Bayern-Eklat
Deutsche schimpfen Laimer und Co. "Versager-Trottel"
Die Bayern stecken in der Krise, werden zum ersten Mal seit elf Jahren nicht Meister. Jetzt wird die Kritik an den Spielern teils schmutzig.
Elf Meistertitel in Folge – jetzt reißt die stolze Bayern-Serie. Mit der jüngsten 2:3-Blamage in Heidenheim ist Leverkusen die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen. Beim deutschen Rekordsieger liegen die Nerven blank. Auch im Umfeld.
So titelt die deutsche "Bild" am Sonntag in großen Lettern: "LUSTLOS-VERSAGER-TROTTEL-TRUPPE". Darüber steht geschrieben: Walter M. Straten rechnet mit Bayern ab. Es handelt sich um den Sportchef der reichweitenstarken Zeitung, ein Mitglied der Chefredaktion.
Er wählt harte, beleidigende Worte, die direkt an die Stars gerichtet sind. Abgebildet: Trainer Thomas Tuchel und die drei Spieler Thomas Müller, Harry Kane und Konrad Laimer.
Im Text greift der Journalist zunächst den kanadischen Legionär Alphonso Davies an, seit Jahren Stammspieler: "Tuchel versuchte am Freitag seine Profis emotional aufzuwecken, sprach von 'Wut im Bauch' nach der Dortmund-Pleite. Aber ein satter Bauch mag keine Wut. Die Spieler verdödelten eine Zwei-Tore-Führung bei einem Aufsteiger. Zum ersten Mal in Bayerns Bundesliga-Geschichte. Mit dabei in der Lustlos-Versager-Trottel-Truppe u.a. ein gewisser Davies, der für seinen neuen Vertrag ein Gehalt von 20 Millionen Euro fordert. Bürgergeld wäre angemessener."
Zur Erinnerung: Davies befindet sich im Formtief, pokert zeitgleich mit auslaufendem Vertrag (2025) um seine Zukunft und Millionen, darf sich aber fünffacher deutscher Meister, Champions-League-Sieger, zweifacher Pokal-Sieger nennen.
Straten stellt die Frage: "Kann Tuchel seine Un-Profis doch noch für Arsenal motivieren?", liefert selbst die Antwort: "Nein! Sie scheinen eh nicht mehr auf ihn zu hören. Egal, ob er tobt oder lobt. Entweder rüttelt die Mannschaft sich selber auf und Thomas Müller macht die Kollegen heiß. Oder London ist die Endstation für die letzte Titelchance. Leverkusen reicht jetzt ein Sieg in sechs Spielen für die Meisterschaft. Ist zu schaffen ..."
Die erfolgreiche EM-Quali des ÖFB-Teams in Bildern
Brisanter Frontalangriff
Die Bayern befinden sich im Umbruch. Im Vorjahr gewannen die Münchner die Meisterschaft erst am letzten Spieltag durch einen Ausrutscher von Rivale Dortmund. Dennoch mussten die Sport-Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic gehen. Salzburgs Christoph Freund und Max Eberl folgten in Etappen nach.
Zeitgleich greift in Leverkusen ein Rad ins andere. Xabi Alonso schwingt sich zum gefragtesten Trainer Europas auf. Abstimmung und Chemie in der Mannschaft passen perfekt. Das Resultat: Am Samstag blieb die Werkself im 41. Pflichtspiel der Saison bewerbsübergreifend ungeschlagen. Ein Titel-Rivale in einer solchen Verfassung hätte auch vergangene Meistermannschaften der Bayern in Bedrängnis gebracht und somit zu "Versager-Trotteln" machen können.
Laimer spielt seine erste Saison in München, musste wegen zahlreicher Verletzungs-Ausfälle auf mehreren Positionen aushelfen, erntete dafür Lob von Experten und Kollegen. Der vielseitige ÖFB-Star wird nicht namentlich erwähnt, ist aber direkt neben der oben genannten Abrechnung abgebildet.
Im falschen Film könnte sich auch England-Legionär Kane wähnen. Im Sommer von Tottenham geholt, schoss der "Three-Lions"-Kapitän in 28 Ligaspielen 32 Tore, legte weitere neun auf. Dazu kommen sechs Volltreffer in der Champions-League. Jetzt muss er sich eine flapsige Stereotype gefallen lassen: "Wechselt nach München, um endlich einen Titel zu gewinnen. Silberware, wie man in England zu Trophäen sagt. Das einzige Silber in seinem Schrank bleibt wohl seine Teekanne ..."