Tierischer Hunger
Deshalb soll man Palmkätzchen stehen lassen
Feiertage hin oder her, mit dem Abschneiden der Palmkätzchen nehmen wir Insekten die erste Futterquelle des Jahres weg.
Nachdem die kalten Wintermonate nun endlich den ersten Sonnenstrahlen weichen und die Natur wieder grüner wird, erwachen auch Bienen, Hummeln und Schmetterlinge und machen sich auf Nahrungssuche. Da das Angebot für Insekten noch ziemlich überschaubar ist, sollte man gerade im Frühling ganz genau überlegen, ob man wirklich nur zur Deko, oder aus Tradition bestimmte Sträucher abschneidet.
Erste Anlaufstelle
Auch wenn das Palm- oder Weidekätzchen prinzipiell vor willkürlicher Entnahme genau aus den obig genannten Gründen zwischen 1. Februar und 30. April geschützt ist, steht es nach wie vor in fast jedem österreichischen Haushalt am Ostertisch. Die Tradition und der Aberglaube über den Haus- und Heim schützenden, geweihten Palmbuschen ist offenbar wichtiger, als die erste Nahrung unserer Bienen.
NATURSCHUTZ
Eine Privatperson darf maximal drei Zweige eines Weidekätzchen-Strauches mit einer Maximal-Länge von 50 Zentimetern abschneiden.
Leider gilt diese Regelung (die sogar mit einer Verwaltungsstrafe geahndet werden kann) nicht für Landwirte, die Palmkätzchen-Zweige in der Osterzeit gerne anbieten.
Mit ihrem hohen Pollen- und Nektarangebot sind die Palmkätzchen oftmals die einzige Nahrungsquelle für unsere bestäubenden Insekten in dieser frühen Jahreszeit. Diese Zweige sind daher nicht nur schön anzusehen, sondern auch lebenswichtig für die Tierwelt. Außerdem ist die Sal-Weide - wie das Palmkätzchen auch genannt wird - ziemlich schnell beleidigt, wenn man Äste nicht sehr vorsichtig schneidet und stirbt sogar ab.
Tierschützer appelieren
Auch das Tierparadies Schabenreith appelliert an die Öffentlichkeit, die Palmkätzchen in ihrer natürlichen Umgebung zu belassen. Zum Schmücken des Osterstrauchs empfiehlt der Tierschutzverein alternativ die Verwendung von Zweigen der Korkenzieherhasel oder -weide. Diese bieten ebenfalls eine attraktive Dekoration, ohne dabei die entscheidende Nahrungsquelle unserer fleißigen Bestäuber zu gefährden.
Schon mal ins Auge einer Ameise geblickt? Makro-Fotografie machts möglich:
Bestäubung FTW!
Die Rolle von Insekten im Ökosystem kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie sind unverzichtbar für die Bestäubung von etwa 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Pflanzen. Ohne diese natürlichen Helfer würden viele Pflanzen keine Früchte oder Samen bilden können, was zu einem drastischen Rückgang der Nahrungsgrundlage für Mensch und Tier führen würde. Bienen und andere Bestäuber leisten zudem einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt, indem sie das Wachstum und die Vermehrung von Pflanzen unterstützen und so Lebensräume für zahlreiche andere Tierarten schaffen.