Welt

Diese 300-Millionen-Jacht steckt auf Fidschi fest

Eine Superjacht, die offenbar dem Oligarchen Suleiman Kerimow gehört, steckt in einem Containerhafen auf Fidschi fest und soll beschlagnahmt werden.

20 Minuten
Teilen
Seit Wochen haben US-Behörden die Superjacht Amadea im Visier.
Seit Wochen haben US-Behörden die Superjacht Amadea im Visier.
LEON LORD / AFP / picturedesk.com

Auf Fidschi ist eine in Deutschland gebaute Megajacht ins Visier der USA geraten. Der Inselstaat will das Schiff beschlagnahmen lassen, weil es einem sanktionierten Oligarchen gehören soll. Anwälte bestreiten das und behaupten, jemand anderes sei der tatsächliche Besitzer, und versuchen so, die Beschlagnahmung zu verhindern.

Besitzer unklar

Wegen der unklaren Besitzverhältnisse ist die Luxusjacht – nach einer 18-tägigen Fahrt von Mexiko quer über den Pazifik – seit Mitte April im wenig luxuriösen Containerhafen von Lautoka auf Fidschi gestrandet. Seit dem 19. April darf die Amadea den Hafen nicht mehr verlassen. Sie ist unter anderem mit einem Helikopter-Landeplatz, Zehn-Meter-Pool, Jacuzzi, Wellnessbereich, einem Kino und einem handbemalten Piano ausgestattet, wie "Boat International" schreibt.

Die Superjacht wurde 2016 von der Lürssen-Kröger-Werft in Schleswig-Holstein fertiggestellt, ist 106 Meter lang und rund 300 Millionen Euro wert. Die Frage nach dem wahren Besitzer sorgt im Zuge des Ukraine-Krieges für ein internationales Tauziehen, das von Moskau über Washington bis in die Südsee reicht.

Gericht gibt USA recht – nun folgt die Berufung

Die USA sind überzeugt, dass der milliardenschwere russische Oligarch Suleiman Kerimow der Eigentümer ist. Dessen Name steht auf der Sanktionsliste zahlreicher Länder – in den Vereinigten Staaten bereits seit 2018 wegen Geldwäsche, in der Europäischen Union und anderen westlichen Ländern seit zwei Monaten wegen des Ukraine-Krieges.

Bei "Forbes" wird der 56-Jährige mit einem geschätzten Vermögen von rund 15,3 Milliarden Franken geführt. Kerimow ist aber auch Mitglied des russischen Oberhauses und er gilt als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Als die französischen Behörden den Milliardär Ende 2017 in Nizza wegen mutmaßlicher Geldwäsche vorübergehend festnahmen, reagierte Putin – und verlieh ihm den "Verdienstorden für das Vaterland" zweiter Klasse.

Ein Gericht im Südsee-Paradies stimmte nun vor wenigen Tagen dem Antrag aus Washington zu, die Jacht zu beschlagnahmen – aber nicht sofort. Der Richter des High Court, Deepthi Amaratunga, habe der Verteidigung die Möglichkeit gegeben, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen, sagte Anwalt Feizal Haniff. Denn in dem Verfahren kursiert noch ein anderer Name als möglicher Eigner.

Schützt ein weiterer Oligarch die Jachten von Putin und Kerimow?

Als offizieller Eigentümer der Amadea, die unter der Flagge der Kaimaninseln in der Karibik fährt, ist ein dubioses Unternehmen namens Millemarin Investment Ltd. eingetragen. Wer sich hinter solchen Briefkastenfirmen verbirgt, ist oft nur schwer festzustellen. Viele Luxusjachten, die Oligarchen gehören sollen, sind über mehrere Offshore-Unternehmen oder Treuhandfonds registriert, um die wahren Besitzer zu verschleiern.

So mussten deutsche Behörden erst kürzlich intensiv ermitteln, um die Besitzerverhältnisse der in Hamburg gestrandeten Luxusjacht Dilbar zu klären. Erst nach der Recherche konnte die Jacht beschlagnahmt werden. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine versuchten russische Oligarchen, ihre Jachten in Sicherheit zu bringen.

Die Millemarin-Anwälte widersprechen im Fall der Amadea der Darstellung der USA und sagen, das Schiff gehöre dem russischen Milliardär und Erdölmanager Eduard Chudainatow. Der steht anders als Kerimow nicht auf den Sanktionslisten. Sein Name tauchte aber bereits im Zusammenhang mit der in der Toskana festgesetzten Superjacht Scheherazade auf. Der 140 Meter lange private Ozeanriese soll keinem Geringeren als Präsident Wladimir Putin selbst gehören. Ist Chudainatow also ein gern genutzter Strohmann, um die Sanktionen zu umgehen?

An Bord der Amadea war jedenfalls weder Chudainatow noch Kerimow, als die Jacht vor gut drei Wochen in die Gewässer von Fidschi einfuhr. Die Amadea bleibt nun zunächst in der Queens Wharf von Lautoka, bis das letzte juristische Wort gesprochen ist. Das Tauziehen ist noch immer nicht beendet.

1/6
Gehe zur Galerie
    Die "SY A" ist mit ihren drei Masten die größte Segelyacht der Welt in Besitz des russischen Milliardärs <strong>Andrey Melnichenko</strong>. Sie liegt derzeit vor den Seychellen.
    Die "SY A" ist mit ihren drei Masten die größte Segelyacht der Welt in Besitz des russischen Milliardärs Andrey Melnichenko. Sie liegt derzeit vor den Seychellen.
    ANDREJ ISAKOVIC / AFP / picturedesk.com