Niederösterreich
Dritter Ausbruch! Justiz vertuschte Flucht von Insassin
Eine unbewachte Insassin der Justizanstalt Schwarzau hatte sich letzte Woche aus dem Spital vertschüsst. Erst jetzt wird offiziell gefahndet.
Nicht äußerst professionell, um es behübscht zu formulieren, hat sich offensichtlich das Justizministerium im Umgang mit einer geflohenen Strafgefangenen verhalten. Denn: Die Insassin der Justizanstalt Schwarzau (Neunkirchen) war letzte Woche stationär im Krankenhaus Wr. Neustadt. Aufgrund der Schwere der Erkrankung wurde auf eine Bewachung gänzlich verzichtet. Ein Fehler wie sich später herausstellen sollte: Denn trotz Erkrankung konnte die Insassin aus dem Landesklinikum verduften.
Der "Kurier" berichtete als erstes Medium am Mittwochmittag darüber und auch darüber, dass der Vorfall offenbar vertuscht werden sollte. Denn laut Landespolizeidirektion Niederösterreich war um 14 Uhr keine offizielle Fahndung aufrecht. "Es liegt nichts auf", so Polizeisprecher Stefan Loidl gegen 14 Uhr nach Rücksprache mit der örtlichen Dienststelle und Fahndungsabteilung gegenüber "Heute".
„Jetzt wird offiziell nach der geflüchteten Insassin gefahndet“
Nur: Zahlreiche Medienanfragen erhöhten offenkundig den Druck aufs Justizministerium, sodass das Verschwinden der Kriminellen offiziell gemeldet wurde. Um 15.45 Uhr bestätigte dann auch Stefan Loidl von der Landespolizeidirektion NÖ: "Jetzt wird offiziell nach jener Dame gefahndet."
Flucht und Hohn
Der Fall rund um die verschwundene Schwarzau-Insassin und die mutmaßlichen Verschleierung der Flucht reiht sich nahtlos in die jüngsten Justizpannen ein. Ein 16-jähriger Afghane aus der Justizanstalt Gerasdorf (Neunkirchen) war am Montag bei einer Spitalsuntersuchung davongelaufen. Dass er Handschellen oben hatte, störte den wegen Gewaltdelikten einsitzenden Sträfling nicht. Er postete danach Fotos und Clips auf Instagram mit Handschellen, Joint und Mittelfinger in Richtung Polizei - alles dazu hier. Der Afghane wäre übrigens im Jänner 2024 entlassen worden.
Justizpannen in NÖ
Letzte Woche flüchtete eine unbewachte Schwarzau-Insassin aus dem Spital, am Montag lief ein 16-jähriger Afghane den Beamte davon, am Dienstag entkam ein Schwerkrimineller (35) in Krems)
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Für noch mehr Kopfschütteln und vor allem Beunruhigung sorgte der Fall rund um einen 35-jährigen Tschetschenen: Der Hochrisiko-Häftling aus der berüchtigten Justizanstalt Stein mit einer Reststrafdauer von immerhin elf Jahren hatte über Knieschmerzen geklagt, wurde in Hand- aber ohne Fußfesseln (Anm.: ist nur in begründeten Ausnahmefällen erlaubt, den "Stunt" tun sich viele Beamte gar nicht an, Anm.), ins Landesklinikum Krems zu einer MRT-Untersuchung chauffiert. Umso bemerkenswerte dann die Flucht mit mutmaßlich kaputtem Knie und Handschellen: Der 35-Jährige schüttelte seine Aufpasser ab und tauchte unter. Der 35-Jährige verbüßte seine Strafe unter anderem wegen schweren Raubes.
Fahndung in Weinbergen
Eine Fahndung mit rund 200 Beamten am Dienstagabend in den Kremser Weinbergen brachte keinen Erfolg. Nach allen drei Häftlingen wird jetzt gefahndet. Dass alle drei Insassen in Niederösterreich geflüchtet sind, ist aufgrund der hohen Dichte an Gefängnissen in NÖ (nämlich zehn, mehr als in jedem anderen Bundesland; OÖ hat 6, Wien 4, Steiermark 3, die restlichen 5 Bundesländer je 1 Anstalt, Anm.) womöglich nur Zufall.