Niederösterreich

EVN will Sonderdividende auszahlen – Politik tobt

Die EVN will eine Sonderdividende in Höhe von über 100 Mio. Euro ausschütten. FP, SP, NEOS und Grüne reagieren verärgert.

Erich Wessely
Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf
Die EVN-Zentrale in Maria Enzersdorf
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Die Parteien in Niederösterreich haben am Dienstag Kritik daran geübt, dass die EVN eine Sonderdividende auszuschütten gedenkt. In Aussendungen forderten zuerst FP und dann SP, dass der Strompreis gesenkt werden müsse.

Es seien nicht "nur die Aktionäre zu befriedigen, sondern alle Haushalte zu entlasten", betonte der Freiheitliche Klubobmann im NÖ Landtag, Reinhard Teufel. Er forderte "eine Lösung, von der vor allem jene profitierten, die sich schon jetzt das Leben nicht mehr leisten könnten". Eine Senkung der Stromtarife sei nur recht und billig, zumal sich die internationalen Energiepreise schon seit Wochen im Sinkflug befänden, argumentierte Teufel.

"Nur den Kopf schütteln"

Sie könnten "nur den Kopf schütteln", reagierten Sven Hergovich, designierter Vorsitzender der SPÖ Niederösterreich, und Klubchef Hannes Weninger. Sie wiesen darauf hin, dass der Versorger bei den Stromtarifen noch immer im Spitzenfeld aller privaten und öffentlichen Anbieter Österreichs liege. Dennoch komme die EVN "auf die grandiose Idee, ihren Aktionären eine Sonderdividende auszuschütten, anstatt die gesunkenen Preise am Strommarkt an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben".

"Geld an die Kunden weitergeben"

Kritik übte auch NEOS-Landesparteivorsitzende Indra Collini an der geplanten Ausschüttung einer EVN-Sonderdividende. „Die Landesregierung ist nun gefordert, dieses Geld nicht zum Stopfen der Budgetlöcher zu verwenden, sondern an die Kunden weiterzugeben und in den Netzausbau zu investieren. Wir werden über unsere Petition gegen den Strompreiswahnsinn jedenfalls weiterhin Druck ausüben, damit die Landesregierung ihre Verantwortung als Eigentümervertreterin der EVN wahrnimmt und die Strompreise endlich gesenkt werden.“

"ÖVP und FPÖ zocken unsere Haushalte ab"

Landtagsabgeordneter Georg Ecker von den Grünen NÖ kritisierte die Auszahlung einer Sonderdividende ebenfalls scharf: „Schwarz-Blau lässt die EVN gewähren und hält in Niederösterreich die Stromtarife auf einem viel zu hohen Niveau. Damit zocken ÖVP und FPÖ in Niederösterreich unsere Haushalte ab. Gleichzeitig werden mittels Sonderdividende die Aktionäre mit den Überschüssen belohnt und über die Mehreinnahmen durch die Haushalte bereichert. Daher Rote Karte für die Abzocke.“ Der Grüne beharrt darauf, dass die Preissenkungen an den Strombörsen endlich an die Kunden weitergegeben werden.

„Eine Rückkehr zur GmbH zu 100 % in Landeshand nach dem steirischen Vorbild ist der sicherste Weg zu niedrigen Tarifen, denn dann schauen zu 100 % die Grünen als Opposition der EVN auf die Finger“, schließt Ecker ab.

Das sagt Landeshauptfrau

Der niederösterreichische Strompreisrabatt werde aus der Dividende von Landesbeteiligungen und Gewinnen der EVN finanziert, "das heißt, wir haben einen Vorgriff gemacht", unterstrich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (VP) am Rande der Pressekonferenz zu den Corona-Fonds am Dienstag - mehr dazu hier. Weiters werde man genau darauf schauen, dass die EVN auch in Zukunft die Preise soweit und so rasch es geht herabsetzt.

Für Global 2000 ist eine Auszahlung der Sonderdividende in der aktuellen Situation "völlig inakzeptabel". Das Geld solle stattdessen verwendet werden, um Haushalten beim Wegkommen von Gasheizungen zu helfen, wurde in einer schriftlichen Stellungnahme betont.

Land NÖ ist Mehrheitseigentümer

Nur zur Veranschaulichung: Das Land Niederösterreich ist Mehrheitsaktionär bei der EVN mit ihrer NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH (51 Prozent), dazu kommt die Stadt Wien mit 28,36 Prozent, der Rest ist in Streubesitz (16,82 Prozent) bzw. Fonds oder der EVN AG selbst (0,92 Prozent).

111 Mio. Euro sollen ausgeschüttet werden

Die EVN hatte am Montagabend angekündigt, dass Aktionäre zur Basisdividende von zumindest 52 Cent je Aktie eine Sonderdividende von 62 Cent erhalten sollen. Die Sonderausschüttung betrage 111 Mio. Euro. Die Aktionäre sollen vom Verbund-Anteil der EVN profitieren. Etwa 47 Mio. Euro der Verbund-Dividende von 158 Mio. Euro sollen in vorgezogene Investitionen fließen. Dem Dividendenvorschlag müssen noch der EVN-Aufsichtsrat und die Hauptversammlung 2024 zustimmen.

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