Steiermark
Deshalb wird in diesem Bundesland das Wasser knapp
Der enorme Boom im Poolbau und die derzeitige Trockenheit bereiten den steirischen Versorgern Kopfzerbrechen. Sie warnen vor einem Wassernotstand.
Der Sommer rückt näher und die Badesaison beginnt. Schon im vergangenen Jahr haben Swimming-Pools in Österreich aufgrund der Corona-Krise einen enormen Boom erlebt.
Gerade jetzt im Mai mit den wärmeren Temperaturen werden sie alle gleichzeitig befüllt. Dieser Umstand und die aktuelle Trockenheit bringen Wasserversorger in der Steiermark ins Schwitzen.
Rund 150.000 Pools gibt es in Österreich, etwa 20 Prozent entfallen laut Schätzungen auf die Steiermark. Das ergibt also rund 30.000 Pools. Die Füllmenge belaufe sich geschätzt auf 40.000 bis 70.000 Liter pro Becken.
"Pool braucht so viel Wasser wie ein Haushalt im ganzen Jahr"
Der für die Wasserwirtschaft zuständige Landesrat Hans Seitinger (ÖVP) warnt vor einem "explodierendem Wasserverbrauch, der alle Leitungen sprengt". Das Land Steiermark hat nun eine eigene Pool-Infobroschüre mit allen wichtigen Regeln herausgebracht.
"Ein Durchschnitts-Pool braucht beim Einlassen so viel Wasser wie ein steirischer Haushalt im ganzen Jahr", erklärt Seitinger in der "Kleinen Zeitung". Schon in den letzten Jahren mussten die Wasserwirtschaftsverbände Anfang Mai eingreifen, um den hohen Wasserbedarf bedienen zu können. In diesem Jahr kommt noch der Boom bei neuen Pools aus dem Vorjahr hinzu.
Befüllung zwischen 16 und 20 Uhr verboten
Zudem hat es seit Anfang Februar sehr wenig geregnet "und die Leistung vieler Quellen liegt deutlich unter den langjährigen Mittelwerten", so Seitinger.
Dietmar Luttenberger, Geschäftsführer des Wasserverbandes Grazerfeld Südost, rät dazu, den Pool nur in den Nachtstunden und über die Hauswasserleitung zu befüllen. Denn wenn alle Besitzer in der gleichen Zeitspanne voll laufen ließen, könne dies die Versorgung beeinträchtigen. Keinesfalls sollte das Wasser in der auch sonst verbrauchsstarken Zeit zwischen 16 und 20 Uhr eingelassen werden.
Die Steiermark habe zwar genügend Wasser, allerdings sei die Verteilung regional unterschiedlich aufgeteilt, heißt es in dem Bericht der "Kleinen Zeitung". Jeder Pool-Besitzer ist deshalb dazu aufgerufen, der Gemeinde bzw. dem örtlichen Wasserverband vorab zu melden, wann befüllt wird. Weiters sollte die Pool-Befüllung am besten über einen Schlauch, und keinesfalls über einen Hydranten erfolgen, "sonst ist der Druckabfall zu groß". Auch die Befüllungen durch die Feuerwehr sind nicht erlaubt.
Bei den verwendeten Chemikalien für die Reinigung gilt es ebenfalls einige Dinge zu beachten. Die Desinfektion des Wassers ist laut Nachhaltigkeits-Expertin Daniela List (Ecoversum) "grundsätzlich notwendig, sollte jedoch mit Maß und vorzugsweise mit Chlor erfolgen". Von alternativen Methoden wie den Einsatz von Kupfer- und Ammoniumsulfaten rate sie ab. "Das sind Umweltgifte und nicht abbaubar", sagte List.
Der Chemikalien-Einsatz kann aber auch durch andere Methoden reduziert werden, etwa durch das Abdecken des Pools bzw. Herausfischen von Laub & Co. Die Filteranlage sollte laut List so dimensioniert sein, dass das gesamte Wasser mindestens zweimal täglich umgewälzt wird.
Gefahr für Kleinkinder
Für Kinder stellt ein Swimmingpool jedoch eine große Gefahr dar. Laut dem Verein "Große schützen Kleine" ist der Tod durch Ertrinken noch immer die häufigste Todesursache bei Kleinkindern bis zu fünf Jahren. Grund dafür ist der sogenannte "Totstellreflex". Sie können aus ungeklärter Ursache den Kopf nicht aus dem Wasser heben. Rund 60 Kinder kommen dabei laut Seitinger im Jahr ums Leben.
Kinder sollten niemals unbeaufsichtigt am oder im Wasser sein. Eine Abdeckung bei Nichtbenützung bzw. ein Zaun um den Pool bieten ebenfalls eine gewisse Sicherheit. Bei frei stehenden Becken könne bei Nichtbenützung die Einstiegsleiter entfernt werden. Zudem gibt es bereits zahlreiche Alarmsysteme, die die Wasseroberfläche kontrollieren.