SPÖ-Anfrage an Tanner

Ein Pferdeschwanz bleibt für Soldaten weiterhin tabu

Männer mit langen Haaren wird man beim Bundesheer wohl auch künftig nicht sehen. Darauf lässt eine Anfrage an die Verteidigungsministerin schließen.

Newsdesk Heute
Ein Pferdeschwanz bleibt für Soldaten weiterhin tabu
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) verteidigt Kurzhaarschnitt für Soldaten.
Helmut Graf (Montage)

Warum dürfen Frauen beim Heer ihre Haare lange tragen, männliche Soldaten aber nicht? Das wollte SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner in einer Anfrage von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) wissen. Anlass: ein Oberstleutnant, der wegen eines Pferdeschwanzes zu einer Disziplinarstrafe in Höhe von 3.000 Euro verurteilt worden war.

Erlass regelt "Pflicht zu kurzen Haaren"

Die Strafe wurde damals mit einem entsprechenden Erlass des Verteidigungsministeriums begründet. Gerechtfertigt wird "die Pflicht zu kurzen Haaren für männlichen Soldaten mit besserer Hygiene und der Vermeidung von Unfällen, etwa im Panzer".

Jetzt ist die Beantwortung der Verteidigungsministerin da. Und sie liest sich einigermaßen kurios. Denn darin heißt es wörtlich: "Die Wahl des äußeren Erscheinungsbildes ist durch das Recht auf Achtung des Privat-und Familienlebens … geschützt. Ein Eingriff in dieses Recht kann unter anderem zur Einhaltung dienstlicher Fürsorgepflichten (insbesondere zur Verhinderung von Arbeitsunfällen oder zur Vermeidung von Problemen hinsichtlich der Hygiene) oder zur Aufrechterhaltung des Ansehens des Österreichischen Bundesheeres gerechtfertigt sein".

Tanner weiter: "Ob ein bestimmter Haarschnitt das Ansehen des Österreichischen Bundesheeres schädigt, ist nach aktuellen soziologischen Gegebenheiten zu beurteilen." Dabei sei "unter differenzierter Betrachtung der Geschlechter zu berücksichtigen, welche Erwartungshaltung in das äußere Erscheinungsbild gesetzt wird und ob in weiterer Folge eine Abweichung von dieser Erwartungshaltung zu einer Beeinträchtigung des Ansehens des Österreichischen Bundesheeres führen würde".

Was erwarten andere Staaten von Österreichs Soldaten?

Spannend: Dabei muss auch die "Erwartungshaltung von nationalen und internationalen Partnern sowie möglichen Konfliktparteien berücksichtigt" werden. Heißt übersetzt: Welche Frisur erwarten sich etwa andere Militärs von Österreichs Soldaten?

Ob ein bestimmter Haarschnitt das Ansehen des Österreichischen Bundesheeres schädigt, ist nach aktuellen soziologischen Gegebenheiten zu beurteilen.
Klaudia Tanner
Verteidigungsministerin (ÖVP) über die Haarmode der österreichischen Soldaten

In seiner Anfrage verweist SPÖ-Mann Lindner auch darauf, dass Polizisten bereits seit 2017 lange Haare tragen dürfen. Diesen Vergleich lässt die Ministerin allerdings nicht gelten: "Da der Dienst der Streitkräfte grundsätzlich nicht mit dem Polizeidienst vergleichbar ist, erübrigen sich weitere Ausführungen dazu", richtet sie Lindner aus.

SPÖ fordert Attraktivierung des Wehrdienstes

Ob Tanner noch in dieser Legislaturperiode daran denkt, die bestehende Regelung zu ändern? Diese Frage beantwortet die Ministerin so, dass sämtliche Erlässe des Ressorts regelmäßig evaluiert und bei Bedarf angepasst oder abgeändert werden. Lindner hielte eine Änderung für absolut angebracht: "Gerade angesichts der aktuellen globalen Lage sollte das Verteidigungsressort seine Energien darauf verwenden, den Dienst im Heer attraktiver zu gestalten und mehr Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer Frisur – zum Diensteintritt zu begeistern, als veraltete, diskriminierende Bürokratie-Floskeln zu verteidigen, die mit Sicherheit zeitnah von Gerichten aufgehoben werden.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine Anfrage der SPÖ an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) thematisiert die Regelung, dass männliche Soldaten beim österreichischen Bundesheer keine langen Haare tragen dürfen, während dies für Frauen erlaubt ist
    • Tanner rechtfertigt die Regelung mit Hygiene- und Sicherheitsgründen sowie dem Ansehen des Heeres, während die SPÖ eine Änderung zur Attraktivierung des Wehrdienstes fordert
    red
    Akt.