"Famicom Detective Club"

"Emio – Der lächelnde Mann" ist so gruselig wie gut

Morde und Mysterien: Endlich gibt es einen neuen "Famicom Detective Club"-Teil und "Emio – Der lächelnde Mann" ist sogar völlig auf Deutsch spielbar.

Rene Findenig
"Emio – Der lächelnde Mann" ist so gruselig wie gut
Die "Famicom Detective Club"-Games liefern unglaublich gute Krimi-Geschichten mit Mordfällen in der japanischen Provinz.
Nintendo

Das wird das noch erleben dürfen! In den Jahren 1988 und 1989 erschienen zwei von Nintendo entwickelte, legendäre Abenteuer für das Famicom Disk System, die Floppy-Disk-Version des Famicom, der später hierzulande als Nintendo Entertainment System (NES) bekannt werden sollte. Noch viel, viel später erschienen die beiden "Famicom Detective Club"-Games "The Missing Heir" und "The Girl Who Stands Behind" für den Game Boy Advance, bevor sie es als Sammlung jüngst auch auf die Nintendo Switch schafften. Bei den Games handelt es sich um spielbare Visual Novels: Die Story steht im Mittelpunkt, das Gameplay ist jedoch eingeschränkt.

Im Westen (noch) weniger bekannt ist dagegen der dritte teil der Reihe, "The Past that Disappeared in the Snow". Zwar boten die bisherigen "Famicom Detective Club"-Games unglaublich gute Krimi-Geschichten mit Mordfällen in der japanischen Provinz, bei den Ermittlungen als junger Detektiv konnten aber leider nur jene Spielerinnen und Spieler folgen, die des Japanischen oder Englischen mächtig waren. Nun, 36 (!) Jahre nach dem Original, gibt es einen ganz neuen Serien-Teil, und der ist erstmals auch vollkommen auf Deutsch spielbar: "Heute" testete "Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club" auf Nintendo Switch.

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    "Emio – Der lächelnde Mann" ist so gruselig wie gut
    "Emio – Der lächelnde Mann" ist so gruselig wie gut
    Nintendo

    Aus Mordfällen wird Horror-Legende – und wieder Mord

    Am Stil hat sich bei "Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club" im Vergleich zu den Vorgängern wenig geändert, es spielt sich wie ein klassisches Point&Click-Adventure und sieht aus sowie erzählt seine Geschichte als Visual Novel. Wer sich darunter gar nichts vorstellen kann oder unsicher ist, ob das Genre gefällt, kann im Nintendo eShop eine kostenlose Demo herunterladen. Die lässt dich die Geschichte vom Start weg bis einschließlich des zweiten Kapitels ausprobieren. Gefällt dir das Erlebte, kannst du deinen Fortschritt in die Vollversion von "Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club" übertragen, wenn du es dir kaufst.

    Wie in den Vorgängern geht es auch dieses Mal um mysteriöse Morde, die aufgeklärt werden sollen, dieses Mal kommt aber eine ungewöhnlich starke Prise Horror dazu. Den Ausgang nimmt der Kriminalfall mit einem toten Jugendlichen, dessen Leiche mit einer Papiertüte auf dem Kopf gefunden wird, auf die ein makaber grinsendes Gesicht gekritzelt wurde. Bei der Polizei schrillen aber nicht nur deshalb die Alarmglocken, denn schnell kommt die Erinnerung an eine Mordserie vor 18 Jahren auf, bei der eine Reihe junger Mädchen ebenso aufgefunden wurde. Weil der Fall ungelöst blieb, entstand die Legende von "Emio", dem "lächelnden Mann".

    Um voranzukommen, braucht es Geduld und Grips

    Um den Fall dieses Mal zu lösen, soll das Detektivbüro Utsugi mithelfen, bei dem Spieler und Spielerinnen in die Rolle eines 19-jährigen Assistenz-Ermittlers schlüpfen, der selbst benannt werden darf. Unterstützung kommt von unserer Kollegin Ayumi Tachibana, die Serien-Fans bereits aus den älteren Teilen kennen. Während das Gameplay fast vollkommen ident mit dem der Vorgänger bleibt, gibt es eine große Neuerung: Wir schlüpfen zeitweise auch in die Rolle von Ayumi und ermitteln mit ihr an anderen Orten als unser Protagonist. Passiert dies, treffen sich die Figuren am Ende des Tages im Büro und Spieler müssen die Hinweise kombinieren.

