Wirtschaft
EU will unabhängiger vom russischen Gas werden
Die Krim-Krise hat in Europa die Diskussion über mehr Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen angefacht. In Brüssel debattierten am Freitag die 28 Staats- und Regierungschefs der EU über diese Frage. Österreich speist rund die Hälfte seines Energiebedarfs aus Russland, einige osteuropäische Länder beziehen ihre Versorgung fast völlig vom russischen Monopolisten Gazprom.
hat in Europa die Diskussion über mehr Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen angefacht. In Brüssel debattierten am Freitag die 28 Staats- und Regierungschefs der EU über diese Frage. Österreich speist rund die Hälfte seines Energiebedarfs aus Russland, einige osteuropäische Länder beziehen ihre Versorgung fast völlig vom russischen Monopolisten Gazprom.
Als Lehre aus dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland über Gaslieferungen 2006 und 2009 hat die EU bereits Projekte in diese Richtung angestoßen. Die Krim-Krise dürfte diese Prozesse beschleunigen.
Gas in beide Richtungen pumpbar
EU-Kommissar Günther Oettinger will den Binnenmarkt im Energiebereich bis Jahresende vollenden. Ob das gelingt, steht zwar noch nicht fest, aber das Projekt wird vorangetrieben. Energie soll dann ohne Barrieren zwischen den EU-Mitgliedern ausgetauscht werden - und zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher führen. Zu diesem Zweck soll die Technik ausgebaut werden, Gas in beide Richtungen durch eine Pipeline pumpen zu können. Das soll auch der Ukraine zugutekommen, das Gas aus der EU über die Slowakei erhalten und damit weniger abhängig von Russland werden soll.
Verfahren gegen Gazprom
Oettingers Kommissions-Kollege Joaquin Almunia geht zudem im Wettbewerbsbereich gegen die russische Marktmacht vor. Schon weit vor der Krim-Krise eröffnete er ein Verfahren gegen Gazprom. Die Brüsseler Behörde prüft, ob die Russen Gas-Lieferungen zwischen EU-Ländern behindert haben und ob die Koppelung des Gaspreises an den Ölpreis rechtens gewesen ist. Die Kommission kann Gazprom mit einer Strafe von bis zu 15 Milliarden Dollar belegen. Der russische Monopolist bedient allein ein Viertel der Gas-Nachfrage in Europa.
Größere Vorräte anlegen
Zudem müssen die EU-Staaten mit den Vorräten in ihren Gasspeichern den heimischen Energiebedarf für 30 Tage abdecken können. In denjenigen Ländern, die besonders abhängig sind von russischem Gas, sollen verstärkt Terminals für die Lieferung von Flüssiggas (LNG) gebaut werden. Das Gas könnte unter anderem aus Katar oder Norwegen stammen. Auch der Iran ist als Energiequelle wieder denkbar, sollte die langjährigen Sanktionen durch eine Einigung im Atomstreit bis zur gesetzten Frist im Juli geschafft werden.
Schiefergas aus den USA
In diesem Kontext sind auch die Gespräche zwischen der EU und den USA über ein Freihandelsabkommen bedeutsam. Die USA haben sich mit ihrem massiven Ausbau von Schiefergas fast komplett unabhängig gemacht von Lieferungen aus dem Ausland und dürften bald große Gas-Mengen exportieren. Die Schiefergastechnik ist in der EU zwar umstritten, die EU-Kommission will hier aber keine strikte Regulierung vornehmen.
Erneuerbaren Energie
Unabhängig von der Entwicklung der Krim-Krise wird der Einfluss Russlands im Energiebereich in den kommenden Jahren abnehmen. Denn der Ausbau der Erneuerbaren Energien in der EU führt zu mehr Unabhängigkeit. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Anteil der Erneuerbaren am Energiemix bis 2030 auf 27 Prozent zu erhöhen.