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Dortmund auf Titelkurs – das sagt Bayern-Boss Kahn
Tiefschlag für die Bayern! Ein 1:3 gegen Leipzig kann den Titel kosten, denn Dortmund nützt den Patzer eiskalt aus. Bayern-Boss Oli Kahn hofft noch.
Oliver Kahn verschränkte die Arme hinter seinem breiten Rücken und schob die Brust nach vorne, doch sein ewiges "Weiter, immer weiter" klang nur noch hohl und leer. "Mein Glaube ist immer da", betonte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern nach einer weiteren Horror-Show im Titelkampf und ergänzte scheinbar unverdrossen: "Ich werde den Teufel tun und irgendwas abschenken."
Tatsächlich bekommt die Bundesliga ihr lang ersehntes Meisterfinale, doch der Seriensieger hält die Schale nicht mehr in der Hand. Vielmehr legten die Bayern, von ihrem wütenden Trainer Thomas Tuchel in alle Einzelteile zerlegt, ihrem Rivalen Dortmund den Ball mit dem niederschmetternden 1:3 (1:0) gegen RB Leipzig auf den Elfmeterpunkt. Der BVB nutzte seine Gelegenheit - im Gegensatz zu den Bayern.
"Ich bin wirklich tief enttäuscht, dass wir diese Riesenchance weggegeben haben und jetzt von anderen Ergebnissen abhängig sind", sagte Kahn betroffen. Nach dem Schlusspfiff blickte er schockiert von der VIP-Tribüne auf den Rasen - wohl ahnend, dass seine Zeit als Boss zu Ende geht. Die Stadionregie spielte "I don't want to miss a thing" aus dem Streifen Armageddon - für Kahn und seine Bayern fühlte es sich auch an wie ein Weltuntergang.
Tuchel verfolgte die Schlussphase vollkommen konsterniert, ja resigniert auf der Bank und fand nur langsam zu sich. "Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll", schimpfte er. Seine Stars hätten nach der Führung durch Serge Gnabry (25.) speziell in der zweiten Halbzeit "alles vermissen lassen" und den Sieg "selbst aus der Hand gegeben".
Nicht zum erstem Mal in dieser vermaledeiten Spielzeit. Achtmal verspielten die Bayern in der Liga eine Führung, holten dabei nur fünf von 24 möglichen Punkten. Joshua Kimmich, der nach dem Drama minutenlang wie versteinert vor der Südkurve verharrte, sprach von einem "Spiegelbild unserer Saison" und urteilte hart: "Das ist kein Zufall, wenn man sieht, dass uns das so, so oft passiert ist."
Sinnbildlich war der Ausgleich (65.) durch den künftigen Münchner Konrad Laimer ("Generell ist es schon ganz schön hier...") nach einer Bayern-Ecke. "So etwas habe ich selten gesehen", sagte Kahn, "intelligent haben wir uns da nicht angestellt." Thomas Müller meinte: "Abgezockt sieht anders aus."
Vor allem Tuchel war außer sich über die mangelnde Gegenwehr. "Der eine zieht den Kopf ein, der andere will den Gegner überlupfen. Du musst dein Verhalten anpassen! Das geht nicht!", polterte er bei Sky und rechnete gnadenlos mit seiner Mannschaft ab.
"Wenn du in New York über die Straße gehst", motzte er, "ist das was anderes, als wenn du hier in Bogenhausen über die Straße gehst." Es war ein treffendes, aus Sicht der Bayern erschütterndes Bild: Ein Bubi aus dem Münchner Nobelviertel, der sich in der Bronx verprügeln lässt. Tuchel: "Du musst dich anpassen - sonst wirst du überfahren."
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Benjamin Pavard (Foul) und Noussair Mazraoui (Hand) leisteten sich völlig überflüssige Elfmeter, die Christopher Nkunku (76.) und Dominik Szoboszlai (86.) zum ersten RB-Sieg in München nutzten. Tausende Bayern-Fans kapitulierten und verließen die Arena vorzeitig, Kahn stöhnte blass: "Alles bricht zusammen, wenn Widerstand entsteht."
Und das wird Konsequenzen haben. Womöglich bei der Aufsichtsratssitzung am 30. Mai mit Kahns Abberufung. Ganz sicher im Sommer. "Wir werden schauen, was auf dem Transfermarkt gemacht werden muss", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic und bekräftigte: "Es sind auf jeden Fall ein paar Themen da."
Dabei ist noch nichts verloren. Im Duell um die Meisterschaft kommt es am 34. Spieltag zum Fernduell: Die Bayern müssen in Köln ran, der BVB gegen Mainz. "Es ist erst dann vorbei", sagte Kahn, "wenn der Schiedsrichter in Köln abgepfiffen hat."