Glattauer gibt Noten

"Digitalfreie Oase" – Hier gilt Handyverbot für Schüler

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer widmet sich einem möglichen Handyverbot. An manchen Schulen gilt dieses bereits für alle Schüler.

Niki Glattauer
"Digitalfreie Oase" – Hier gilt Handyverbot für Schüler
Viele Eltern wären sicher für ein Handy-Verbot an den Schulen (Symbolbild).
Getty Images

Sollten Handys im Unterricht und in der Schule Sendepause haben? Viele Eltern wären sicher dafür, die Schüler wohl eher weniger. Die FPÖ sprach sich in ihrem Programm für die Nationalratswahl für eine Abgabe der Mobiltelefone aus, die ÖVP will ein Verbot prüfen lassen. Ein Thema, bei dem sich die Geister oft scheiden, wie auch "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer ausführt.

Handy: Eltern, Schüler entscheiden nun mit!

Nur nebenbei jetzt und zum Schmunzeln: Kennen Sie den Satz des Kabarettisten Dieter Hildebrand? "Bildung kommt von Bildschirm, nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung" :-) Damit zu einem Thema, das zuletzt unter dem Radar der Öffentlichkeit geblieben ist: zum Handyverbot in unseren Schulen. Da gibt es nämlich insofern Neues, als in den letzten Wochen vor der Wahl alle Schulen Post des Bildungsministers bekommen haben, und zwar in Form des Folders "Handys in der Schule".

Vorweg: Ein österreichweites Verbot würde es mit einem neuen schwarzen Bildungsminister wohl nicht geben. Zwar deklariert man sich "oben" als Handy-Gegner ("… ist ein Ablenkungsfaktor, hat im Unterricht am Tisch nichts verloren"), gibt die heiße Kartoffel aber weiter: "Die Entscheidung wird (…) an den Schulen getroffen". Allerdings künftig nicht mehr von diesen allein. Zuständig wird der Schulgemeinschaftsausschuss sein. Und dem gehören neben der "Chefin" drei Lehrer, drei Eltern und drei Schüler an... Zündstoff!

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor in Wien.
Sabine Hertel

Handy darf nur 1 Stunde abgenommen werden!

Zuletzt Belgien, davor England, Frankreich, Italien, Holland – alles Länder mit Handyverbot. In Österreich könnte es 2025 dazu kommen, allerdings nur probeweise in der Steiermark. Mehr nicht. Gut so, wenn man mich fragt. Ich halte Handyverbote für kontraproduktiv. Allerdings bringt der neue Folder neue Klarheit im Handling. "Was den Unterricht stört", steht da etwas vertrackt, "ist der Lehrperson auf Verlangen zu übergeben und darf bis zum Ende der Unterrichtsstunde abgenommen bleiben."

Da wurde juristisch eine neue Grenze gezogen. Das Abnehmen und strafweise Deponieren von Handys in der Direktion bis zur Rückgabe an die Eltern ist damit nicht (mehr) gedeckt. Ich hatte ja heuer von einem Vater, Rechtsanwalt, berichtet, der einen juridischen Präzedenzfall schaffen wollte. Seinem Sohn war das Handy auf Wien-Woche abgenommen worden – vier Tage später war es spurlos verschwunden. Die Schule kaufte dem Schüler dann aber ein neues, woraufhin der Vater auf eine Klage verzichtete.

Wo Handys selbst für 18-Jährige verboten sind

Dass "schulautonome" Lösungen sehr weit gehen können, zeigen die Waldorf-Schulen. In der Rudolf-Steiner-Schule in Wien-Pötzleinsdorf zum Beispiel sind Smartphones komplett tabu. Das gelte, wie kürzlich im "Standard" zu lesen war, für den ganzen Schultag und für alle Schulstufen bis hinauf zu den 18-Jährigen. So wolle man "eine digitalfreie Oase" sein.

Keine Freude damit bekundete Ex-Bundesschulsprecher Marius Hladik: "Ein Verbot in Schulen wie in England oder Belgien geht an der Realität völlig vorbei". Zu glauben, dass man Probleme wie Mobbing und Handysucht oder die Verbreitung von Fake-News mit einem Verbot von Endgeräten in den Griff bekomme, sei kurzsichtig... Kurz-Info zum Schluss: In Österreich besitzt jedes zweite Kind zwischen 6 und 13 ein eigenes Handy, bei den 12- bis 19-Jährigen sind es 96 Prozent.

Gesamtnote: Schauma!

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Niki Glattauer diskutiert in seiner Kolumne ein mögliches Handy-Verbot an Schulen, das bereits in einigen Ländern existiert und in Österreich probeweise in der Steiermark eingeführt werden könnte
    • Während die FPÖ ein solches Verbot unterstützt und die ÖVP es prüfen will, bleibt die Entscheidung letztlich bei den Schulen und deren Schulgemeinschaftsausschüssen, was zu kontroversen Meinungen führt
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