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Eine Zukunftsforscherin weiß, was uns 2022 erwartet

Marian Salzman sagte 2019 schon voraus, dass sich im Jahr 2020 das Tragen von Gesichtsmasken durchsetzen würde. Was sie für 2022 prognostiziert.

Christine Scharfetter
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Marian Salzman ist davon überzeugt, die Welt bleibt großteils auch 2022 zu Hause.
Marian Salzman ist davon überzeugt, die Welt bleibt großteils auch 2022 zu Hause.
Philipp Morris International

Wenn jemand weiß, was uns in der Zukunft erwartet, dann ist es Marian Salzman. Die gebürtige Amerikanerin ist keine Hellseherin, sondern eine der einflussreichsten Trendspotterinnen und Kulturkommentatorinnen der Welt. Bei ihren Zukunftsprognosen konzentriert sie sich auf die Erkennung von Verhaltensmustern – dieses Erkennen und Verbinden von Zeichen und Symbolen, geben einen Einblick in die Entwicklung von Kulturen, Communities und der Gesellschaft.

Ihr Ende 2020 veröffentlichter Trendbericht "Zoomsday Predictions" für das Jahr 2021 befasste sich mit den Auswirkungen der "großen Pause", in der wir in die Menschen, unsere Gemeinschaften und unsere Lebensentscheidungen hinein- (und heraus-) gezoomt haben. Was können wir also für das Jahr 2022 erwarten? Welche Trends werden das kommende Jahr und die Zeit danach beeinflussen und prägen? Eines mit Sicherheit: die Unsicherheit.

Zu Hause ist es doch am schönsten

Doch auch sonst hat Salzman, Senior Vice President Global Communications, Philip Morris International, nicht unbedingt für alle gute Nachrichten, denn 22 Monate Pandemie haben eindeutig ihre Spuren hinterlassen.

Die wichtigsten Trends, die uns 2022 erwarten:

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„Roaring 2020s“– Post-Covid gedämpfter Hedonismus

Die Welt scheint sich von der Pandemie und ihren düsteren Verboten und Einschränkungen zu erholen. Neue Technologien – wie Zoom, Kryptowährungen, aber auch Gentechnologie und KI – setzen sich durch und lassen neue Möglichkeiten und Kulturen entstehen. Die Wirtschaft hat Berichten zufolge eines großen Nachholbedarfes, der zu einer Neuversion der "Roaring 20s" des 21. Jahrhundert führen könnte. In weiten Teilen der Welt wird die Bevölkerung älter und lebt im Durchschnitt länger als noch vor 100 Jahren. Das bedeutet weniger wildes Tanzen, Feiern und auch weniger Sex, dafür mehr Gesundheitspflege und einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen. In den 1920er Jahren bedeutete Unterhaltung, Einkaufen und soziales Engagement, aus dem Haus zu gehen. In den 2020er Jahren, hingegen, gibt es weitaus mehr Gründe, das Haus nicht zu verlassen – Streaming von Musik, Filmen und Fernsehsendungen, Glücksspiele, Online-Socializing und Homedelivery von allem, was in den Geschäften erhältlich ist.

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    Deen van Meer
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    Mentale Gesundheit im Vordergrund

    Die Welt wird immer bewusster, was die psychische Gesundheit angeht. Die Zeit ist nun endlich gekommen, um Programme, Hilfsmittel und Technologien auf breiter Basis einzuführen, die psychische Probleme bekämpfen und eine gute psychische Gesundheit fördern. Die immer mehr präsent werdenden Smartphones bieten eine riesige Auswahl an eigenständigen Apps an, und eine wachsende Anzahl an Apps arbeiten mit tragbaren Neurofeedback-Geräten wie Mendi und Muse zusammen. Smarte Unternehmen werden die Vorteile erkennen, sich um die Psyche ihrer Mitarbeiter zu kümmern.

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    15-Minuten-Städte und Enklaven

    In den wohlhabenderen Teilen der Welt könnten einige Stadtbewohner das Gefühl haben, dass sie alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben, und beschließen, wegzuziehen – davon lassen sich die großen Städte jedoch nicht einschüchtern. Sie suchen nach innovativen Wegen, ihre Attraktivität zu steigern und mit einer "green recovery" – mehr Grünraum, weniger Autoverkehr und Umweltverschmutzung, leistbare Wohnmöglichkeiten und mehr Möglichkeiten der Mikromobilität – wieder auf die Beine zu kommen. Die Zukunft: 15-Minuten-Städte, in denen alles, was ein Einwohner braucht, innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß oder mit einem Fahrrad erreichbar ist – obwohl dies die Gefahr birgt, dass die Städte in Enklaven zerfallen, in denen sich verschiedene soziale Klassen, Kulturen und ethnische Gruppen nicht mehr vermischen.

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    Wir bleiben "Zuhause"

    Schon seit langem fordern wir "local is the new global" und das Wachstum von hyperlokalen Inhalten. Als COVID-19 über den Planeten hereinbrach, wurde Hunderten von Millionen von Menschen geraten oder befohlen, sich in Sicherheit zu bringen und ihre Reisetätigkeiten drastisch einzuschränken. Dennoch wird früher oder später die Welt zu einer neuen Art Normalität zurückkehren. Die Menschen werden die Lust verspüren, ihr vertrautes Terrain zu verlassen und wieder zu reisen. Aber steigende Treibstoffkosten, die Sorge um den Klimawandel und die anhaltenden Auswirkungen der Pandemie werden das hyperlokale Leben attraktiver denn je machen.

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    Virtueller Wert

    Die Welt wurde erschüttert, als bei einem virtuellen Kunstverkauf bei Christie's 69.346.250 US-Dollar für ein "nicht fälschbares Token" (NFT) eines Bildes mit dem Titel "Everydays: the First 5000 Days" erzielt wurde. Der Käufer kaufte ein (durch die Blockchain garantiertes) Echtheitszertifikat, aber nicht das damit authentifizierte Werk. Die Bezahlung erfolgte in Kryptowährung, wodurch die ganze Angelegenheit rein virtuell wurde. Ist es also wirklich passiert? Während die Welt sich darauf freut, die Pandemie endlich zu überwinden, stößt die Nachfrage nach physischen Gütern auf komplexe Probleme der Lieferketten, die durch COVID-19 verursacht oder verschärft wurden. Dennoch hat der Trend zur Virtualität noch einen langen Weg vor sich.

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