Krieg im Nahen Osten

Deal statt Bodenoffensive: 20 Geiseln vor Freilassung

Trotz Millionen an Zivilisten in Rafah will Israel dort eine Militäroffensive starten. Nun könnte in letzter Minute doch noch eine Waffenruhe kommen.

Deal statt Bodenoffensive: 20 Geiseln vor Freilassung
In der Stadt Rafah leben Millionen palästinensischer Zivilisten. Ein neuer Geiseldeal soll den Angriff auf die Stadt abwenden.
Abed Rahim Khatib / dpa / picturedesk.com

Mehr als 200 Tage nach dem brutalen Hamas-Angriff auf Israel sind 130 Geiseln weiter in den Händen der Hamas. Seit Wochen bereitet Israel eine Bodenoffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifens vor. Nun soll es neue Verhandlungen über eine Waffenruhe geben.

Die israelische Regierung ist demnach bereit, von ihrer ursprünglichen Forderung nach Freilassung von 40 lebenden Geiseln durch die islamistische Hamas als Gegenleistung für eine vorübergehende Waffenruhe abzurücken. Israelische Medien berichteten am Donnerstagabend, Israel sei willens, in einer ersten Phase eines Abkommens die Freilassung von lediglich 20 Geiseln – laut einem ranghohen Beamten 33 Geiseln – zu akzeptieren.

Freilassung von Frauen, Älteren und Erkrankten

Demnach geht es um die Freilassung von israelischen Frauen, Männern über 50 Jahre und schwer Erkrankten, hieß es. An diesem Freitag sind weitere Gespräche zwischen einem israelischen Verhandlungsteam und einer ägyptischen Delegation in Israel geplant. Ägypten wolle eine Einigung erreichen, um Israels Militäreinsatz in Rafah noch abzuwenden.

Die USA, Österreich und 16 weitere Länder hatten zuvor die Hamas zur sofortigen Freilassung aller Geiseln aufgerufen, die seit mehr als 200 Tagen im Gazastreifen festgehalten werden. "Das Schicksal der Geiseln und der Zivilbevölkerung in Gaza, die unter dem Schutz des Völkerrechts steht, ist von internationaler Bedeutung", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die islamistische Terrororganisation hatte unlängst einen Kompromissvorschlag der Vermittlerstaaten, der die Freilassung von 40 Geiseln gegen 900 palästinensische Häftlinge während einer sechswöchigen Waffenruhe vorsah, abgelehnt. Die Terrorgruppe sollte Frauen, Soldatinnen, Männer über 50 Jahren sowie Männern unter 50 Jahren mit schweren Erkrankungen freilassen.

Die Hamas hatte jedoch laut Berichten erklärt, sie habe keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien. Israel forderte daraufhin die Freilassung von Soldaten oder Männern unter 50 Jahren. Eine Einigung gelang aber nicht. Laut israelischen Berichten sollen knapp 100 der rund 130 in Gaza verbliebenen Geiseln noch am Leben sein. Inzwischen wird befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten.

Eine Million Zivilisten in Rafah

Wie lange eine Waffenruhe im Gegenzug für die Freilassung von 20 oder 33 Geiseln dauern soll, ist nicht bekannt. Unklar ist auch, ob und in welchem Umfang palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen würden. Auf ein Ende des Krieges, wie es die Hamas fordert, werde sich Israel aber nicht einlassen, hieß es.

Israel hält eine Offensive in Rafah für unumgänglich, um die dort verbliebenen Bataillone der Hamas zu zerschlagen. Es werden außerdem auch Geiseln dort vermutet. Mehr als eine Million Menschen hatte in Rafah nach Angaben von Hilfsorganisationen Zuflucht vor den Kämpfen im übrigen Gazastreifen gesucht. Inzwischen sollen rund 200.000 palästinensische Zivilisten Rafah verlassen haben, berichtet die "Jerusalem Post" am Donnerstag.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Israel plant eine Bodenoffensive im südlichen Gazastreifen, um 130 Geiseln der Hamas zu befreien
    • Es gibt Verhandlungen über eine Feuerpause, bei der Israel bereit ist, von der Forderung nach Freilassung von 40 Geiseln abzurücken
    • Die USA, Deutschland und 16 weitere Länder fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln, während Israel eine Offensive in Rafah plant, um die Hamas zu zerschlagen und Geiseln zu befreien
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