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Deshalb ist Süßstoff kein Ersatz für Zucker
Forscher haben herausgefunden, warum künstlicher Zucker uns nicht wirklich befriedigt: Es gibt einen Darm-Hirn-Signalweg, der nur bei echter Glukose anspringt.
Zu große Mengen Zucker sind ungesund. Doch künstliche Süßstoffe sind auch keine Lösung - zumindest nicht für unser Gehirn. Oft lösen die Zuckeraustauschstoffe sogar die Lust auf noch mehr Süßes aus, anstatt das Verlangen zu stillen. Warum, das haben jetzt Wissenschaftler des Howard Hughes Medical Institutes herausgefunden.
Demnach gibt es einen Signalweg vom Darm zum Gehirn, der nur bei Präsenz von Glukose im Darm anspringt. Erst wenn dieses Signal im Stammhirn eintrifft, setzt das fürs Naschen typische wohlige Gefühl ein, wie die Forscher im Fachmagazin "Nature" berichten.
Gehirn erkennt Süßstoff als "Fake"
Herausgefunden hat dies das Teams des Neurowissenschaftlers Charles Zuker in einem Experiment, bei dem einer Maus eine Zucker- und eine Süßstofflösung angeboten wurde. Zunächst trank die Maus beide Getränke. Doch nach zwei Tagen konsumierte sie ausschließlich die zuckerhaltige Lösung. Obwohl also die Geschmackszellen in beiden Fällen den Verzehr von Süßem signalisieren, scheint das Gehirn der Maus einen Unterschied zwischen Glukose und synthetischem Süßstoff zu erkennen.
Bereits bei einer früheren Untersuchung aus dem Jahr 2008 hatte sich gezeigt, dass selbst Mäuse, die aufgrund defekter Süßrezeptoren keine Süße schmecken konnten, bei einem Angebot von Süßstoff-, Wasser- und Zuckerlösung letzteres bevorzugen.
Darm-Hirn-Signalweg
Bei der aktuellen Studie beobachteten die Wissenschaftler außerdem die Hirnaktivität des Nagers. Hierbei zeigte sich, dass eine bestimmte Region im Stammhirn nur dann aktiv wurde, wenn das Tier echten Zucker im Darm hatte. Diese Region - der caudale Nucleus solitarius (cNST) - ist unabhängig von jenem Bereich des Gehirns, der Geschmack verarbeitet.
Daher, so schlussfolgerten die Forschenden, muss es Rezeptoren im Darm geben, die ihre Signale über den Vagusnerv direkt in diesen Teil des Gehirns senden. Dieser Nerv ist auch beim Menschen einer der wichtigsten Verbindungen zwischen Hirn und den inneren Organen. Die Rezeptoren können laut der Studienergebnisse zudem nicht nur zwischen Süßstoff und Glukose unterscheiden. Auch bei Fruchtzucker sprang der Darm-Hirn-Signalweg nicht an.
Suche nach besseren Zuckerersatzstoffen
"Die Entdeckung dieses Kreislaufs hilft zu erklären, wie Zucker direkt auf unser Gehirn einwirkt, um den Konsum zu steuern", sagte Zuker. Zudem, so hofft der Wissenschaftler, könnte die Studie andere Forschende dazu anregen, bessere Zuckerersatzstoffe zu entwickeln. Diese könnten helfen, unseren Appetit auf Zucker einzudämmen, ohne dass wir täglich große Mengen an ungesunden Lebensmitteln verspeisen.