Wien
Enthüllt – Hunderte Kinder in Wien haben keine Lehrer
Der personelle Situation an den Wiener Volksschulen spitzt sich immer mehr zu. Mittlerweile sollen mindestens 25 Klassen ohne fixen Lehrer sein.
Das aktuelle Schuljahr ist für viele Volksschulen nicht nur wegen der hohen Kosten für Strom und Gas herausfordernd, auch der Personalmangel hinterlässt immer deutlicher seine Spuren. Die Situation für hunderte Volksschüler wird immer dramatischer. Dabei versprach man seitens der Bildungsdirektion noch im August, dass alle Klassen einen fixen Lehrer haben werden. Ein chronologischer Ablauf.
Bildungsdirektion garantiert fixe Lehrer
Ende August, nur kurz vor dem Schulstart, berichtete die "Krone" von 60 fehlenden Volksschullehrern. Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) versicherte, dass keine Klasse ohne Führung bleiben würde: "Ich garantiere, dass kein Kind nach Hause geschickt wird und alle Klassen mit Führung in den Unterricht starten", so Himmer damals.
Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) unterstrich im Landtag ebenfalls, dass jede Klasse eine klassenführende Lehrkraft habe. "Wir haben es geschafft, dass vor allem in der Volksschule, wo es besonders heikel ist, jede Klasse auch eine klassenführende Lehrkraft hat am ersten Schultag."
"Ich möchte mich ausdrücklich entschuldigen"
Im Oktober deckte "Heute" auf: Die Versprechen der Bildungsdirektion wurden nicht eingehalten. An einer Donaustädter Volksschule haben sich für 20 ukrainische Schüler die Sommerferien um einen Monat verlängert – sie wurden "vergessen". Eine reguläre Lehrkraft konnte nicht gefunden werden, die Eltern waren auf sich selbst gestellt.
Spät, aber doch, gab es ein Happy End. Ein paar Tage nach der Enthüllung konnte die Klasse ihren Unterricht aufnehmen. "Ich möchte mich bei den offensichtlich vergessenen Eltern und Schülern ausdrücklich entschuldigen", sagte Himmer.
Supplierlehrer als Lösung
Weitere Wochen vergingen und die personelle Lage hat sich weiterhin nicht entspannt. Ganz im Gegenteil: Mitte Oktober bestätigte die Bildungsdirektion, dass 12 klassenführende Lehrkräfte in Wiens Volksschulen fehlten. Zwar beruhigte man, keine Klasse sei ohne Pädagogen, auch die betroffenen Kinder hätten eine Klassenführung, allerdings nur eine temporäre. Schon damals gab es heftige Kritik von der ÖVP Wien: "SPÖ und Neos haben die Schulen nicht mehr im Griff. Supplierlösungen können keine dauerhafte Lösung sein", so Bildungssprecher Harald Zierfuß.
"SPÖ und Neos haben Öffentlichkeit angelogen"
Schon drei Monate sind seit Schulbeginn vergangen und hunderte Volksschüler haben nach wie vor keine fixe Lehrkraft. Waren es noch vor zwei Monaten 12 Klassen, hat sich die Zahl mittlerweile verdoppelt. Wie die Bildungsdirektion gegenüber der APA bestätigt, haben 25 Volksschulklassen keinen fixen Lehrer. SPÖ und Neos wollen nun Personal aus Mehrstufenklasse von anderen Standorten abziehen, um den Mangel zu beheben. Die Situation ist mittlerweile so dramatisch, dass laut ÖVP Wien sogar Direktoren als Supplierlehrer in den Klassen stünden.
"NEOS-Stadtrat Wiederkehr und SPÖ-Bildungsdirektor Himmer haben die letzten Monate konsequent die Öffentlichkeit angelogen", beklagt VP-Zierfuß. SP und Neos müssten wirksame Maßnahmen gegen den Lehrermangel setzen, fordert er. Die Zahl der Klassen ohne fixen Lehrer steigt weiter an, "wie soll das weiter gehen?", so Zierfuß. "Ein 10-Punkte-Programm der Wiener Volkspartei gegen den Lehrermangel liegt seit mehreren Monaten am Tisch!“
Wiens oberster Lehrervertreter Thomas Krebs (FCG) nannte es "ungeheuerlich", dass die Bildungsdirektion es seit September nicht geschafft habe, alle Klassen zu besetzen. Dienstrechtlich seien die nun angekündigten "Dienstzuweisungen" zulässig. Er habe aber an die Bildungsdirektion appelliert, dabei auf eine gute Kommunikation mit den Schulen zu achten.