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ESC-Gewinner müssen nach Sieg zurück in den Krieg

Die Ukraine hat beim ESC abgeräumt. Angereist ist die Band mit einer Ausnahmebewilligung, doch nun geht es zurück in die vom Krieg gezeichnete Heimat.

Alexandra Hofbauer
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Das Kalush Orchestra beim ESC.
Das Kalush Orchestra beim ESC.
picturedesk.com

Dass sie in Turin starten durften, erfuhren die Mitglieder des Kalush Orchestra erst wenige Tage vor dem russischen Angriff auf ihr Heimatland. Denn im ukrainischen Vorentscheid waren sie nur auf dem zweiten Platz gelandet.

Doch die Gewinnerin musste zurückziehen, nachdem eine Reise auf die von Russland annektierte Krim bekannt geworden war. Wäre es streng nach dem Kriegsrecht gegangen, hätten die Bandmitglieder nicht nach Turin reisen dürfen. Denn Männer im Alter von 18 Jahren bis 60 Jahren dürfen derzeit ihre Heimat nicht verlassen. Für den ESC bekam die Gruppe eine Ausnahmegenehmigung.

Liebeslied an seine Mutter

Diese endet jetzt. Er werde am 16. Mai – also Montag – zurückkehren, sagt Gründer und Sänger des Kalush Orchestra, Oleh Psiuk. Der Rückreisetag ist sein 28. Geburtstag. Sobald er und seine Band zurück sind, wolle er zunächst Zeit mit seiner Freundin, seiner Mutter, seiner Familie verbringen. Was dann kommt, wird bei ihm, wie bei allen ukrainischen Männern im Moment, der Krieg diktieren. "Wir sind bereit, zu kämpfen", so Psiuk weiter, der mit seinen Bandkollegen von der Showbühne des ESC in den Krieg ziehen muss.

Es ist fast in Vergessenheit geraten, "Stefania" ist ein Liebeslied an eine Mutter. Er habe noch nicht mit seiner Mutter sprechen können, sagt Psiuk nach seinem Triumph beim Eurovision Song Contest (ESC). Aber sie habe ihm eine Textnachricht geschickt, "dass sie wirklich stolz auf mich ist und wirklich glücklich".

Ukraine galt als Favorit

Stolz und Glück sind das, was Psiuk und seine Bandkollegen in ihrem unter dem Angriff Russlands leidenden Heimatland auslösen wollten. Von einer großen Verantwortung sprachen die Männer in den vergangenen Tagen vor dem Finale im italienischen Turin immer wieder – und davon, dass sie den Angriff Russlands auf die ukrainische Kultur und Musik abwehren wollen.

Obwohl sie als klare Favoriten galten, waren sich die Musiker ihres Sieges nicht sicher. Als sie den ersten Platz aber erreicht hatten, dachte Psiuk zuerst an seine Landsleute. "Dieser Sieg ist für alle Ukrainer", rief der Rapper mit der Siegertrophäe in der Hand. Psiuk ist nicht nur Gründer, sondern auch Frontmann des Kalush Orchestra und optisch eine schillernde Figur. In üblichen ESC-Zeiten wäre die Optik der ganz normale spaßige Wahnsinn des Musikwettbewerbs, jetzt begleitet das Kalush Orchestra eng das Kriegsgeschehen in der Heimat.

Politisches Statement trotz Verbot

Obwohl den Künstlerinnen und Künstlern politische Statements verboten sind, flehte Psiuk am Ende seines Auftritts um Unterstützung für sein Heimatland – um sofortige Unterstützung. Sein Appell solle überall verbreitet werden, damit die Regierungschefs endlich handeln, erklärte er nach dem ESC-Sieg den Aufruf.

So politisch der Auftritt des Kalush Orchestras war, so wenig politisch war das Lied "Stefania" eigentlich gedacht. Den Siegertitel schrieb Psiuk schon lange vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar. "Es ist ein Lied über meine Mutter", sagt der Rapper. Sie hätten nicht immer ein gutes Verhältnis gehabt. Das Lied sei das Beste, was er je für sie getan habe.

Band über Facebook gegründet

Statt als Hymne an die Mutter wird "Stefania" allerdings wegen einer Zeile nun auch als Lied über den Krieg wahrgenommen. "Ich werde immer zu dir kommen, auch wenn alle Straßen zerstört sind", heißt es in dem ukrainischen Lied.

Psiuk gründete die Gruppe im Jahr 2019, er suchte damals bei Facebook Mitstreiter. Es meldeten sich Ihor Didenchuk, ein Multiinstrumentalist und Vlad Kurochka, ein Tänzer. Als Trio entwickelten sie einen Mix aus Rap und Folk mit traditioneller ukrainischer Musik. Die Band wuchs und bekam weitere Mitglieder – an seinem Stil hielt das Kalush Orchestra fest.

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    Sie gelten als ukrainische Volkshelden. Die verbliebenen Soldaten des Stahlwerks in Mariupol. 
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    STR / AFP / picturedesk.com
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