Ukraine

Diese Männer sollen hinter dem Butscha-Massaker stecken

Eine Artillerieeinheit aus der Chabarowsk-Region an der Grenze zu China wird im Netz für die Kriegsverbrechen in Butscha verantwortlich gemacht.

Nikolaus Pichler
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Die ukrainische Aktivistengruppe InformNapalm zeigt am 4. April 2022 die Verantwortlichen des Massakers von Butscha: Oberstleutnant Omurbekow A. und seine Einheit 51460, die 64. motorisierte Artilleriebrigade.
Die ukrainische Aktivistengruppe InformNapalm zeigt am 4. April 2022 die Verantwortlichen des Massakers von Butscha: Oberstleutnant Omurbekow A. und seine Einheit 51460, die 64. motorisierte Artilleriebrigade.
Screenshot Twitter

Mit der Rückeroberung von Butscha hat sich den ukrainischen Sicherheitskräften nach dem Abzug der russischen Armee ein Bild des Schreckens geboten: Die Straßen waren mit Leichen von Zivilisten übersät, Frauen vergewaltigt, ganze Familien erschossen worden. Die ukrainische Aktivistengruppe InformNapalm nennt nun die mutmasslichen Verantwortlichen hinter dem Massaker mit Namen: Oberstleutnant Omurbekow A. und seine Einheit 51460, die 64. motorisierte Artilleriebrigade. Die Truppe aus dem Dorf Knjasewolkonskoje in der Chabarowsk-Region an der Grenze zu China war seit Beginn des Ukraine-Konflikts nahe Kiew stationiert.

Die Aktivisten von InformNapalm schrieben in einem inzwischen zensierten Reddit-Post: "Es ist uns gelungen, die Privatadresse des russischen Henkers zu finden." Darunter zeigten sie die E-Mail-Adresse und Telefonnummer des 40-jährigen Omurbekow. Die Daten stammen aus einer Liste, die das ukrainische Verteidigungsministerium am Montag online stellte. Laut dem Nachrichtenportal Kyiv International enthält die Liste die Namen, Dienstgrade und Passdaten der Mitglieder der 64. Artilleriebrigade, die den Kiewer Vorort Butscha bis zum 31. März besetzt hielten.

In Butscha und den naheliegenden Gebieten standen laut Kriegsbeobachtern auch Panzertruppen der 36. Armeegarde aus dem russischen Distrikt Fernost sowie ein Teil des 331. Regiments der 98. Fallschirmjägerdivision im Einsatz, berichtet "Corriere della Sera". Überlebende in Butscha berichteten jedoch von Soldaten, die mit Akzent gesprochen hätten. Es seien wohl Männer aus der Garde des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow gewesen, vermutet die 48-jährige Irina Abramowa.

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    Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat am Montag (04.04.2022) die ukrainische Stadt Butscha, einem Vorort Kiews, besucht.
    Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat am Montag (04.04.2022) die ukrainische Stadt Butscha, einem Vorort Kiews, besucht.
    RONALDO SCHEMIDT / AFP / picturedesk.com

    "Fälle verdeutlichen Grausamkeit gegen Zivilisten"

    Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der russischen Armee Kriegsverbrechen wie Massenhinrichtungen und Plünderungen vor. In einem am Sonntag veröffentlichten Bericht dokumentieren Augenzeugen Vorfälle zwischen dem 27. Februar und dem 14. März. Dazu gehört die regelrechte Hinrichtung eines Mannes am 4. März: Ein Zeuge berichtet, dass fünf Männer von Soldaten gezwungen worden seien, am Strassenrand niederzuknien. Dann hätten die Russen ihnen die T-Shirts über den Kopf gezogen und einem von ihnen von hinten in den Kopf geschossen. "Diese Fälle verdeutlichen die vorsätzliche Gewalt und Grausamkeit gegen ukrainische Zivilisten", sagte dazu Hugh Williams, Leiter für Europa und Zentralasien von HRW.

    Das russische Verteidigungsministerium wies am Sonntagabend die Schuld von sich. Die schrecklichen Bilder aus Butscha seien am Samstag aufgetaucht, die russischen Soldaten hätten jedoch den Kiewer Vorort bereits am Mittwoch verlassen, hiess es in einer Mitteilung.

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      Die UN haben seit dem Einmarsch russischer Truppen den Tod von 1.417 Zivilisten in der Ukraine dokumentiert. Unter ihnen waren 121 Kinder und Jugendliche, wie das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf mitteilte.
      Die UN haben seit dem Einmarsch russischer Truppen den Tod von 1.417 Zivilisten in der Ukraine dokumentiert. Unter ihnen waren 121 Kinder und Jugendliche, wie das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf mitteilte.
      Rodrigo Abd / AP / picturedesk.com

      Tag 40 des Kriegs in der Ukraine – das "Heute"-News-Video