Heftige Unwetter

Doch keine Wolken-Impfung? Brisante Wende um Dubai-Flut

Dubai wurde von den schwersten Regenfällen seit Aufzeichnungsbeginn heimgesucht. Nun gibt es einen Verdacht: Hat "Cloud Seeding" alles verschlimmert?

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Doch keine Wolken-Impfung? Brisante Wende um Dubai-Flut
Schwere Regenfälle haben in den letzten Tagen die Vereinigten Arabischen Emirate und Dubai geflutet.
GIUSEPPE CACACE / AFP / picturedesk.com

Sind sogenannte "Wolken-Impfungen" (Cloud Seeding) in Dubai für die schwersten Regenfälle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verantwortlich? Das berichtete das Nachrichtenmagazin "Bloomberg" auf seiner Website. Doch das Nationale Zentrum für Meteorologie (NCM) der Emirate widerspricht.

Beim "Cloud Seeding" werden die Wolken per Kleinflugzeug mit gewissen Substanzen "geimpft". An diese kleinen Partikel heftet sich die Feuchtigkeit einer Wolke bis Tropfen entstehen, die Gravitation erledigt dann den Rest. Die Seeding-Flugzeuge hätten in den vergangenen zwei Tagen sieben Einsätze geflogen, "Bloomberg" unter Berufung auf Habib.

Bloomberg korrigert sich

In einer späteren Version korrigierte sich Bloomberg. "Das NCM teilte am Mittwoch mit, dass die Impfungen am Sonntag und Montag und nicht am Dienstag stattgefunden haben." In einem weiteren Artikel zu dem Thema, ebenfalls vom 17. April, heißt es dann unter Berufung auf CNBC: "Das NCM dementierte später, dass es vor den Stürmen wetterverändernde Techniken angewandt habe." Gegenüber CNBC soll Habib erklärt habe, dass zwar sechs Piloten im Rahmen des regulären Protokolls Einsätze geflogen, aber keine Wolken gesät hätten.

Habib wiederholte diese Aussage auch gegenüber der englischsprachigen Zeitung "Khaleej Times" aus Dubai: "In diesem Zeitraum wurden keine Piloten für Seeding-Einsätze entsandt." Die Flugzeuge seien in der Luft gewesen, um Proben zu nehmen, nicht um Wolken zu impfen, so das NCM zu Thenationalnews.com.

In diesem Zeitraum wurden keine Piloten für Seeding-Einsätze entsandt

Die Flugzeuge hätten sich dem Sturm nicht genähert. "Wir nehmen die Sicherheit unserer Mitarbeiter, Piloten und Flugzeuge sehr ernst. Das NCM führt bei extremen Wetterereignissen keine Cloud-Seeding-Operationen durch."

Selbst wenn solche durchgeführt worden wären, könnten sie den Niederschlag "bestenfalls um wenige Prozent erhöhen", so der österreichische Klimaforscher Georg Pistotnik, gegenüber Puls24. Das hätten unabhängige Studien zum Thema gezeigt.

Dass die Region viel Regen zu erwarten hatte, war laut dem Meteorologen Maarten Ambaum von der britischen University of Reading im Vorfeld klar: Unter anderem das Global Flood Awareness System (Glofas) hätte "sehr genau ein hohes Überschwemmungsrisiko pognostiziert". Auch Jörg Kachelmann sieht das so: "Die Wettervorhersage-Modelle haben auch vorher korrekt gewusst, was passieren wird, und mehr als 150 Millimeter (entsprechend Liter pro Quadratmeter) in 24 Stunden vorhergesagt. Die Wetterlage war einfach so, dass es gepasst hat".

Wenn nicht Wolkensaat, was hat dann den Rekordregen verursacht?

"Das Vorhandensein konvektiver Wolken, die sich über den VAE bildeten, löste eine Reihe von Wetterereignissen aus", erklärte NCM-Meteorologe Habib auf Khaleejtimes.com. "Warme, feuchte Luftmassen aus dem Arabischen Meer strömten nach Oman und in die Emirate. Gleichzeitig herrschte in der oberen Atmosphäre ein Tiefdruckgebiet." Darum sei die Luftfeuchtigkeit über den VAE angestiegen, begleitet von einer Erwärmung der Oberfläche und einer Abkühlung in der Höhe. Dadurch habe die in der warmen Luft enthaltene Feuchtigkeit kondensiert. "Diese Kombination von Faktoren führte zu instabilen Wetterverhältnissen."

