Darum kandidiert Petrovic

"Es ist in den letzten Jahren vieles schiefgelaufen"

Madeleine Petrovic bezog im TV-Interview mit Armin Wolf Stellung zu Klimawandel, Corona und Ukraine-Krieg – mit gemischtem Ergebnis.

Newsdesk Heute
"Es ist in den letzten Jahren vieles schiefgelaufen"
Madeleine Petrovic in der ZIB2 mit Armin Wolf am 13. August 2024.
Screenshot ORF

Die ehemalige Grünen-Chefin Madeleine Petrovic (68) tritt mit ihrer gleichnamigen Liste bundesweit zur Nationalratswahl an. Dienstagnacht stellte sie sich im ZIB2-Studio den knallharten Fragen von Armin Wolf. Dominik Wlazny, Chef der Bierpartei, wäre auch geladen gewesen, gab dem ORF aber einen Korb.

"Ich kandidiere nicht primär gegen meine eigene Partei, sondern mit einer neuen Liste", erklärt Petrovic gleich zu Beginn des Interviews. Sie, die rund 30 Jahre Spitzenfunktionärin bei den Grünen gewesen war, mittlerweile aber ausgetreten ist, spricht von einer bedenklichen Entwicklung. Grundrechte seien aufgeweicht worden, im Umweltschutz zu wenige konkrete Aktionen gesetzt worden.

"Es ist in den letzten Jahren, insbesondere seit der Corona-Zeit, in Österreich vieles schiefgelaufen", sagt sie. Nicht zuletzt wegen der kriegerischen Ereignisse auf der Welt sei es jetzt "hoch an der Zeit für eine neue Bewegung".

Deren Forderungen gestalten sich aber zwiespältig. So setzt sie sich sehr für Tier- und Umweltschutz ein, zieht aber die Klimapolitik und vor allem die Rolle von CO2 beim Klimawandel in Frage. In der ZIB2 tönte Petrovic dazu so: "Es ist keine Frage, dass Menschen die Umwelt und auch wahrscheinlich, jedenfalls das kleinräumige Klima, aber wahrscheinlich auch das großräumige Klima beeinflussen."

Als Tierschützerin kritisiert sie scharf, dass aus dem EU-Green Deal der Tierschutz "komplett rausgefallen" wäre. "Das ist ein schwerer Fehler".

VIDEO: Madeleine Petrovic in der ZIB2

Klimawandel

Sie erklärt mit Blick auf das ebenfalls stark klimaschädliche Methan: "Wir müssen insgesamt die Emissionen anschauen, nicht nur das CO2". Was Petrovic fordert, wird längst getan – "Heute" berichtete. Andere Treibhausgase in der Atmosphäre werden ebenfalls überwacht. Sie werden häufig auch in CO2-Äquivalenten ihrer Wirksamkeit angegeben.

Die politische Kritik Petrovics daran: Den Menschen würde vorgaukeln, sie müssten nur ein Elektroauto statt einem Benziner kaufen. Ziele zur CO2-Reduktion seien keine Handlungsaufforderung an die Bürger und zu abstrakt. Die Leute würden lieber von der Politik konkrete Maßnahmen sehen, wie etwa, dass in Wien nicht tausend Bäume geschlägert würden.

"Dass Menschen den Planeten negativ beeinflussen, ist überhaupt keine Frage. Das sehen wir ja." So seien absterbende Schutzwälder ein großes Problem, auch in ihrer Heimatgemeinde Gloggnitz.

Corona

Zum Thema Corona startet sie mit einer Attacke auf den ORF durch. Sie vermisse kontroverse Debatten zu verschiedenen Standpunkten im TV. "Die wirkliche Aufarbeitung der Corona-Krise steht noch aus. Da ist was uns so beschäftigt", sagt Petrovic und behauptet, "die meisten Maßnahmen" seien verfassungswidrig gewesen.

Wolf hält dagegen: Der Verfassungsgerichtshof habe 900 Beschwerden erhalten, nur ein Bruchteil sei gerechtfertigt gewesen. Das Resultat daraus, nur 17 und nicht "die meisten" Verordnungen seien nachträglich aufgehoben worden.

Davon will die Ex-Grüne nichts wissen. Sie sät Zweifel an den Studien, die zum Thema erstellt werden, man müsse die Methoden und auch Geldgeber hinterfragen. Gleichzeitig sagt sie, die Wissenschaft sei ihr "heilig".

Ukraine-Krieg

Beim nächsten Brandthema, Ukraine-Krieg, ging es ähnlich weiter. Sie selbst tritt für eine strikte und aktive Neutralitätspolitik Österreich sein. "Ich habe Vorfahren in der Ukraine. Mein ganzes Herz leidet." Derzeit gebe es "keine naheliegende Perspektive, dass das Töten zu einem Ende kommt", dennoch solle alles versucht werden, die Kriegsparteien an einen Tisch zu bekommen.

Ein hehres Ziel, doch um es zu untermauern, wiederholt Petrovic bereits bekannte Behauptungen, dass es überhaupt nicht versucht werde, beide Seiten anzuhören. Dass der Aggressor, Wladimir Putin, immer noch extreme Maximalforderungen stellt, könnte seinen Teil dazu beitragen.

Zur Person

Madeleine Petrovic (*25.06.1956) gilt als grünes Urgestein. Zwischen 1990 und 2003 saß sie für die Öko-Partei im Nationalrat. 1993 hielt sie die mit zehn Stunden und 35 Minuten bis dahin längste Rede in der Geschichte des Hohen Hauses. Im selben Jahr wurde sie zum Ziel von Sprengstoffattentäter Franz Fuchs. Zuletzt war sie langjährige Spitzenfunktionärin in Niederösterreich.
Die Trennung von den Grünen war schmerzhaft, fußte auf Verwerfungen über die Corona-Politik der Regierung. "Sie verbindet die Skepsis gegenüber Impfungen mit dem Thema Naturschutz", sagt Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle zur angesprochenen Wählergruppe.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Madeleine Petrovic tritt mit ihrer gleichnamigen Liste bundesweit zur Nationalratswahl an
    • Dienstagnacht stellte sie sich den knallharten Fragen von Armin Wolf
    • Dominik Wlazny, Chef der Bierpartei, schlug die Einladung ins ZIB2-Studio aus
    red
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