    Klingt kompliziert, spielt sich jedoch einfach, nur etwas Grips braucht es. Heißt: Wie in Dialogen gibt euch das System mehrere wählbare Möglichkeiten vor, mit denen ihr eure Schlüsse aus den gesammelten Hinweisen und Beweisen ziehen müsst. Falsch könnt ihr dabei eigentlich nichts machen – einzig könnte es sein, dass ihr an verschiedenen Stellen des Spiels mal etwas feststeckt, denn bevor nicht alle Beweise gesammelt und alle wichtigen Dialoge erledigt habt, schreitet die Handlung nicht voran. Da zeigt sich "Emio – Der lächelnde Mann" leider auch angestaubt, denn das Spiel gibt keine Hinweise darauf, was zu tun und mit wem zu reden ist.

    Wenige Komfortfunktionen, umso mehr Ermittlungsarbeit

    Das heißt im Umkehrschluss: Geht es mal nicht weiter, muss man die Schauplätze der Spielwelt abgrasen und absuchen, die Figuren weiter befragen und die Hinweise weiter studieren, bis alles erledigt ist. Traditionell wird die Geschichte der Games zwar auch über Bilder und Videosequenzen erzählt, den Großteil der Handlung tragen aber Texteinblendungen und Dialoge. Der Spieler kann nach und nach immer mehr Schauplätze bereisen, die sich, das ist dieses Mal neu, nicht gänzlich frei besuchen lassen. An Tatorten sammelt man dabei Beweise und Indizien, Befragungen von Zeugen und Verdächtigen fördern neue Hinweise zutage.

    Will man in der Handlung vorankommen, gilt es, die Items und Infos in den Gesprächen mit den Nebenfiguren einzusetzen oder die richtigen Dialogzeilen auszuwählen. Die Schauplatz-Suchen laufen simpel ab. Meist handelt es sich Orte, an denen man per Cursor nach Besonderheiten sucht und diese antippt. Abseits davon lassen sich Figuren befragen sowie mit Beweisen konfrontieren. Nutzt alles nichts, gibt es ein Notizbuch, in dem man die Ermittlungsergebnisse nachlesen und prüfen kann. Die vielen Texte des Spiels muss man übrigens genau verfolgen, denn manchmal müssen wichtige Begriffe "per Hand" in Dialogen eingegeben werden.

    "Emio – Der lächelnde Mann" ist so gruselig wie gut

    Anders als seine Vorgänger kann man sich aber nicht in "falschen" Antworten und Schlüssen verlaufen, sondern bekommt immer dieselbe Geschichte serviert, egal wie gut oder schlecht man gerade kombiniert. Es kommt lediglich darauf an, alle Befragungen und Ermittlungen abgeschlossen zu haben. Das heißt gleichzeitig aber auch, dass es deutlich weniger an Geheimnissen und zusätzlichen Story-Details zu entdecken gibt, als es bisher der Fall war. Und auch einen Wiederspielwert gibt es dieses Mal nur bedingt, denn bei einem neuen Durchgang mit anderen Dialog-Wahlen reagieren die Figuren diesmal nicht anders als im vorigen Versuch.

    Richtiggehend großartig wird es aber, wenn es um die Geschichte und die Präsentation geht. Optisch sieht "Emio – Der lächelnde Mann" fantastisch aus und die verschiedensten Figuren wurden detailliertest herausgearbeitet, manche wachsen Spielern sofort ans Herz. Gleichzeitig gruselt die Geschichte ordentlich, was umso mehr beeindruckt, dass die Präsentation recht ruhig abläuft und der Großteil der Geschehnisse über Texte erzählt wird. Spieler sollten sich jedenfalls bewusst sein, worauf sie sich bei "Visual Novels" einlassen. Wem das gefällt, wird mit der Optik, dem Stil und der Handlung des neuen "Famicom Detective Club" seine Freude haben.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der neue Teil der "Famicom Detective Club"-Reihe, "Emio – Der lächelnde Mann", ist erstmals vollständig auf Deutsch spielbar und kombiniert klassische Point-and-Click-Adventure-Elemente mit einer gruseligen Kriminalgeschichte
    • Spieler schlüpfen in die Rolle eines jungen Detektivs und müssen mysteriöse Morde aufklären, wobei das Spiel durch seine detaillierte Präsentation und spannende Handlung besticht, auch wenn es an einigen Komfortfunktionen mangelt
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