlimm. Es gab also auch in Basel viele Momente, die schwierig waren." In Basel spielte Voser unter Ex-Austria-Coach Fink. "Ich habe meine Verheimlichungsstrategien im Verlauf meines Lebens immer mehr verfeinert und bin ein König im Verstecken und Verschweigen geworden. Aber ich glaube, Fink war der Erste, der merkte, dass etwas nicht stimmt."

Drogen und Alkohol als Tiefpunkt

In Basel war vor allem der Anfang schwer. "Ich ging in schwierigen Momenten oft den falschen Weg, habe ab und zu auch mit Alkohol übertrieben. Ich habe verzweifelt Halt gesucht.", erinnert sich der Ex-Profi. Dann kam der Wechsel nach Fulham in die zweite englische Liga: "Ich wusste, wenn ich hier unterschreibe, muss ich mir keine Geldsorgen mehr machen. Leider habe ich unterschrieben."

Zuvor ließ er es mit seinen Ex-Teamkollegen im Sommer aber Krachen: "In den Ferien nach Saisonende war ich mit anderen FCB-Spielern auf Ibiza. Da verlor ich total den Bezug zur Realität. Wir waren auf einer Yacht. Es war so viel Geld und Luxus im Spiel, und plötzlich waren da überall diese Gelegenheiten."

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    In England dann der Tiefschlag: "Ich hatte immer Angst vor Drogen. Aber um mit meinen Ängsten klarzukommen, muss ich mich ihnen stellen. Das war schon immer so. Ich verdiente also wahnsinnig viel Geld, war sportlich isoliert, wohnte in einer fremden Großstadt, fühlte mich radikal einsam, meine Mutter erkrankte an Krebs, meiner Schwester ging es auch nicht gut. Zusammengefasst: Mein Zustand war besorgniserregend. In dieser Krise ließ ich mich zum Koksen verführen und bin aufgeflogen."

    "Der Fußball hat mein Leben gerettet"

    Nach seiner Zeit bei Fulham ging er zurück in die Schweiz, bevor er 2020 seine Karriere beendete. "Ich glaube, mein Talent hätte für eine viel größere Karriere ausgereicht. Aber ich bin dem Fussball trotzdem unendlich dankbar. Er hat mein Leben gerettet."

    red
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