Politik
Die Tricks der Steuer-Betrüger – wo die Millionen liege
Ein Après-Ski-Wirt ein Estrich-Verleger und ein Zahnarzt-Zulieferer, sie alle sollen Steuern hinterzogen haben. Hier versteckten sie ihre Millionen:
Die Steuerfahndung im Amt für Betrugsbekämpfung hat im Jahr 2021 mit ihren elf Fahndungsteams 221 Fälle abgeschlossen und damit für Steuernachzahlungen von mehr als 56 Mio. Euro gesorgt. 40 Prozent der Fälle hätten die Baubranche betroffen, teilte das Finanzministerium am Freitag mit.
Insgesamt hat die Steuerfahndung 45 Hausdurchsuchungen an 158 Einsatzorten durchgeführt und dabei insgesamt mehr als 65.000 GB an IT-Daten sichergestellt. Auch andere Zwangsmaßnahmen wie Festnahmen, Telefonüberwachungen, Observationen und Beschlagnahmen sind Teil der Aufgaben der Steuerfahnder.
Kärntner unterzog 2,5 Millionen Euro für Oldtimer
""Die Steuerfahndung bekämpft systematischen und organisierten Steuer- bzw. Abgabenbetrug. Damit werden Wettbewerbsverzerrungen verhindert und die Gleichmäßigkeit der Besteuerung aller Abgabenpflichtigen gewährleistet. Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern fügt ehrlichen Unternehmen großen Schaden zu", betonte Finanzminister Magnus Brunner. "Die Steuerfahndung ist für mich der kraftvolle und unverzichtbare Arm zur kriminalpolizeilichen Bekämpfung des organisierten und unfairen Abgabenbetruges. Wenn die Steuerfahndung ermittelt, sollten die Steuerbetrüger wissen, dass spätestens dann das unredliche und wirtschaftsfeindliche Spiel aus ist", ergänzt Alfred Hacker vom Amt für Betrugsbekämpfung.
Als ein besonders spektakulärer Fall wird der eines Kärntner Unternehmers genannt, der rund 2,5 Mio. Euro hinterzogen haben soll, um seine Oldtimer-Sammlung zu finanzieren. Aufgeflogen sei der Estrich-Verleger durch eine Anzeige.
Unternehmer hortete 75 Oldtimer
Eine Vielzahl der 75 Stück umfassenden Oldtimer-Sammlung befand sich im Eigentum des Unternehmers, dabei handelte es sich zum Großteil um Autos der Marke Jaguar. Die Kunden des Mannes waren allesamt sehr vermögend, vorwiegend Ärzte, Rechtsanwälte und Geschäftsleute zählten dazu. Aufgrund der Größe der Sammlung wurden auch weitere Lagerräume angemietet, um die Fahrzeuge unterzubringen.
Einen anderen ungewöhnlichen Betrugsfall konnte die Steuerfahndung im August 2021 abschließen, den eine Betriebsprüferin aus Kärnten ins Rollen gebracht hatte. Sie stellte bei der Überprüfung eines Zulieferbetriebes fest, dass für Dentalzubehör und Edelmetall-Legierungen oft zwei Ausgangsrechnungen erstellt wurden – eine Teilrechnung wurde dabei auf einen Firmennamen ausgestellt, die andere als Barverkauf verbucht.
Schwarzgeld in Höhe von 3,5 Millionen Euro bei Gastro-Betrieb
Dieses illegale "Rechnungssplitting" war die Voraussetzung dafür, dass die Zahnärzte und Dentallabore nur einen Teil der Einkäufe in ihre Buchhaltung aufnehmen mussten. Ähnlich gingen die Dentisten beim Ankauf von Bruchgold vor, das anonym eingekauft wurde und ebenfalls nicht in der Buchhaltung aufschien. Die in der Folge beim Finanzamt falsch eingereichten Umsätze und Einkäufe ermöglichten schließlich den Abgabenbetrug.
In einem anderen Fall haben die Steuerfahnder bei einer Hausdurchsuchung in einem Après-Ski-Betrieb in Salzburg Bargeld und Sparbücher mit Schwarzgeld in Höhe von über 3,5 Mio. Euro beschlagnahmt. Dem noch nicht genug, wurde beim Wirt eine illegale Handfeuerwaffe entdeckt. Die Beschuldigten konnten die Herkunft des Geldes nicht erklären.
"Steuerhinterziehung schadet nicht nur dem Wirtschaftsstandort aufgrund ungleicher Wettbewerbsbedingungen, sondern vermindert auch die Leistungsfähigkeit des Gesamtstaates. Eine zielgerichtete und effiziente Betrugsbekämpfung gegen organisierte und systematische Steuerhinterziehung ist daher sehr wichtig, insbesondere in Krisenzeiten", so Christian Ackerler, Leiter des Bereichs Steuerfahndung.