Coronavirus
Delta-Alarm in Österreich: Das ändert sich nach Impfung
Jetzt kommt es auf jeden Stich an! Schon in einer Woche könnten 8 von 10 Corona-Neuinfektionen Delta-Fälle sein. Das ändert sich daher beim Impfen.
"Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – wir müssen beim Impfen jetzt wirklich Gas geben und rasch einen großen Anteil Voll-Immunisierter in Österreich zustande bringen. Derzeit gibt es aber leider erst 2,75 Millionen davon", fasst ein Teilnehmer der täglichen Sitzung des Corona-Krisenstabs die aktuelle Lage zusammen. Hintergrund: Die gefährliche und ansteckendere Delta-Variante breitet sich auch in Österreich rasant aus.
"Befinden uns im Auge des Orkans"
"Wir befinden uns derzeit – im übertragenen Sinn – im Auge des Orkans", alarmiert ein Vertreter Wiens in der Zusammenkunft der Corona-Kommission. Hintergrund: Die Verdoppelungszeit bei der einst als indische Variante bezeichneten Mutante beträgt lediglich eine Woche. Delta tritt derzeit vor allem in Clustern (etwa in einem Studentenheim in Salzburg oder einem Fußballverein in Oberwart) auf.
Die erschreckende Prognose: Schon binnen sieben Tagen könnte diese Variante in Österreich zu 70 bis 80 Prozent verbreitet sein!
Eklatante Unterschiede nach 2. Dosis
Nun sollen Blitz-Impfungen Abhilfe schaffen. Ein Technical Briefing aus Großbritannien – das Dokument liegt "Heute" vor – deckt nämlich schonungslos auf: "Eine Teil-Immunisierung ist weniger wirksam." Die Zahlen aus dem Vereinigten Königreich zeigen, dass die große Infektionsgefahr erst nach der zweiten Impfung gebannt ist. Die Details:
Der Schutz gegen eine Corona-Erkrankung mit Symptomen nach einer Impfdosis: lediglich 31 Prozent. Nach dem zweiten Shot: immerhin 80 Prozent. Das heißt, erst durch eine Voll-Immunisierung können acht von zehn Neuinfektionen verhindert werden.
Mut macht die Studie hinsichtlich der Gefahr, bei einer Corona-Erkrankung im Krankenhaus zu landen: Nach zwei Stichen wird ein Spitalsaufenthalt zu 94 Prozent verhindert. Bei einer Impfdosis "nur" in 75 Prozent der Fälle.
Jetzt kommen "Blitz-Impfungen"
Die gute Nachricht: Impfungen helfen. Und zwar auch das häufig gescholtene Vakzin von AstraZeneca wirke laut Krisenstab sehr gut. Wie von "Heute" berichtet, ist unlängst eine große Lieferung von Astra eingetrudelt. 200.000 Dosen davon könnten sofort für Erststiche verwendet werden. Aufs Gas drücken möchte man hinsichtlich des Delta-Alarms aber vor allem beim zweiten Durchgang.
Laut einer Empfehlung des Nationalen Impfgremiums geht man bei AstraZeneca von elf Wochen auf circa vier bis acht Wochen herunter. Bei Pfizer und Moderna verkürzt man das Intervall von sechs auf drei Wochen, um eine schnellere Durchimpfung zu erreichen.
"Voll-Immunisierung beschleunigen"
Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil reagierte bereits vor Wochen. "Wir haben den Zeitraum zwischen Erst- und Zweitimpfung mit den mRNA-Impfstoffen bereits von sechs auf vier Wochen verkürzt", erklärte der SP-Politiker am Donnerstag im "Heute"-Gespräch. So wolle man die Vollimmunisierung der Bevölkerung im Burgenland beschleunigen. "Eine weitere Verkürzung auf drei Wochen wird gerade vorbereitet", so der für Gesundheit zuständige SP-Landeschef weiter.
Im Herbst droht Ungemach
Es geht um viel. Sollten bis September oder spätestens Oktober nicht 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, drohe eine "stark ausgeprägte Welle im Herbst/Winter" – wenn man auf Lockdowns verzichtet. Problem: Der Zenit der impfwilligen Bevölkerung scheint vielerorts erreicht. Die Bereitschaft soll daher nun mit Kampagnen und Information in den Ländern, bei Migranten-Communitys, Impfskeptikern, Uninformierten und Co. gesteigert werden, damit der Impfstoff, der zur Verfügung steht, verimpft werden kann. Denn derzeit gibt es laut "Heute"-Infos in Kärnten bereits mehr Impfstoff als Impfwillige.
Junge derzeit am stärksten betroffen
Aktuell dominiert die Altersgruppe 15-25 Jahre die Neuinfektionen. Diese ist häufig noch ungeimpft. Wien startete unlängst ein Extra-Angebot. Ein sogenannter "Party-Shot"von Johnson & Johnson (nur eine Dosis nötig) im Austria Center – samt Live-Musik – soll sie fit für die Disco machen. Die Hauptstadt sieht die breitflächig geplanten Öffnungen im Juli kritisch und zog eine Eintrittserlaubnis zur Nachtgastro nur für Geimpfte in Erwägung.