Life
Die Geschichte des Hotel Cecil wurde zum Horrorfilm
Suizide, Morde, mysteriöse Vorkommnisse – das Hotel Cecil hat viel Grauen gesehen. So viel, dass es als Vorlage für "American Horror Story" diente.
Im Cecil Hotel in Los Angeles haben sich schon so viele Tragödien ereignet, dass die fünfte Staffel von "American Horror Story: Hotel", der blutigen TV-Serie mit Lady Gaga, sich eben dieses Gebäude zur Vorlage genommen hat. Achtung: Die Ereignisse, die in den kommenden Abschnitten beschrieben werden, sind nichts für schwache Nerven.
Ein Luxushotel am falschen Ort
Das Hotel Cecil war eines von vielen Luxushotels, die 1924 in Los Angeles gebaut wurden. Der Hotelier, William Banks Hanner, wünschte eine Marmor-Lobby, Buntglas und Alabasterstatuen, um eine vermögende Klientel anzuziehen. Nach der Eröffnung 1927 war das Hotel Cecil schnell erfolgreich und eine beliebte Unterkunft für Reisende.
Nach der großen Depression veränderte sich das Umfeld, in dem das Hotel stand: Viele Bewohner wurden obdachlos, die Kriminalitätsrate stieg rapide an. In den 1950er-Jahren wurde das Hotel teilweise in Wohnungen umgewandelt. Die restlichen Zimmer wurden günstig und stundenweise vermietet, was dem Ruf weiter schadete.
Dutzende Selbstmörder auf dem Dach
Der erste Suizid musste das Hotel 1931 hinnehmen: Ein 46-jähriger Mann schluckte Gift. Acht Jahre später tötete sich ein 39-jähriger Matrose auf die gleiche Weise. Nur wenige Monate später folgte auch die 45-jährige Dorothy Sceiger ihrem Beispiel. Die häufigste Todesart im Cecil war allerdings der Sprung vom Dach.
Eine Frau namens Grace E. Magro stürzte sich vom Dach und verfing sich in den Telefonleitungen. Ein Jahr später stürzte sich Feuerwehrmann Roy Thompson hinunter. Bei vielen Toten, so auch bei Julia Moore, gab es davor keine Hinweise und auch keine offensichtlichen Gründe für einen Suizid.
Ein totes Baby und unbeteiligte Zuschauer
1944 wohnte die 19-jährige Dorothy Purcell im Hotel Cecil. Als die junge Frau eines Morgens mit Bauchschmerzen aufwachte und kurz darauf unerwartet ein Baby zur Welt brachte, war sie mit der Situation masslos überfordert. Im Glauben, es handle sich um eine Totgeburt, warf Dorothy ihr Neugeborenes aus dem Fenster. Sie wurde später in einem Prozess wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen.
1962 sprang Pauline Otton nach einem Streit mit ihrem Ehemann aus dem Fenster im neunten Stock des Hotels. Beim Aufprall traf sie George Gianinni, einen 65-jährigen Passanten auf seinem Abendspaziergang. Beide starben auf der Stelle. Diverse weitere Hotelgäste erschossen sich oder nahmen sich auf andere Arten das Leben.
Eine Geschichte voller Gewalt
Aber nicht nur Suizide spielen in der Geschichte des Hotels Cecil eine große Rolle, auch Gewalt und Morde sind ein Dauerthema. Das Hotel wird mit einem der berühmtesten Morde der Geschichte in Verbindung gebracht, mit der schwarzen Dahlie. Das Opfer dieses Verbrechens, Elizabeth Short, soll 1947 ihren letzten Drink in der Bar des Hotels getrunken haben, bevor sie verschwand und sechs Tage später tot, nackt und verstümmelt auf einer Wiese in Los Angeles gefunden wurde.
1964 wurde die ehemalige Telefonistin Goldie Osgood in ihrem Zimmer sexuell missbraucht, niedergestochen und erwürgt. Eine Angestellte des Hotels fand die Leiche der Seniorin. Richard Ramirez, ein bekannter Serienmörder, wohnte 1984 und 85 im 14. Stockwerk des Cecil. Als Night Stalker brach Ramirez in Häuser von Paaren ein, fesselte die Männer und vergewaltigte die Frauen. In den beiden Jahren war er für 14 Morde und elf Vergewaltigungen verantwortlich. Angeblich hatte Ramirez blutige Kleidung in die Hotelwäscherei gegeben.
1991 wohnte der verurteile Massenmörder Johann "Jack" Unterweger für einige Zeit im Cecil. Der gebürtige Österreicher wurde wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen und begann während seines Aufenthaltes im Hotel wieder mit Morden: Er erwürgte drei Frauen mit ihren eigenen BHs. 1994 wurde er festgenommen und beging Suizid.
Ein modernes Mysterium
Die Geschichten über das Hotel Cecil stammen aber nicht alle aus dem 20. Jahrhundert. Die aktuellste Tragödie ist das mysteriöse Verschwinden der 21-jährigen Studentin Elisa Lam. Die Kanadierin checkte am 26. Januar 2013 ein, Anfang Februar war sie verschwunden. Zwei Wochen nach ihrem Verschwinden begannen sich die Gäste im Hotel über einen niedrigen Wasserdruck und einen "komischen Geschmack" zu beschweren. Bei näherer Untersuchung fand man in den Wassertanks auf dem Dach den leblosen Körper von Elisa Lam.
Unerklärliche Aufnahmen einer Überwachungskamera
Die Behörden, die den Fall aufzuklären versuchten, stießen dabei auf ein seltsames Überwachungsvideo: Zu sehen ist Elisa Lam, wie sie mitten in der Nacht mit dem Lift in verschiedene Stockwerke fährt. Manchmal steigt sie aus, gestikuliert oder versteckt sich hinter der Lifttür. Die Polizei veröffentlichte das Video und bald spekulierte ganz Los Angeles über die Hintergründe für Elisas verschwinden.
Während manche eine geistige Störung verantwortlich machen, wollen andere eine Art Spiel erkennen, mit dem man angeblich in eine Geisterwelt reisen kann – wenn man es denn richtig macht. Wieder andere wundern sich über die fehlenden Minuten im Überwachungsvideo.
Seltsamer Unfall
So oder so: Keine dieser Spekulationen erklärt, wie Elisa in den Wassertank klettern konnte. Es braucht nicht nur einen Schlüssel, um den Deckel des Tankes zu öffnen – sondern auch einen Spezialschlüssel, um überhaupt das Dach zu erreichen. Der Gerichtsmediziner stufte den Tod von Elisa als Unfall ein. Wie ein zierliche junge Frau aber allein den schweren (und abgeschlossenen) Deckel des Wassertanks hätte anheben sollen, ist unklar.
Bei all diesen Todesfällen ist es aber nicht erstaunlich, dass aus dem Hotel Cecil regelmäßig Geistersichtungen gemeldet werden. Kein Wunder, dass die erfolgreiche Horrorserie "American Horror Story" das Hotel als Vorlage für ihre fünfte Staffel benutzt hat. Übrigens: Heute heißt das Hotel nach einem Umbau "Stay on Main" und kann nach wie vor für die eine oder andere (Horror-) Nacht besucht werden.
(Meret Steiger)