Fussball

"Die Angst spielt mit, dass uns Papa nicht mehr kennt"

Didi Constantini war ÖFB-Teamchef. Heute ist er dement – so wie 130.000 Österreicher. Seine Tochter Johanna schrieb darüber das Buch "Abseits". 

Martin Huber
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Johanna Constantini schrieb ein Buch über Papa Didi.
Johanna Constantini schrieb ein Buch über Papa Didi.
picturedesk.com, zVg


"Papa schaut keinen Fußball mehr im Fernsehen. Er will aber wissen, wie die Spiele ausgingen. Ins Stadion geht er noch gerne." Heinz Peischl, früher Constantinis Co-Trainer im Nationalteam, holt ihn dann mit dem Auto ab. Das Ziel: Der Tivoli oder Wattens.

Didi Constantini war als Spieler zwei Mal Meister, ein Frauenschwarm, als Trainer Schüler bei Ernst Happel, dann drei (!) Mal ÖFB-Teamchef und später erfolgreicher Feuerwehrmann, wenn es wo kriselte. Heute gibt es bei den Constantinis im Stubaital in Tirol Wichtigeres als den Fußball.

"Er kennt uns", erzählt Johanna Constantini "Heute". "Er ist noch die gleiche Person, ein Sturkopf, oft mit einem lockeren Spruch."

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    Eine schrecklich nette Familie: die Constantinis
    Eine schrecklich nette Familie: die Constantinis
    zVg

    Den Buchtitel "Abseits" wählte sie, weil Betroffene nicht ins Abseits gehören. "Er genießt die Zeit mit der Familie, mag Ausflüge. Er war und ist ein guter Papa."

    Sein Alltag: Kaffee zum Frühstück, dann marschiert er los in die Natur. "Körperlich ist er fit. In die Stadt kann er nicht alleine. Das lassen das Gedächtnis und die Orientierung nicht zu. Er ist auf uns angewiesen, das weiß er."

    Bei Demenzkranken zerbröseln Erinnerungen, Erlebnisse werden nicht mehr gespeichert.

    Demenz begann nach Karriere

    Bei Didi kam die Krankheit schleichend, es begann kurz nach seinem Aus als Teamchef 2011: "Er war schlecht gelaunt, verlegte noch mehr Dinge als üblich."

    Professionelle Hilfe wollte er anfangs nicht. "Da kam der Tiroler durch. Und Ernst Happel, der ihn prägte."

    Leidet er heute? "Er ärgert sich, wenn ihm etwas nicht einfällt, meist ist er zufrieden. Betroffene hadern oft weniger als Angehörige."

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      Das Länderspieljahr 2020 steht im Zeichen der Coronavirus-Pandemie. Mit der <em>"Heute"</em>-Fotoshow behält ihr den Überblick.
      Das Länderspieljahr 2020 steht im Zeichen der Coronavirus-Pandemie. Mit der "Heute"-Fotoshow behält ihr den Überblick.
      gepa-pictures.com, Montage "Heute"

      Dass er den 17-jährigen David Alaba zum Teamspieler machte, weiß Constantini heute. "Er ist stolz darauf, erzählt, dass seine Entscheidung nicht gut ankam."

      "Uns geht es doch gut." Das sage er auch heute. "Er findet immer noch, dass es das Leben gut mit ihm meint." Seine Zeit als Trainer in Saudi-Arabien, seine Fußball-Camps für viele Kinder, die er auch heute noch besucht.

      Constantini sieht Buch-Idee positiv

      "Ich vertraue dir", sagte er zur Buch-Idee. "Ja, wenn wir anderen helfen, dass sie selbst rausgehen."

      Didi Constantini hat mit Demenz leben gelernt. "Die Angst spielt mit, dass uns Papa nicht mehr kennt", sagt seine Tochter. "Es geht darum, an das Gute zu glauben und im Jetzt zu leben."

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        Die legendärsten ÖFB-Legionäre&nbsp;
        Die legendärsten ÖFB-Legionäre
        gepa-pictures.com, Imago Images