Auch laut Ambaum dürften die massiven Gewitterwolken eine Rolle gespielt haben, "die entstehen, wenn Hitze Feuchtigkeit in die Atmosphäre zieht." Diese können zu großen Regenmengen und, wenn sie großflächig und nacheinander auftreten, zu heftigen Regengüssen führen. "Sie können schnell zu Oberflächenwasserüberschwemmungen führen, wie wir beispielsweise am Flughafen von Dubai gesehen haben." Laut Habib gab es mehr als vier Wetterwellen, wobei die intensivste vom späten Nachmittag bis zum späten Abend auftrat.

Das Cloud Seeding wird vom National Centre for Meteorology mit Maschinen vom Typ Beechcraft C90GTi King Air durchgeführt.
Das Cloud Seeding wird vom National Centre for Meteorology mit Maschinen vom Typ Beechcraft C90GTi King Air durchgeführt.
National Centre for Meteorology

Klimawandel führt zu mehr und längeren solchen Ereignissen

Im Nahen Osten seien das keine seltenen Ereignisse, so Suzanne Gray von der University of Reading: Laut einer Studie im Fachjournal "Atmospheric Research", in der 95 solcher Ereignisse über der südlichen Arabischen Halbinsel in den Jahren 2000 bis 2020 analysiert wurden, treten diese am häufigsten im März und April auf. Die Studie habe auch gezeigt, dass solche Wetterlagen über den VAE immer länger anhalten.

Der Meteorologe und Klimawissenschaftler Michael Mann von der University of Pennsylvania (USA) sagte zur Nachrichtenagentur AP, die extremen Regenfälle zeigten, was auf die Welt in Folge des vom Menschen verursachten Klimawandels zukomme. Wer behaupte, Cloud Seeding sei für die Überschwemmungen verantwortlich gewesen, ignoriere die wahren Ursachen, sagt Mann.

Viele Anhänger der Wolkensaat-Theorie seien Leugner des Klimawandels, die versuchten, die Aufmerksamkeit von dem abzulenken, was tatsächlich auf der Erde passiere. Was das ist, erklärt Friederike Otto vom Imperial College of London gegenüber der AP: "Mit der Erwärmung des Klimas werden die Niederschläge auf der ganzen Welt viel stärker, weil eine wärmere Atmosphäre mehr Feuchtigkeit speichern kann."

"Regenbombe" flutet Dubai – die Bilder

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    Am 16. April wurde die arabische Metropole Dubai von noch nie erlebten Regenmengen geflutet. An einem Tag gab es so viel Niederschlag wie sonst in zwei Jahren.
    Am 16. April wurde die arabische Metropole Dubai von noch nie erlebten Regenmengen geflutet. An einem Tag gab es so viel Niederschlag wie sonst in zwei Jahren.
    IMAGO/Bestimage

    Keine Hinweise auf Seeding-Flüge auf Flightracking-Websites

    Tatsächlich waren in diesem Zeitraum für das Cloud-Seeding verwendete Maschinen des Typs Beechcraft Air C90 mit Rufzeichen der Luftwaffe der VAE in der Luft. So startete etwa am Montag (15. April) eine Maschine mit dem Rufzeichen UAF836 um 13.07 von der Al Minhad Air Base in Dubai und landete später in Al Ain. Die gleiche Maschine hob dann in Al Ain wieder ab und landete um 17.18 Uhr in Abu Dhabi, von wo sie schließlich wieder nach Dubai zurückkehrte. Zu welchem Zweck das Flugzeug in der Luft war, wird aus den Flugdaten nicht ersichtlich.

    Al Ain ist der Heimatflughafen der Flugzeuge des NCM. Dieser im Osten der Emirate gelegene Ort wurde zu Beginn des Programms in den 1990er-Jahren ausgewählt, weil sich die besten Wolken für das Seeding an der Ostküste bilden. Für den 16. April, den Tag des Unwetters, sind auf den Flugtracking-Websites vier Flüge von Maschinen des Typs Beechcraft Air C90 verzeichnet. Der Zweck der Flüge kann nicht unabhängig verifiziert werden. Allerdings wurden die Flüge im Luftraum über Dubai durchgeführt und nicht über dem im Osten der Emirate gelegenen Hadschar-Gebirge, wo das Cloud Seeding üblicherweise stattfindet. Das untermauert die Aussage des NCM, dass man am Tag des Unwetters keine Flüge zur Wolkenimpfung durchführte, sondern um Proben zu nehmen.

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