Wegen eines Fotos

Émiles Familie machte Leben von Priester zur Hölle

Priester Claude Gilliot, der Émile taufte, nahm sich im März das Leben – seine Schwester vermutet einen Zusammenhang mit dem Verschwinden des Kleinen.
20 Minuten
26.03.2025, 09:17

Seit der Festnahme der Großeltern sowie einer Tante und eines Onkels des kleinen Émile ist die Stimmung im Weiler Haut-Vernet in den französischen Alpen angespannt und gedrückt. Die Fensterläden der wenigen Häuser im Dorf blieben am Dienstag geschlossen, die Straßen wirkten trostlos.

"Wir warten schon seit langem auf Antworten. Jetzt sehen wir, dass die Ermittlungen vorankommen", sagt ein Anwohner dem Portal BFMTV. Er wolle zwar keine voreiligen Schlüsse ziehen, meint Gilles, doch er ahnt bereits, dass "uns die Wahrheit sehr wehtun" werde.

Fall Émile: Was ist mit dem Priester der Kapelle in Haut-Vernet passiert?

Seit Wochen steht das idyllische Haut-Vernet wieder im Mittelpunkt der Ermittlungen. Am 13. März war vor einer Kapelle ein Blumentopf beschlagnahmt worden. Der 60 mal 80 Zentimeter große Kasten war vor einem Eingang platziert worden, um Fahrzeuge daran zu hindern, auf den an das Gotteshaus angrenzenden Friedhof zu fahren. Einige Tage später wurde bekannt, dass Forensiker Blutspuren auf dem Blumentopf entdeckt hatten. Besonders brisant: Die Kapelle wurde fast ausschließlich von der Familie des toten Émile genutzt.

Wie "Paris Match" berichtet, habe sich zwei Tage nach dem Fund des Blumenkastens der Priester, der den kleinen Buben getauft und die Ehe von Émiles Eltern geschlossen hatte, das Leben genommen. Pater Claude Gilliot starb laut Polizeibericht durch "massive Medikamenteneinnahme". Seine Schwester Claudine Vandenbroucke deutet an, dass der Tod ihres Bruders mit dem Fall Émile in Verbindung steht: "Ich bin sehr wütend auf die Familie des kleinen Émile, weil ich glaube, dass alles mit ihnen angefangen hat", sagt sie zu "Paris Match".

Claude Gilliot stand Familie V. sehr nahe

Dass Claude Gilliot französischen Medien ein Foto der Eltern von Émile zur Verfügung stellte, soll der Großvater des Kindes dem Priester nie verziehen haben, meint Vandenbroucke. Oft habe ihr Bruder zu ihr gesagt, dass er seither "in Verzweiflung versinke" und "eine wahre Tortur durchlebe."

Denn nach dem Vorfall kämpfte Philippe V. für die Absetzung des Priesters. Dabei hatte der Dominikaner fast 20 Jahre lang die Messen in Haut-Vernet so zelebriert, wie Familie V. es sich wünschte: im traditionellen Ritus, mit dem Rücken zur Gemeinde und in lateinischer Sprache. Fast drei Monate nach dem Verschwinden des kleinen Émile beschloss jedoch die Generalversammlung der Bruderschaft der Grauen Büßer die Beendigung von Claude Gilliots Dienst als Kaplan.

Der anonyme Brief, der zum Blumentopf führte

Nun haben ein im Februar abgeschickter anonymer Brief, durch den die Polizei auf den Blumenkasten aufmerksam wurde, und abgehörte Telefongespräche zu den Festnahmen geführt.

Unter anderem stellten die Ermittler eine angespannte Stimmung innerhalb der Familie fest – insbesondere zwischen Émiles Eltern und den Großeltern, bei denen der Bub zum Zeitpunkt seines Verschwindens war. Großvater Philippe V., seine Frau Anne sowie zwei ihrer Kinder stehen im Verdacht, den kleinen Émile getötet und seine Leiche beseitigt zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag in Marseille mit.

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