Reisen

EasyJet-Pilot drehte Extra-Runde wegen Nordlichtern

Auf einem Flug von Island nach England zeigten sich Polarlichter am Himmel. Der Pilot sorgte dafür, dass auch alle in den Genuss des Spektakels kamen.

Christine Scharfetter
Adam Groves saß im Flug von Island nach England, als Nordlichter erschienen.
Adam Groves saß im Flug von Island nach England, als Nordlichter erschienen.
Twitter/APTGroves

Was für eine Überraschung für die Fluggäste eines britischen Billigfliegers: Der Pilot des Easyjet-Airbus A320 von Reykjavik in Island nach Manchester in England drehte am 27. Februar eine kleine Extra-Runde. Mitten über dem Nordatlantik, westlich der Färöer, flog er plötzlich eine Schleife.

Den Grund dafür verriet später Passagier Adam Groves auf Twitter: "Ein großes Dankeschön dem Piloten des EasyJet-Flugs EZY1806 von Reykjavik nach Manchester, der während des Fluges eine 360-Grad-Wende machte, damit auch alle Passagiere die unglaublichen Nordlichter sehen konnten", bedankte sich der Mann. Die Fotos, die er zu seinem Beitrag gestellt hat, zeigen die Polarlichter aus ungewöhnlicher Höhe.

Polarlichter über Deutschland

Schon in der Nacht auf Montag hatten sich zahlreiche Nordlichter am Himmel gezeigt – und das ungewöhnlich südlich. "Was für eine Nacht, intensiv rote Polarlichter waren heute mit bloßem Auge in Rostock sichtbar", meldet etwa ein passionierter Sternengucker aus Deutschland.

Er ist nicht der Einzige, der Zeuge des Naturspektakels wurde. Über weite Teile Norddeutschlands und sogar auf Höhe Berlin ließen sich mehrere Aurora borealis, so der Fachterminus für ein Polarlicht auf der Nordhalbkugel, noch klar beobachten.

Geomagnetischer Sturm

Die Wikinger maßen den tanzenden Lichtern eine mystische Bedeutung zu. Sie hielten sie für den bunten Schimmer der Walküren-Rüstungen, die gefallene Helden nach einer Schlacht an Odins Tafel geleiteten. Heute wissen wir, dass der aktuelle Krieg in Europa nichts damit zu tun hat.

1/5
Gehe zur Galerie
    Plasma eines Koronalen Massenauswurf der Sonne hat in der Nacht auf 27. Februar 2023 die Erde getroffen und in Mitteleuropa für ein Naturspektakel gesorgt.
    Plasma eines Koronalen Massenauswurf der Sonne hat in der Nacht auf 27. Februar 2023 die Erde getroffen und in Mitteleuropa für ein Naturspektakel gesorgt.
    Cevin Dettlaff / dpa / picturedesk.com

    Stattdessen ist eine explosive Reihe von Ereignissen auf der Sonnenoberfläche dafür verantwortlich: "Ein magnetisches Filament mit Verbindung zu Sonnenfleck AR3229 ist am 24. Februar ausgebrochen und hat eine Kettenreaktion ausgelöst, die einen geomagnetischen Sturm auf der Erde auslösen kann", berichtet der Astronom Tony Philipps am Sonntag auf Spaceweather.com.

    Dieser gewaltige Auswurf habe den Sonnenfleck destabilisiert und eine Sonneneruption der Klasse M verursacht. Schon bei einem kurzen Ausbruch kann das Auftreffen des ionisierten Materials auf der Erdatmosphäre zu Ausfällen in der Radiokommunikation führen. Ein solcher Funk-Blackout wurde bereits eine Stunde später im Kurzwellenbereich über dem Pazifik registriert, wie die US-Weltraum-Wetterbehörde NOAA anhand eines Fotos schreibt.

    Was dann folgte, ist für die nun so weit südlich aufgetauchten Polarlichter verantwortlich: Ein koronaler Masseauswurf. Das ausgestoßene Plasma raste laut NOAA-Schätzung mit einer Geschwindigkeit von 1200 Kilometern pro Sekunde (!) ins Weltall – auch in Richtung der Erde.

    Sonnenwind so stark wie seit Jahren nicht mehr

    Unser Planet wird dabei von einem mittelstarken Sonnensturm der Stärke G2 auf der fünfstufigen Skala mit geladenen Teilchen bombardiert. "Der Sonnenwind um die Erde bläst aktuell mit mehr als 800 Kilometern pro Sekunde. Das ist der höchste Wert seit Jahren und Polarlichter wurden südlich bis Colorado [inmitten der USA] gesichtet", warnt Spaceweather.com vor dem starken geomagnetischen Sturm.

    Noch ein zweiter, noch heftigerer Masseauswurf soll im Laufe des Montags und auch am Dienstag (27. und 28. Februar) auf die Erde treffen. Die Weltraumwetter-Experten erwarten einen Sonnensturm der Stärke G3, der den bereits tobenden Sturm im Extremfall noch stärker aufladen könnte.