Gazastreifen

"Entsetzliche Not": Menschen müssen in Toiletten hausen

Während die Welt auf Israels Luftangriffe im Libanon schaut, wird die Not der Menschen im Gazastreifen immer größer.

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"Entsetzliche Not": Menschen müssen in Toiletten hausen
Nach der israelischen Offensive sind weite Teile des Gazastreifens völlig zerstört. Die rund zwei Millionen Bewohner sind für ihr Überleben fast vollständig auf externe Hilfe angewiesen.
ISLAM AHMED / AFP / picturedesk.com

Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) hat wegen der humanitären Lage im Gazastreifen erneut schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. "Im Moment gelangt fast nichts in den Gazastreifen", sagte der Vize-Direktor der UNRWA in dem Küstenstreifen, Sam Rose, gegenüber dem Sender CNN.

Die USA hatten Israel vergangene Woche eine Frist von 30 Tagen gesetzt, um die Versorgung der Menschen in dem Küstenstreifen zu verbessern. Anderenfalls könnten US-Waffenlieferungen an Israel gefährdet sein.

Auch die Bundesregierung verlangte von Israel angesichts der weiterhin dramatischen humanitären Lage im Gazastreifen erneut, mehr Hilfslieferungen in das umkämpfte Gebiet zu lassen. Berichte über eine hohe Anzahl von getöteten Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, sowie eine weitreichende Abriegelung insbesondere des nördlichen Gazastreifens von Hilfsgütern seien sehr besorgniserregend, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin.

Enge zwingt Flüchtende, in Toiletten zu hausen

Der Leiter der UNRWA, der Schweizer Philippe Lazzarini, schilderte die Not und den Schrecken im Gazastreifen in drastischen Worten. Die israelischen Behörden hinderten humanitäre Hilfsorganisationen weiter daran, die Menschen im Norden des Küstenstreifens mit wichtigen Hilfsgütern wie Medikamenten und Lebensmitteln zu versorgen. Spitäler würden beschossen und hätten keinen Strom mehr, schrieb er auf X. Wegen der Enge seien einige Vertriebene gezwungen, in Toiletten zu hausen.

Es gebe auch Berichte, dass Menschen, die zu fliehen versuchten, getötet würden. Die Leichen auf den Straßen könnten nicht geborgen werden. "Ein Waffenstillstand wäre ein Anfang, um diesem endlosen Albtraum ein Ende zu setzen", sagte Lazzarini.

In dem Küstenstreifen mit mehr als zwei Millionen Einwohnern starben seit Kriegsbeginn nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 42.000 Menschen und etwa 100.000 wurden verletzt.

So ist die Lage im Libanon

Durch die israelischen Luftangriffe und den Vorstoß mit Bodentruppen im Süden ist auch im Libanon die humanitäre Lage angespannt, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit Sitz in Genf schreibt. Laut der UN-Organisation sind seit Oktober 2023 im Libanon bereits 1800 Leute getötet und 9100 verletzt worden.

Der Krieg habe zu "einer schwerwiegenden Unterbrechung der Grundversorgung geführt und wichtige Infrastrukturen beschädigt", zudem seien Hunderttausende Menschen vertrieben worden: Laut der IOM mussten wegen des Krieges fast 350.000 Menschen innerhalb des Landes fliehen, etwas mehr als 175.000 Libanesen und Syrer seien zudem nach Syrien geflohen.

Israel greift milliardenschwere "Hisbollah-Bank" an

Derweil weitet die israelische Armee seine Angriffe im Land aus: In der Nacht auf Montag wurden Standorte der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan der proiranischen Hisbollah bombardiert, die ein wichtiger Machtpfeiler der Schiiten-Miliz sind. In den Zweigstellen der Vereinigung werden laut israelischen Angaben Milliarden von Dollar verwahrt, darunter Gelder, die direkt unter dem Namen der Terrororganisation gehalten würden. Eine unabhängige Überprüfung der Vorwürfe war bislang nicht möglich.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Israel soll trotz eines US-Ultimatums weiter fast alle Hilfslieferungen in den Gazastreifen blockieren
    • Wie Helfer vor Ort berichten, hausen einige Geflüchtete aufgrund des Platzmangels in Toiletten
    • Auch im Libanon sind Hunderttausende auf der Flucht
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