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Diese Länder haben in Korea ihre Finger im Spiel

Die Säbel rasseln lauter im Atomkonflikt um Nordkorea – doch wer verfolgt eigentlich welche Interessen und warum?

Heute Redaktion
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Entschlossener Führer: Nordkorea-Diktator Kim Jong-un
Entschlossener Führer: Nordkorea-Diktator Kim Jong-un
Bild: Reuters

Der Ton zwischen Nordkorea und den USA hat sich in den vergangenen Tagen zunehmend verschärft. Die US-Armee schickte einen Flugzeugträger und mehrere Kriegsschiffe zur Koreanischen Halbinsel. Am Sonntag feuerte Nordkorea erneut eine Rakete ab, die allerdings kurz nach dem Start explodierte. Während Nordkorea vor einem Atomkrieg warnt, sprechen die USA vom "Ende der Geduld".

Doch welche Gefahr geht tatsächlich von Nordkorea und seinem Diktator Kim Jong-un aus? Und welche Ziele verfolgen die in den Konflikt verwickelten Staaten?

Nordkorea und sein Atomprogramm

Das Atomprogramm des stalinistisch geprägten Regimes bereitet den Nachbarstaaten seit langem Sorge. Seit das Land 2003 aus dem Atomwaffensperrvertrag austrat und zwei Jahre später bekanntgab, einsatzfähige Kernwaffen zu besitzen, wird es zu einer immer größeren Gefahr. Nordkorea hat trotz Sanktionen der Vereinten Nationen – in immer kürzeren zeitlichen Abständen – mehrere Atom- und Raketentests durchgeführt. Es verteidigt seinen Atomwaffenbesitz als Mittel der Selbstverteidigung gegen die USA.

Pyongyang behauptet, gegenwärtig mehrere funktionstüchtige Kernwaffen und entsprechende Trägersysteme zu haben. Zudem sollen Wissenschaftler an einer Taepodong-2-Interkontinentalrakete arbeiten, die einen Atomsprengkopf bis an die US-Westküste transportieren können soll.

Am "Tag der Sonne", mit dem am Sonntag der 105. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il-sung begangen wurde, nahm Machthaber Kim Jong-un eine Militärparade ab. Dort wurden gemäß "Spiegel online" auch neue Interkontinental-Raketentypen und Pukkusong-Raketen, die von U-Booten abgeschossen werden, präsentiert. Ein Raketentest gleichentags scheiterte. Beobachter wie der Nordkorea-Experte Karl-Heinz Kamp bewerten diese Tests als "gefährliches Imponiergehabe". Man wisse nicht, wie weit Nordkorea nukleartechnisch wirklich sei. Zudem sei fraglich, ob Abschreckung bei einem offensichtlich wenig rationalen Regime etwas nütze.

Der direkte Nachbar Südkorea

Nach einer Phase der Entspannung im Jahr 2000 haben sich Südkoreas Beziehungen zu Nordkorea in den vergangenen Jahren wieder deutlich verschlechtert. Die beiden Nachbarrepubliken befinden sich offiziell noch immer im Krieg. 1953 wurde nach dem Koreakrieg zwar ein Waffenstillstand geschlossen.

Der Vertrag wurde aber 2013 gekündigt, nachdem Nordkorea die Vorbereitung erneuter Atomtests ankündigt hatte. Beide Länder trennt am 38. Breitengrad eine vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone (DMZ). Südkoreas Hauptverbündete sind die USA, die im Koreakrieg auch auf Seiten Seouls kämpften.

USA – der strategische Partner Südkoreas

Am Wochenende stattete US-Vizepräsident Mike Pence der DMZ zwischen Nord- und Südkorea einen Besuch ab. "Die Ära der strategischen Geduld ist vorbei", drohte Pence in Richtung Pyongyang und forderte China zu mehr Engagement im Koreakonflikt auf. Mittlerweile ist Nordkorea für die USA laut "Spiegel online" Krisenherd Nummer eins – noch vor Syrien oder Russland. Die "New York Times" zitiert Sicherheitsexperten, die sich an die Kubakrise und die damit einhergehende nukleare Paranoia erinnert fühlen.

Südkorea ist dabei für die USA einer der wichtigsten Verbündeten überhaupt. Beide nehmen Nordkorea als Bedrohung wahr, wobei die USA über ihre Unterstützung Südkoreas auch ihren Konflikt mit China austragen. Washington unterstützt Seoul mit finanzieller militärischer Entwicklungshilfe und hat im Land US-Truppen stationiert.

China – Nordkoreas einziger Freund

Peking stand im Koreakrieg auf Nordkoreas Seite und ist heute der einzige Verbündete des Regimes. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist Pyongyang stark auf Chinas wirtschaftliche Unterstützung angewiesen. Für China wiederum ist Nordkorea nicht nur ein wirtschaftlicher Partner, sondern fungiert auch als Pufferstaat zu Südkorea und den dortigen US-Stützpunkten. Nichtsdestotrotz hat China die nuklearen Aktivitäten Nordkoreas immer wieder verurteilt. Es gilt als einziger Staat, der mäßigenden Einfluss auf Kim Jong-un ausüben könnte.

Peking unterstützt die UNO-Sanktionen gegen Nordkorea und schickte kürzlich zahlreiche Schiffe mit Kohlelieferungen aus Nordkorea zurück. Ein herber Schlag, denn Kohle ist ein wichtiges Exportgut für das völlig verarmte Land. Grundsätzlich ist China bereit, sich als Vermittler zur Verfügung zu stellen, ruft aber alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Deshalb ist neuerdings auch US-Präsident Donald Trump gut auf China zu sprechen, dem er im Wahlkampf noch Währungsmanipulation vorgeworfen hatte.

Russland – das einstige Vorbild

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die damalige Sowjetunion Besatzungsmacht im nördlichen Korea und hatte ein strategisches Interesse daran, Nordkorea als Pufferstaat gegenüber Japan nach marxistisch-leninistischem Vorbild aufzubauen. Vor zwei Jahrzehnten kündigte Russland den seit 1961 bestehenden Freundschaftsvertrag mit Nordkorea auf. 2006 wurde dieser durch einen neuen Vertrag ersetzt, in dem keine militärische Beistandsklausel mehr enthalten ist.

Zurzeit warnt Moskau die USA vor einem militärischen Alleingang gegen Nordkorea, verurteilt aber gleichzeitig das Verhalten Pyongyangs. Zusammen mit China setzt sich das Land für eine Entspannung im Konflikt mit Nordkorea ein. Wirtschaftlich ist Nordkorea für Russland interessant. Moskau investiert in eine Bahnverbindung, die Zugang zu einem Seehafen verspricht, der im Winter nicht zufriert, und ist an weiteren Investitionen im rohstoffreichen Land interessiert. Vor drei Jahren erließ Moskau Pyongyang 90 Prozent seiner Schulden.

Japan – der frühere Kolonialherr

Japan, dessen Kolonie das damals noch ungeteilte Korea vor dem Zweiten Weltkrieg war, steht aufseiten Südkoreas und der USA. Ministerpräsident Shinzo Abe verlangt im Konflikt neben Dialog auch Druck. "Dialog um des Dialogs willen ist bedeutungslos", glaubt er. Abe rief China und Russland auf, bei dem Thema eine konstruktivere Rolle einzunehmen. Er bestätigte, dass Japan an Krisenplänen für eine Evakuierung der etwa 57.000 Japaner in Südkorea arbeite. (mlr)