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"Der Herr der Ringe: Gollum" – irgendwie passt das

Ein Spiel wie sein Protagonist! "Der Herr der Ringe: Gollum" ist inhaltlich spannend und gut erzählt, leidet spielerisch aber an seiner Eintönigkeit.

Rene Findenig
"Der Herr der Ringe: Gollum" im Test: Der vom Hauptcharakter gesuchte Schatz ist das neue Spiel eher nicht.
"Der Herr der Ringe: Gollum" im Test: Der vom Hauptcharakter gesuchte Schatz ist das neue Spiel eher nicht.
Daedalic Entertainment

Dass Daedalic Entertainment und Nacon Spieler auf PC, PlayStation und Xbox ab sofort nach Mittelerde zurückkehren und in die Haut des Wesens Gollum schlüpfen lassen, wäre eigentlich ein Grund zum Jubeln. Und tatsächlich präsentiert uns das neue Game "Der Herr der Ringe: Gollum" einige bekannte Schauplätze des Werks aus neuer Sicht und noch dazu eine nicht bahnbrechende, aber durchaus spannende Geschichte rund um den vielleicht beliebtesten Anti-Helden der Fantasy-Welt. Wie aber Gollum eine zweite Seite mit seiner "sanften Seite" Smeagol hat, hat umgekehrt das Spiel eine dunkle Seite, die ausgerechnet beim Gameplay zu finden ist. Das zeigt sich streckenweise eintönig, mit lustlosen Kletter- und Schleichwegen.

Bereits vor exakt einem Jahr konnten wir "Der Herr der Ringe: Gollum" erstmals in Aktion sehen und waren damals gar nicht abgeneigt. Konkret begleiten wir Gollum durch jene Zeit, nachder er ursprünglich in den Besitz des berühmten Ringes kam. Für Fans ist das ein Leckerbissen, denn das Spiel orientiert sich sehr stark an der Romanvorlage und weniger an den Filmen. Gleichzeitig dürfen Spieler aber bei der Story keine epischen Offenbarungen erwarten, denn die Ursprungsgeschichte und deren Ausgang ist ja soweit bekannt. Dennoch steht klar der Protagonist im MIttelpunkt, denn der wurde fantastisch umgesetzt, ausgezeichnet synchronisiert und toll mit seinen beiden Charakterzügen Gollum und Smeagol herausgearbeitet.

Zwiegespalten wie Gollum und das Gameplay

Auch die Schauplätze machen manchmal was her, von Barad-dûr in Mordor über die finsteren Minenbis hin in die Elbenreiche – alles, um wieder in den Besitz des ihm entwendeten Rings zu kommen. Warum nur "manchmal"? Weil zwischen diesen Schauplätzen karge Schleichpassagen und lange Kletterausflüge aus fast immer gleich aussehenden Pfaden und Wänden auf die Spieler warten. Entschädigt wird man dafür etwas, denn einige Schauplätze bekommt man überhaupt das erste Mal und andere wiederum aus neuen Perspektiven zu Gesicht. Extrem scharfe und beeindruckende Kulissen mancherorts also, viel Spiel aber mit einer Grafik, die trist aussieht. Optisch ist das Spiel so zwiegespalten wie Gollum und das Gameplay.

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    Dass Daedalic Entertainment und Nacon Spieler auf PC, PlayStation und Xbox ab ...
    Dass Daedalic Entertainment und Nacon Spieler auf PC, PlayStation und Xbox ab ...
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    Wer Gollum nur aus den Filmen kennt, wird zudem überrascht sein, denn im Spiel besitzt der finstere Geselle noch einige Haare, dafür aber noch riesigere Glubschaugen und wirkt zudem noch ein gutes Stück unheimlicher als wir ihn bisher erleben durften. Gollum selbst wird vom Spieler in Third-Person-Perspektive gelenkt, kann sich leise schleichend fortbewegen, springen und an Kanten herum hangeln sowie mit einem speziellen Sinn Stellen erkennen, an denen er sich vor Feinden verbergen kann. Das ist auch dringend notwendig, denn gegen Orks und andere Gegner unterliegt Gollum im direkten Kampf sofort. Eine Chance, ihnen den Gar auszumachen, hat Gollum aber, indem er sie unentdeckt überfällt oder sie in Fallen lockt.

