Reisen

Erste Hotels verlangen jetzt "Energiekostenzuschlag"

Der Strompreis hat sich für eine Hotelkette verachtfacht. Gäste müssen deshalb fünf Prozent mehr bezahlen.

Leo Stempfl
Im Nachhinein wurden plötzlich fünf Prozent mehr fällig. (Symbolbild)
Im Nachhinein wurden plötzlich fünf Prozent mehr fällig. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

"20 Minuten"-Leser R. hat nächste Woche in der Innerschweiz einen beruflichen Anlass und darum vor zwei Monaten ein Zimmer im Sonne Seehotel in Eich am Sempachersee gebucht. Nun erhielt er eine Nachricht des Hotels: Wegen der hohen Energiepreise verlangt das Hotel einen Energiekostenzuschlag von fünf Prozent.

Wenn R. mehr als 999 Franken ausgibt, sinkt der prozentuale Zuschlag. Er ärgert sich: "Ich bin mit der Buchung einen Vertrag eingegangen." Als Unternehmer müsse man auch heftige Schwankungen verkraften können, hätten sie sich doch seit Monaten abgezeichnet: "Es kann doch nicht sein, dass jetzt jeder die Preise erhöht", so R.

Er hätte Verständnis, wenn das Hotel, wie vom Bundesrat gefordert, Energie sparen würde und es im Zimmer etwas kälter wäre: "Dann würde ich einen Extra-Pullover mitnehmen. Aber einen Zuschlag, nur damit das Hotel weiter heizen kann, finde ich nicht gut."

"Existenz bedroht"

Beim Hotel zeigt man auf Anfrage Verständnis, verweist aber auf die steigenden Kosten: "Als wir die Stromrechnung für Juli erhielten, die achtmal höher war als im letzten Jahr, mussten wir eine Notmaßnahme treffen", sagt Felix Suhner, Inhaber der Firma Balance Familie, die fünf Hotels mit mehreren Restaurants betreibt. Sie hätten schon viel unternommen, um Strom zu sparen, etwa mit Wärmepumpen und Solaranlagen.

Das Unternehmen kaufe zu tagesaktuellen Preisen im Strommarkt ein und sei darum der Entwicklung ausgeliefert. "Bis anhin machten die Stromkosten 1,5 Prozent unseres Umsatzes aus, aber jetzt sind es zwölf Prozent, das ist mehr als der Gewinn", sagt Suhner zu "20 Minuten".

Wenn das Hotel nicht einen Teil der Mehrkosten auf die Gäste abwälzen könne, sei die Existenz bedroht, so Suhner, der auch auf steigende Warenpreise und höhere Löhne für die rund 600 Angestellten verweist. Sobald die Energiepreise wieder sinken, soll auch der Zuschlag fallen.

"Werden eine Lösung finden"

Ab Donnerstag gilt der Energiekostenbeitrag, dann werde bei Buchungen auch darauf hingewiesen. Er verstehe, dass kurzfristig informierte Gäste verärgert sein könnten. "Wenn jemand überhaupt nicht damit einverstanden ist, werden wir eine Lösung finden", so Suhner.

Laut Fabian Weber, Tourismus-Professor der Hochschule Luzern, können die Mehrkosten für die Hotels beträchtlich sein. Auch HSG-Tourismus-Professor Christian Laesser zeigt Verständnis: "Die Hotels müssen etwas tun, da ist ein solcher Zuschlag sinnvoll", sagt Laesser. Er finde es gut, dass das Hotel darüber informiert.

"Damit schiebt das Hotel die Schuld auf einen externen Faktor, den man nicht unter Kontrolle hat. Dadurch akzeptieren die Gäste den Zuschlag eher." Besser als einen prozentualen Zuschlag hätte er aber eine fixe Pauschale gefunden, damit alle gleich viel bezahlen.

Hotels bleibt kaum Marge

Babette Sigg Frank, Präsidentin des Schweizerischen Konsumentenforums kf, kann den Ärger des Hotelgasts verstehen, wie sie zu "20 Minuten" sagt: "Allerdings hat das Hotel nichts falsch gemacht. Es gibt kein Menschenrecht auf ewig günstige Preise", so Sigg Frank.

Sie begrüße, dass das Hotel transparent informiert und einen Teil der Kosten übernimmt. Jetzt brauche es Verständnis. "Wir verharren immer noch in der Komfortzone, aber wir sind in einer außergewöhnlichen Situation, da können wir nicht den Anspruch haben, dass wir ohne Konzessionen weiterleben können", so Sigg Frank.

Laut HotellerieSuisse verfügen viele Hotels nicht mehr über viel Spielraum bei den Margen. Diesen bleibe nichts anderes übrig, als die Kosten auf die Kundschaft zu überwälzen. Der Branchenverband empfiehlt, Preiserhöhungen in den Gesamtpreis zu integrieren oder einen freiwilligen Energiezuschlag.

1/53
Gehe zur Galerie
    <strong>04.11.2014: Luxus durch 399-€-Parkstrafen – nun spricht Mastermind</strong>:&nbsp;Jener Wiener Jurist, der die Strafenfirma "Zupf di" erfand, soll von den Einnahmen aus Besitzstörungsklagen im Luxus leben – <a data-li-document-ref="120068653" href="https://www.heute.at/s/luxus-durch-399-parkstrafen-nun-spricht-mastermind-120068653">jetzt packt er aus</a>.
    04.11.2014: Luxus durch 399-€-Parkstrafen – nun spricht Mastermind: Jener Wiener Jurist, der die Strafenfirma "Zupf di" erfand, soll von den Einnahmen aus Besitzstörungsklagen im Luxus leben – jetzt packt er aus.
    privat
    Mehr zum Thema
    An der Unterhaltung teilnehmen