Handwerks-Kunst in Wien

Echt goldig – Hier trifft der Hammer auf 23 Karat

Bei Philipp Hofmann ist alles, was glänzt, wirklich Gold. "Heute" machte einen Blick hinter die Kulissen der letzten Blattgoldschlägerei Österreichs.

Hannah  Maier
Echt goldig – Hier trifft der Hammer auf 23 Karat
Philipp Hofmann führt die Blattgoldschlägerei in der vierten Generation.
Denise Auer

Gold soweit das Auge reicht – das könnte man meinen, wenn man mit einem wachsamen Auge durch die Wiener Innenstadt spaziert und sich die historischen Gebäude etwas näher ansieht. Von der Wiener Staatsoper über das Parlament und die Karlskirche bis hin zu den Sofiensälen und dem Palais Liechtenstein: Sie alle wurden mit Blattgold verschönert oder restauriert, welches von der einzigen und letzten Blattgoldschlägerei Österreichs hergestellt wird.

Dabei handelt es sich um die Goldschlägerei Wamprechtsamer in Wien-Penzing. Seit über 100 Jahren steht hier alles im Zeichen des traditionellen und seltenen Handwerks, auf dessen Ausübung Philipp Hofmann besonders stolz ist. "Der Werkstoff, also das Gold, hat mich schon immer fasziniert. Dem kann man sich nicht entziehen, wenn man damit aufwächst", erzählt der Geschäftsführer. Er führt den Familienbetrieb seit 2003 in der vierten Generation.

So dünn wie Zeitungspapier

Ein Blick in seine Werkstatt verrät: Der Weg vom Feingold bis zum fertigen Blattgold ist lang und aufwendig. Zuerst wird das Feingold mit Silber und Kupfer legiert, dann im Ofen bei 1200 Grad geschmolzen und zu einem ein Kilo schweren Barren gegossen. Anschließend wird dieser mechanisch zu einem etwa 100 Meter langen breiten Band gewalzt.

Handwerkskunst: Vom Goldbarren zum Blattgold

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    Alles beginnt mit einem Kilo Feingold. Dieser wird mit Silber und Kupfer legiert.
    Alles beginnt mit einem Kilo Feingold. Dieser wird mit Silber und Kupfer legiert.
    Denise Auer

    Das Gold ist dann so dünn wie Zeitungspapier, bevor der eigentliche Vorgang des Blattgoldschlagens beginnt. Zuerst wird das Goldband in 600 gleich große Quadrate geschnitten, die sogleich zwischen Spezialpapieren aus Leder aufeinander geschichtet werden und anschließend unter den Federhammer kommen.

    Eine Stunde lang wird gehämmert

    Das Gold ist jetzt schon so dünn, dass es nur noch mit Holzpinzetten angefasst werden kann. Dann wird das Gold in 6 x 6 Zentimeter große Quadrate geschnitten und kommt zwischen hitzebeständiges Spezialpapier, bevor es wieder mit dem Federhammer bearbeitet wird.

    Ab einem gewissen Punkt kommt man mit Maschinen nicht mehr weit.
    Philipp Hofmann
    Chef der Blattgoldschlägerei Wamprechtsamer

    Die Blättchen werden abermals gevierteilt. Dann beginnt das händische Hämmern. Das Schlagen geschieht nach einer ganz bestimmten Regel, die der Goldschläger exakt einhalten muss. Es wird abwechselnd mit der linken und der rechten Hand geschlagen, durch Wenden und Drehen werden die Schläge gleichmäßig verteilt. Der gesamte Schlagvorgang dauert ungefähr eine Stunde. Schlussendlich ist das Gold nur noch 0,0003 Millimeter "dick".

    Von Grabsteinen bis zur Kulinarik

    "Vom Anfangsprodukt bis zum fertigen und verkaufsfähigen Blattgold dauert es ungefähr eine Woche", erklärt Hofmann. Dieses hat dann schlussendlich 23 Karat. "Reines Gold mit 24 Karat ist so weich, daher wird es vorher mit Silber und Kupfer legiert. Somit wird das Feingold härter und bleibt nicht im Werkzeug kleben. Man kann es außerdem optimal im Außenbereich verwenden, ohne dass es an Farbe verliert", erklärt Hofmann.

    Auf das Blattgold des Traditionsbetriebs greifen Vergolder, Restauratoren, Künstler, Steinmetze oder auch Köche zurück. "Was im Herstellungsprozess als Abfall anfällt, vertreiben wir als Goldflocken, die dann für Speisen, Öle, Seifen oder auch Kosmetika verwendet werden. Die Leute sind dabei sehr kreativ" lacht Hofmann. Gern und viel verwendet wird das Blattgold, welches durch eine lange Haltbarkeit besticht, für Grabinschriften.

    "Gold muss moderner werden"

    In der Blattgoldschlägerei ist fast alles mühevolle Handarbeit, aber "auch die Blattgoldschlägerei befindet sich im Wandel", erklärt Hofmann. Trotzdem können nur einige Arbeitsschritte heute maschinell erledigt werden. "Das Blattgold ist ab einem gewissen Punkt im Herstellungsprozess zu dünn und zu fein. Mit Maschinen würde man hier nicht weit kommen", meint Hofmann. Arbeitswerkzeuge müssen seine Mitarbeiter und er teilweise selbst herstellen, denn Großhändler, die diese vertreiben, gibt es nicht.

    In der Architektur sowie Inneneinrichtung spielen Goldelemente aktuell eine eher geringe Rolle. "Leider wird heute immer weniger Blattgold gebraucht. Was fehlt, ist Blattgold in der modernen Zeit", meint Hoffmann, der gleichzeitig hofft, dass das seltene und besondere Handwerk der Blattgoldschlägerei auch in Zukunft bestehen bleibt.

    Auf den Punkt gebracht

    • In der Wiener Innenstadt findet man historische Gebäude, die mit dem Blattgold der letzten Blattgoldschlägerei Österreichs, der Goldschlägerei Wamprechtsamer, verziert oder restauriert wurden
    • Das traditionelle Handwerk erfordert höchste Präzision, und das hergestellte Blattgold mit 23 Karat findet nicht nur in kunstvollen Arbeiten Verwendung, sondern wird auch für kulinarische und kosmetische Zwecke genutzt
    • Trotz des Wandels in der Branche hofft der Geschäftsführer, dass die Blattgoldschlägerei auch in der modernen Zeit weiterhin bestehen bleibt
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