Österreich-News
Eltern fordern: "Die Schulen müssen offen bleiben!"
Seit Montag ist Österreich im Lockdown. In "Heute" erzählen Eltern, warum sie ihre Kinder trotzdem weiterhin in die Schule schicken.
Ob die Schulen offen oder zu bleiben sollen, sorgt derzeit für emotionale Diskussionen. Bildungsminister Heinz Faßmann erklärte gegenüber "Heute". "Ich weiß, dass die Kinder offene Schulen brauchen. Das haben uns die Erfahrungen aus den früheren Lockdowns gezeigt." Ein "Heute"-Aufruf zum Thema, ob Eltern ihre Kinder trotz Lockdown weiterhin in die Schule schicken, ließ in der Redaktion das Telefon heiß laufen und sorgte für überfüllte E-Mail-Postfächer. Knapp 60 Eltern meldeten sich innerhalb weniger Stunden. Was sie alle gemeinsam haben: Sie schicken ihre Kinder weiterhin in den Unterricht und fürchten Schulschließungen.
Für die meisten von ihnen kommt eine erneute Kombination aus Homeoffice und Homeschooling nicht mehr in Frage. Viele erzählen, dass sie ein Lerndefizit bei ihren Kindern feststellen mussten. "Die Schularbeiten und Tests werden ganz normal abgehalten, die Kinder haben durch das Distance Learning aber nicht das nötige Wissen", berichtet eine Mutter aus Wien. Was den befragten Eltern aber die größten Sorgen macht, ist die psychische Überlastung von Kindern und Erwachsenen bei erneuten Schulschließungen. "In der Klasse meines Jüngeren war für einen ein Psychologe nötig und drei hatten Psychotherapie wegen der Einsamkeit. So etwas darf man nicht weiterhin riskieren," berichtet eine Wienerin.
Auch für Agenturchefin Petra kommt eine erneute Schulschließung nicht in Frage. "Meine Tochter geht in die erste Klasse Gymnasium. Es gab von der Direktion sogar einen klaren Wunsch, die Kinder weiterhin in die Schule zu schicken und meine Tochter ist wirklich dankbar, dass sie in den Unterricht darf." Getestet wird laut der Wienerin regelmäßig. "Meine Tochter ist geimpft. Viele andere Kinder haben ebenfalls einen Termin." In den ersten Lockdowns hatte Petra, wie viele andere Eltern, ihr Kind im Distance Learning. "Das war schwer. Wir Eltern sind keine Lehrer und den Kindern hat auch ein geregelten Tagesablauf gefehlt. Meine Tochter litt an Schlafstörungen." Eine erneute Schließung wäre für viele Eltern fatal: "Man darf den Kinder nicht das letzte bisschen Normalität nehmen!"
„"Meine Kinder sind doppelt geimpft, werden dreimal die Woche getestet und tragen den gesamten Unterricht über und im Schulhaus Maske. Was soll man denn noch machen? In der Klasse meines Jüngeren war für einen ein Psychologe nötig und drei hatten Psychotherapie wegen Einsamkeit. So etwas darf man nicht weiterhin riskieren." – Mutter aus Wien“
Eine Wienerin, die ihre vier Kinder ebenfalls in die Schule schickt, erklärte gegenüber "Heute": "Wenn sich die Gerüchte wegen baldigen Schulschließungen bewahrheiten, drehe ich komplett durch. Meine gehen alle in die Schule. Alles andere wäre für uns Wahnsinn pur." Auch der 11-Jährige Sohn von Wienerin Katharina besucht weiterhin vor Ort den Unterricht. "Bei uns an der Schule gibt es kaum Fälle, die Durchimpfungsrate bei den Lehrern ist extrem hoch, und auch die Oberstufenschüler sind zum Großteil geimpft. In der Klasse meines Sohnes sind die Geimpften natürlich noch in der Minderheit, aber es haben schon viele Kinder Impftermine. Für uns überwiegen die Vorteile. Soziale Kontakte und soziales Lernen kann eben nicht im Distance Learning stattfinden."
Für Modedesignerin Marlen (36) ist ebenfalls gegen eine erneute Schließung der Schulen. Sie schickt ihre Tochter (6) auch weiterhin in den Präsenzunterricht. "Ich bin selbstständig und muss zu Hause arbeiten. Für meine Tochter, aber auch für mich wäre Distance Learning echt mühsam. Außerdem ist ein Einzelkind und ohne Kontakte zu anderen Kindern wäre ihr wirklich fad."
In einem offenen Brief an die Regierung forderten Anfang der Woche Schülervertreter, Eltern, Lehrer und Experten einen zweiwöchige Schulschließung. Grund dafür ist unter anderem die hohe Inzidenz bei 5-14-Jährigen. Dass Eltern, die sich für offene Schulen aussprechen, oftmals angefeindet werden, ist auch Petra nicht unbekannt. "Wenn Elternvertreter sagen, dass man die Schulen zusperren sollte, frage ich mich schon, wen die befragen. Es gibt keinen Grund die Schulen zu schließen. Die Lernverluste, die die Kinder dadurch davontragen, sind enorm."
Dieser Meinung ist auch eine Wienerin, die anonym bleiben möchte. "In den vorigen Lockdowns wurden die Kinder nur betreut, jetzt wird zum Glück richtig unterrichtet. Das können wir Eltern daheim gar nicht in derselben Qualität bieten und wollen es auch nicht. Mein Sohn ist sehr froh, dass er jeden Tag seine Freunde sehen kann und zuhause einfach zuhause zu sein, nicht in einer schlechteren Version der Schule." Und: "Wir lassen ihn jetzt auch impfen. Das schützt ihn und uns alle."
„"Meine Kinder gehen alle in die Schule. Der Nachteil wäre zu groß, wenn sie nicht in der Schule wären. Tests finden statt, Schularbeiten, sofern genügend Kinder anwesend sind, auch. Somit können die gar nicht zu Hause bleiben."“
„"Unser Sohn geht. Er ist in der 1. Klasse Volksschule und soll die Schule kennenlernen dürfen. Er möchte auch gehen und die Kinder gehören zusammen. Im 1. Lockdown ist er sehr vereinsamt. Falls der Lockdown nicht greift, sperren sie sowieso als nächste Maßnahme die Schulen zu. Ich finde, solange die Schulen offen sind muss ich mich nicht der Belastung Homeoffice und Homeschooling aussetzen."“
„"Unsere Kinder sind 10, 12, 15 und 18 Jahre alt, alle doppelt geimpft, gurgeln alle 2 Tage und gehen in die Schule, da sie sich den Stoff nicht selber erarbeiten sollen/wollen/können. Solange kein vollwertiges Distance Learning möglich ist, gibt es keine vernünftige Alternative....Es sind auch fast alle Mitschüler da!"“
„"Unsere Tochter ist sechs Jahre alt. Wir haben auch wegen unserer Zwillinge, die sind dreieinhalb, lange überlegt, ob wir sie in die Schule schicken. Nun haben wir uns aber dazu entschieden, dass sie in den Unterricht gehen soll. Sie besucht die erste Klasse Volksschule. Mein Mann und ich müssen beide arbeiten. Wie soll ich ihr da Lesen beibringen? Man kann auch nicht den Großeltern das Unterrichten zumuten."“
Die Namen der betroffenen Eltern sind der Redaktion bekannt.