Welt

Er bekam 17 Euro, damit er sein Leben aufs Spiel setzt

Während Bergsteiger ein kleines Vermögen für die Besteigung des K2 hinblättern müssen, erhielt ein junger Träger einen Tageslohn von unter 20 Euro.

Am "Flaschenhals" half ihm niemand während seines Todeskampfes: Mohammed Hassan verstarb nach einem Lawinenniedergang am K2.
Am "Flaschenhals" half ihm niemand während seines Todeskampfes: Mohammed Hassan verstarb nach einem Lawinenniedergang am K2.
Adventure Alpine Guides

Mohammed Hassan arbeitete als Bergführer, um den Lebensunterhalt für sich, seine Frau und seine drei Kinder zu verdienen. Als er erfuhr, dass er die Gelegenheit bekommen würde, am K2 zu arbeiten, freute sich der Familienvater. Doch der 35-jährige Pakistani sollte seinen ersten Einsatz in der sogenannten Todeszone am 27. Juli nicht überleben.

Nach dem Tod Hassans am zweithöchsten Berg der Welt hat der österreichische Alpinist Wilhelm Steindl das Verhalten vieler Bergsteiger an der Unglücksstelle kritisiert. Ausweislich der von seinem Kameramann gemachten Drohnenaufnahmen seien rund 70 Bergsteiger an der engen Stelle in etwa 8.300 Metern an dem Sterbenden vorbeigegangen, sagte Steindl am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

"Vielleicht hatten sie einen Tunnelblick." Er könne nicht einschätzen, wie die Passierenden die Situation wahrgenommen hätten. Den Willen vieler Bergsteiger, sich auf dem Weg zum zweithöchsten Gipfel der Erde nicht aufhalten zu lassen, illustriere aber das Verhalten gegenüber dem einzigen Helfer, sagte Steindl.

17 Euro Lohn

Wer den K2 besteigen möchte, muss tief in die Tasche greifen. So kostet das Gesamtpaket auf Summitclimb.ch rund 40.000 Euro. Das steht im krassen Gegensatz dazu, was die Helfer am Berg verdienen. Laut BBC seien dem verstorbenen Hassan pro Tag 6.000 Rupien (17 Euro) versprochen worden.

Hinter dem Triumph eines jeden Bergsteigers über diese gewaltigen Gipfel steht stets eine unbesungene Gruppe von Helden. Im Fall des Mount Everest, dem höchsten Berg der Welt, sind das die Sherpas. Sie sind aussergewöhnliche Menschen, die für ihre unerschütterliche Stärke und ihre unübertroffenen bergsteigerischen Fähigkeiten bekannt sind – und sie sind es, die das Rückgrat jeder Everest-Expedition bilden. Jedes Jahr helfen die Sherpa-Bergführer Hunderten von Bergsteigern auf den Everest.

Hunderte tote Helfer

Niemand weiß mit Sicherheit, wie viele Leichen an den Hängen des Mount Everest liegen, begraben unter Eis und Schnee. Insgesamt sind über 300 Bergsteiger bei dem Versuch, den Gipfel zu erreichen, ums Leben gekommen, die meisten von ihnen nepalesische Träger und Sherpas.

Aufgrund der harten Bedingungen werden ihre Leichen oft nicht geborgen. Zwei der schlimmsten Jahre, in denen es jeweils Todesfälle gab, waren 2014, als 16 Sherpas im Khumbu-Eisfall starben, und 2015, als eine gewaltige Lawine das Süd-Basislager verschüttete und mindestens 20 Menschen, die meisten von ihnen Sherpas, tötete.

Diese Menschen tauchen selten in den heldenhaft inszenierten Social-Media-Posts der Bergsteigerinnen und Bergsteiger auf. Sie bleiben unerkannt im Hintergrund. Auch wenn er selbst kein Sherpa war: Der nun so tragisch verunglückte Mohammed Hassan, der in der Todeszone am K2 sein Leben verlor, hat jetzt ein Gesicht und einen Namen, an den sich die Welt erinnern wird.

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