Niederösterreich
Ermittlungen gegen Lokführer nach Zugkatastrophe
Nach dem Zugunglück in Münchendorf mit einem Toten und zwölf Verletzten wurden jetzt Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet.
Die Zugkatastrophe in Münchendorf (Bezirk Mödling) wird möglicherweise zum Kriminalfall: Denn wie ein Sachverständiger und Ermittler des Landeskriminalamtes, Gruppe Tatort und Mord, rekonstruieren konnten, war das Unglück genau an einer Weichenstellung passiert. Der Triebwagen und der dahinterliegende Wagon wurden aus den Schienen gerissen und schlitterten die Böschung entlang. Vier weitere Wagons blieben im Gleisbett stehen.
Geiger stundenlang unter Wrack
Laut jetzigen Ermittlungsstand soll die Kombination aus falscher Weichenstellung und zu hohem Tempo die Ursache für das tragische Unglück sein. 56 Passagiere und der Lokführer waren vom Unfall betroffen: Ein Nachwuchs-Geiger des ORF fand den Tod. Schlimm: Der 25-jährige war stundenlang unter dem Wrack eingeklemmt, daher war die Identität des Opfers lange unklar. Laut "Kurier" war die ganze Nacht lang nur der Klingelton des Handys hörbar für die Helfer und Ermittler.
Der 52-jährige Lokführer, eine Wienerin (35) und ein Pensionist (78) waren schwer verletzt worden, zudem gab es neun Leichtverletzte. Die drei Schwerverletzten sollen sich am Weg der Besserung befinden.
Ermittlungen gegen Lokführer
Da ein technisches Gebrechen mittlerweile nahezu auszuschließen ist, liegt menschliches Versagen nahe. Daher wurde der 52-jährige Triebwagenführer wegen des Verdachtes der fahrlässigen Tötung angezeigt (es gilt die Unschuldsvermutung). Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gab zudem ein Techniker-Gutachten in Auftrag.
Paralellen zu Himmelstreppe
Die Katastrophe von Münchendorf erinnert an den schweren Zugunfall bei St. Pölten am 26. Juni 2018 - damals war eine Garnitur der Himmelstreppe entgleist, es gab 34 Verletzte.
Der Lokführer soll damals viel zu schnell dran gewesen sein, musste vor Gericht. Dem damals 26-jährigen Lokführer hatte das Unglück und die Anklage auch mental stark zugesetzt, der schwere Gang vor Gericht in Sankt Pölten endete schließlich mit einem "Freispruch": Ganz genau genommen, hatte die Staatsanwaltschaft den Strafantrag sogar zurück gezogen, weil der Lokführer laut Gutachter damals ein Blackout gehabt hatte.