Festnahme, dann U-Haft

EU-Haftbefehl – "Kellervater" tappte in Polizeifalle

Paukenschlag in der Causa um den streitbaren "Kellervater". Offenbar in Ungarn untergetaucht, wurde der 56-Jährige nun aufgespürt und festgenommen.

Christian Tomsits
Tom L. (r.) darf angeblich nicht aus der JA Krems (NÖ) telefonieren. Anwältin Astrid Wagner ist über die Justiz empört.
Tom L. (r.) darf angeblich nicht aus der JA Krems (NÖ) telefonieren. Anwältin Astrid Wagner ist über die Justiz empört.
Denise Auer

Brisante Wende im Fall des "Kellervaters" von Obritz (NÖ): Gegen Tom L. (56) wird aktuell wegen Anlagebetrugs ermittelt. Der streitbare Niederösterreicher sitzt bereits seit einer Woche in Krems in U-Haft. Nach "Heute"-Infos wurde der 56-Jährige am 6. April im südungarischen Lenti festgenommen.

Festnahme in Ungarn nach EU-Fahndung

Der untergetauchte Lebenskünstler und Autor umstrittener Werke tappte demnach in eine Polizei-Falle. Bei einer Dokumentenüberprüfung im Zuge einer Verkehrskontrolle kam heraus, dass ein internationaler Haftbefehl gegen den Autolenker vorliegt – noch am Straßenrand wurden dem Niederösterreicher die Handschellen angelegt.

Ohne sich von seinen Liebsten verabschieden zu können, kam der Familienvater zuerst in Polizeigewahrsam, zwei Tage später in Auslieferungshaft nach Budapest. Rund um den 23. April wurde er in die JA Krems überstellt. Vier Zeugen belasten den 56-Jährigen, sich von ihnen durchaus hohe Beträge einverleibt zu haben. Tom L. soll vorgetäuscht haben, das Geld in Gold und Silbermünzen anzulegen. Der Verdacht des schweren Betrugs liegt vor! Es gilt die Unschuldsvermutung.

EU-Haftbefehl – "Kellervater" tappte in Polizeifalle
Betrugsverdacht: Nun sitzt Kellervater Tom L. (56) in U-Haft. Er wohnte einst mit seinen 6 Kindern illegal in einem Presshaus in Obritz (Hintergrund).
Denise Auer/privat

Der sogenannte "Kellervater" bestreitet die Vorwürfe und beschwert sich indes über die schlechten Haftbedingungen in Ungarn. Auch in Österreich sollen seine Rechte als Beschuldigter beschnitten werden. Offenbar wurde ihm das Telefonieren untersagt – auch seine Anwältin Astrid Wagner dürfe er nicht anrufen. Die Star-Juristin spricht von "massiven Missständen" und tobt: "Wir Anwälte werden von der Justiz in unserer Arbeit behindert."

Ihr Mandant geriet vergangenes Jahr als "Kellervater von Obritz" in die Schlagzeilen, weil er mit seinen nicht angemeldeten Kindern illegal in einem alten Preßhaus in der Kellergasse lebte. Bei einer Kontrolle des Jugendamts hatte er zwei Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft mit Pfefferspray "begrüßt" und wurde im Zuge einer Razzia durch die Cobra im Februar 2022 festgenommen. Man fand neben massiven Essensvorräten auch illegale Waffen bei ihm und vermutete eine Nähe zur verschwörungsgläubigen Prepper-Szene. Diese Vorwürfe bestritt der Mann stets.

Zwar bekam der 56-jährige Lebenskünstler nach längerem Kampf seine sechs Kinder zurück. Doch noch vor der Urteilsverkündung in seinem Prozess wegen Widerstands und versuchter Körperverletzung in Korneuburg (NÖ) tauchte der Österreicher samt seiner Familie in Ungarn unter. Von den Betrugsvorwürfen habe er bis zu seiner Festnahme nichts gewusst.

Weinkeller in Obritz: Hier lebte achtköpfige Familie

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    Ein Mann lebte mit seiner Partnerin und sechs Kindern in einem Weinkeller in Obritz.
    Ein Mann lebte mit seiner Partnerin und sechs Kindern in einem Weinkeller in Obritz.
    Screenshot ORF NÖ

    Auf den Punkt gebracht

    • Der "Kellervater" von Obritz sitzt in Krems in U-Haft, nachdem er in Ungarn festgenommen wurde
    • Er wird wegen Betrugs ermittelt, nachdem vier Zeugen behaupten, dass er hohe Geldbeträge für sich behalten hat
    • Der 56-Jährige bestreitet die Vorwürfe und klagt über unmenschliche Haftbedingungen in Ungarn und Österreich
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