"Vorbereitung auf Beruf"

Direktor beinhart: Wiener Schule verbietet Jogginghosen

Thomas Fitzko (37) ist seit fünf Jahren Direktor an der Mittelschule am Campus Berresgasse. Er stellt klar: "Bei uns gibt es ein Jogginghosen-Verbot."

Christine Ziechert
Direktor beinhart: Wiener Schule verbietet Jogginghosen
Direktor Thomas Fitzko (37) setzt auf klare Regeln.
Sabine Hertel

Seit fünf Jahren leitet Thomas Fitzko (37) die Mittelschule mit Informatik-Schwerpunkt am Bildungscampus Berresgasse (Donaustadt) – mit 33 Jahren wurde er damit zum jüngsten Direktor Wiens. Am Campus ist der gebürtige Kärntner für rund 340 Schüler in 14 Klassen verantwortlich: "Wir haben querbeet alle Nationalitäten und daher eine gute Durchmischung", erzählt der 37-Jährige im Gespräch mit "Heute".

Fitzko leitet die Mittelschule mit viel Verständnis, aber auch klaren Regeln: "Wir haben hier grundsätzlich ein Jogginghosen-Verbot. Dass man nicht unbedingt mit einer Jogginghose zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen sollte, das ist vielen nicht bekannt. Das ist in ihrem Umfeld völlig normal. Und wenn ich dann erlebe, dass manche Eltern in Jogginghose zum Elterngespräch kommen, dann wundert mich nicht, dass die Kinder ein Spiegelbild davon sind", erklärt der Direktor.

Der Bildungscampus Berresgasse in Donaustadt
Der Bildungscampus Berresgasse in Donaustadt
Denise Auer

Auch Direktor kommt mit Jogginghose

Der 37-Jährige erwartet von seinen Schülern, "dass sie die Schule auch als Arbeitsstätte sehen, als Vorbereitung auf ihr zukünftiges Berufsleben." Daher müsse man den Kindern die Abgrenzung zwischen Freizeit und Beruf klar vermitteln.

Die Akzeptanz der Kleidervorschrift sei am Standort groß, so Fitzko, zudem kommt auch der Humor nicht zu kurz: "Im Jänner gibt's zum Beispiel den internationalen Jogginghosen-Tag, da und auch vor verlängerten Wochenenden kommen die Lehrkräfte und ich mit einer Jogginghose in die Schule."

Eltern mehr in die Pflicht nehmen

Ernst wird Fitzko allerdings, wenn es um das Thema Eltern geht: "Wir erleben in den letzten Jahren, dass sehr oft die Unterstützung der Eltern fehlt. Viele Meldungen, Gesprächseinladungen oder auch Ziele, die vereinbart werden, werden von den Eltern absolut nicht eingehalten. Die Kinder sind letztendlich das Produkt aus dem Ganzen, weil sie keine Grenzen kennen und ihnen von zu Hause sehr wenig mitgegeben wird."

Aus der Sicht des Direktors müssten die Eltern daher viel mehr in die Pflicht genommen werden: "Sie haben Aufgaben und Ziele zu erfüllen, die ihnen aufgetragen werden. Diese müssten auch exekutierbar sein, derzeit haben wir keine Handhabe. Letztendlich gibt es nur die Kindesabnahme, aber das kann ja nicht das Ziel sein. Sondern man muss die Eltern dazu bringen, dass sie die Verantwortung gegenüber den Kindern übernehmen, und zwar nicht nur was die Bildungskarriere betrifft, sondern auch die Werte, die vermittelt werden", erklärt Fitzko.

Wir hatten auch schon Fälle, wo Eltern erst ein Jahr später dahintergekommen sind, dass das Kind die Klasse wiederholt hat
Thomas Fitzko
Direktor Mittelschule Campus Berresgasse

Neben der fehlenden Unterstützung mangele es vielen Eltern auch am Interesse: "Wir haben sehr viele Kinder, die zeigen den Eltern ihre negativen Noten gar nicht. Wenn wir das denen mitteilen, wird das kommentarlos zur Kenntnis genommen. Wir hatten auch schon Fälle, wo Eltern erst ein Jahr später dahintergekommen sind, dass das Kind die Klasse wiederholt hat – obwohl wir Briefe geschickt und die Bestätigung seitens der Post erhalten haben", meint der Schulleiter.

Obwohl an der Schule ein Verhaltenskodex ausgearbeitet wurde, kommt es dennoch immer wieder zu Attacken im Unterricht: "Die Lehrer haben keine Zeit mehr für die Klasse, für die Wissensvermittlung. Viele sind den ganzen Tag damit beschäftigt, soziale, verbale oder körperliche Attacken aufzuarbeiten. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo man sagt, von einer Unterrichtsqualität können wir da nicht mehr reden."

Kinder können Konflikte nicht anständig austragen

Die Kinder hätten einfach nicht gelernt, Konflikte anständig auszutragen: "Bei der kleinsten Beschimpfung oder Beleidigung gehen die sofort hoch, dann kannst du jede Schulstunde schmeißen. Zuerst muss das aufgearbeitet werden, da brauchen wir uns nicht der Illusion hingeben, dass dann noch ein normaler Unterricht möglich ist", so Fitzko.

Ohne Unterstützung könne die Schule das nicht stemmen: "Was wir am Standort daher dringend bräuchten, wäre ein fixes, multiprofessionelles Team, etwa mit Sozialarbeitern. Damit man in brenzligen Situationen sagen kann: 'Nimm dich des Problems an, hol dir die Eltern dazu, schaut’s, dass ihr da eine Lösung findet'", berichtet der Direktor.

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    Leserreporter
    Es bemühen sich alle redlich, aber es ist halt leider so, dass für die Positiv-Förderungen nicht die Ressourcen bleiben
    Thomas Fitzko
    Mittelschul-Direktor

    Denn neben der Unterrichtsqualität würden auch sehr stark jene Kinder darunter leiden, "die eigentlich immer alles in Ordnung haben, die pünktlich zum Unterricht erscheinen und die eine Freude am Lernen haben." Aufgrund der vielen Dauerbaustellen in der Klasse sei eine Unterstützung dieser Kinder nicht möglich: "Es bemühen sich alle redlich, aber es ist halt leider so, dass für die Positiv-Förderungen nicht die Ressourcen bleiben."

    Fitzko wünscht sich zudem kleinere Klassen – "15 Kinder wären ideal" –, echte Autonomie an den Schulen – "auch, wenn es um die Inhalte geht" – und besser ausgebildetes Lehrpersonal: "Viele kommen teilweise mit total falschen Vorstellungen in die Schule, die wissen nicht, was sie da erwartet. Manchmal ist es sogar mit Quereinsteigern leichter, weil sie Lebenserfahrung haben. Zum Lehrersein muss man berufen sein, das ist vor allem Beziehungsarbeit mit den Kindern und Eltern. Da entstehen viele Konflikte, die man verarbeiten muss, das halten viele auf Dauer nicht aus."

    Auf den Punkt gebracht

    • Der 37-jährige Direktor der Mittelschule am Campus Berresgasse in Wien, Thomas Fitzko, hat ein Jogginghosen-Verbot an seiner Schule eingeführt, um den Schülern die Abgrenzung zwischen Freizeit und Beruf klar zu vermitteln
    • Er betont auch die fehlende Unterstützung und das Desinteresse vieler Eltern an der Bildung ihrer Kinder
    • Fitzko fordert mehr Verantwortung von den Eltern und wünscht sich kleinere Klassen, echte Autonomie an den Schulen und besser ausgebildetes Lehrpersonal
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