"I hob mi nur gwehrt"
Ex beißt Wiener in Arm, aber ER muss auf Anklagebank
Skurriler Prozess um das Opfer einer Biss- und Messerattacke. Weil er sich zur Wehr setzte, wurde ein schwerverletzter Wiener angeklagt.
Das eher patscherte Leben eines gebürtigen Kärntners (53) hätte im vergangenen Sommer in Wien beinahe ein gewaltsames Ende genommen. Am 14. Juli wurde der u.a. wegen Raubes vorbestrafte René E. vom neuen Freund (43) seiner 35-jährigen Ex vor deren Wohnung mit einem Messer attackiert. Dafür kassierte der Angreifer – ein Tschetschene – kurz vor Weihnachten wegen versuchten Mordes 18 Jahren Haft, wir berichteten.
Weil der frühpensionierte Porschefahrer zuvor jedoch die Freundin geschlagen haben soll, musste sich der Mann, der schwere Schnittverletzungen und eine Gehirnblutung überlebte, nun selbst wegen Körperverletzung am Wiener Landl verantworten. Denn vor dem fast fatalen Messerangriff soll er zuvor die Ex vor deren Wohnung bedrängt und mit Schlägen an Stirn und Nase verletzt haben. "I bin no im Spital glegen, do hots mi anzeigt", staunte er in "Heute".
"Mei Hund, a klana Zwergpinscher, is durch die Wohnungstüre eineg’rennt. I wollt erm nur wieder hobn", erklärte er dem Richter sein Hämmern gegen die Türe. Anwältin Astrid Wagner sprang ihm zur Seite: "Ja, er hat Vorstrafen und es schaut nicht so gut für ihn aus – aber es war ganz anders."
Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe!
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Dann erklärte der 53-Jährige, wie es seiner Meinung nach wirklich war. "Sie hot mi biss’n, i hob mi nur g’wehrt", zeigte er aufgebracht, wie er mit den Ellbogen nach hinten ausholte, um die bissige Ex abzuwerfen. Dabei soll sie gegen die Wand gedrückt und verletzt worden sein. Dann kam plötzlich der neue Freund ins Spiel – das Ende ist bekannt.
Tatsächlich identifizierte der Gerichtsgutachter-Koryphäe Dr. Christian Reiter ein "massives, ringförmiges Hämatom mit Aussparung in der Mitte" am Oberarm des armen Angeklagten als Bissspur. "De Freindin wor immer so aggressiv, wann’s wos trunk’n hot", sagte der Wiener, tatsächlich habe sie 2,4 (!) Promille Alkohol im Blut gehabt.
"Ich bin mir jetzt sicher, dass ich unsicher bin, wie alles abgelaufen ist", erklärte der Richter kopfschüttelnd seinen Freispruch im Zweifel. Beide Parteien waren mit einem gegenseitigen Kontaktverbot einverstanden. "Wir tun uns nicht gut", realisierte der Mann schließlich und will nun sein Leben umkrempeln.
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Auf den Punkt gebracht
- Ein Wiener wurde nach einer Messerattacke durch den neuen Freund seiner Ex-Freundin schwer verletzt und musste sich dennoch wegen Körperverletzung vor Gericht verantworten.
- Der Richter sprach ihn im Zweifel frei