    Spielerische Qualität ist eher überschaubar

    Beim Gameplay zeigt das Spiel zudem einige Eigenheiten. So verfügt Gollum von Beginn an über alle Fähigkeiten, die im Verlauf des Games dann nicht ausgebaut oder erweitert werden können. Die größte Besonderheit ist eine Art Ausdauersystem wie in den neueren "The Legend of Zelda"-Games. Beim Klettern und Hangeln an besonders schwierigen Stellen nimmt eine Ausdauerleiste unseres Protagonisten stetig ab – bis Gollum schließlich in die Tiefe stürzt, wenn man nicht schnell genug sicheren Boden erreicht. Feinde können übrigens zum größten Teil vollkommen umgangen werden, nicht mit vielen muss man in den Stealth-Kampf gehen. Schade: Wo man sich verstecken kann, wird einem quasi aufgezwungen.

    Sieht man in den Passagen vor einem Schatten, eine Kletterwand oder dichtes Gras als einige der wenigen Elemente, weiß man sofort, was das Spiel von einem will. Viel Freiraum für Experimente bleibt da nicht. Zumindest wagen es die Entwickler und führen einige ganz neue Charaktere und einen besonderen Antagonisten ein – das funktioniert im "Herr der Ringe"-Universum überraschend gut. Und noch dazu darf man in Entscheidungen dann auch etwas an spielerischer Freiheit teilhaben, die einem das Gameplay verwehrt. In Dialogen zwischen der guten Seite Smeagol und der bösen Seite Gollum unseres Protagonisten entscheiden wir nicht nur seinen Charakter, sondern auch das Schicksal einiger Nebenfiguren.

    Nicht sensationell, aber nett gemacht

    Wie in der Romanvorlage und den Filmen leben in der Figur zwei Seelen, die des heimtückischen und aggressiven Gollum und die des ängstlichen und vorsichtigen Smeagol. An vorgegebenen Stellen des Spiels kämpfen die beiden Seiten um die Vorherrschaft und der Spieler darf entscheiden, welcher Seite er den Vortritt gibt. Das hat kleinere Auswirkungen auf die Handlung und Charaktere, verändert das Spiel aber nicht von Grund auf. Es funktioniert übrigens so: Unsere Figur findet einen kleinen Käfer und ringt mit sich selbst, ob dieser ein Spion Saurons sein könnte und deswegen gegessen werden muss – oder ob das Insekt der erste Freund seit langer Zeit sein könnte und freigelassen wird. Nicht sensationell, aber nett gemacht.

    Solch aufblitzende Kreativität hätten wir auch beim Gameplay erwartet, das allerdings lust- und ideenlos daherkommt. Die Spielpfade sind vollkommen linear, die Kletterpfade sind fix vorgegeben und die Kamera sowie die Steuerung reagieren recht ungeschickt auf unsere flinke Fortbewegung. Auch beim Schleichen vergeht schnell die Lust, im rund 15 Spielstunden langen Game kreativ zu werden. Da es sowieso meist nur einen Weg gibt, versteckt man sich mal da im Gras und wirft mal dorthin einen Stein zur Ablenkung – und wenn man erwischt wird, probiert man es einfach von den knapp gesetzten Checkpoints weg erneut. So verzichtet man schnell auch auf lautlose Kills wegen der langatmigen Animation und läuft einfach weiter.

    "Der Herr der Ringe: Gollum" im Test – irgendwie passt das

    Technisch bietet das Spiel gleich drei Grafik-Modi – einmal mit Fokus auf Bild und optional mit Raytracing, einmal auf Leistung. Allen dreien ist aber gemein, dass es bis zum Launch noch jede Menge Fehler wie unsichtbare oder spät auftauchende Objekte gab und die Gesichtsanimationen teilweise schauderhaft ausfielen. Schlimmer als das zeigt sich aber die Kamera, die bei manchen Geschicklichkeitspassagen einfach unweigerlich zum Spieltod führt, bevor man es nach Dutzenden versuchen endlich geschafft hat. Wollen die Entwickler aus "Der Herr der Ringe: Gollum" noch etwas Gutes machen, müssen sie sich schleunigst an Updates setzen. Bisher ist das Spiel nämlich alles andere als ein Game-Schatz.

    Das zeigt sich in der Fachpresse, die das Spiel vernichtend bewertet. Am Launch-Tag (25. Mai) hatte das Spiel in der PlayStation-5-Version eine durchschnittliche Punktzahl von 38 (bei 100 möglichen) auf der Review-Sammelseite Metacritic. Für den PC sah es mit 43 Punkten nicht viel besser aus. Eine "klobige Steuerung" und einen "gravierenden Mangel an Politur" ortet "Pushsquare", das das Spiel mit 20 Punkten besonders schlecht bewertet. Es gibt aber einige positive Stimmen, etwa von "IGN Adria" mit 70 Punkten – es handle sich um einen "überraschend kompetenten 3D-Stealth-Plattformer", der es schaffe, Gollum "präzise darzustellen". Passt irgendwie zu Gollum, dass auch die Spielermeinungen so zweigeteilt sind. 

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