Streit um Klima-Protest
"Das wars dann, Armin Wolf" – Klima-Professor teilt aus
Sind Klebe-Aktionen und Farb-Attacken nur "idiotisch"? Diese Frage stellte auch Armin Wolf seinen Fans. Dafür muss er nun scharfe Kritik einstecken.
Am Mittwoch haben Aktivisten des britischen Klima-Kleber-Ablegers "Just Stop Oil" das megalithische Monument Stonehenge in der Nähe von Salisbury, England, mit orangener Farbe "dekoriert". Diese konnte später rückstandslos entfernt werden, Schaden an der 5.000 Jahre alten Steinstruktur entstand keiner.
Die Aktivisten fordern dazu von der nächsten britischen Regierung – am 4. Juli wird gewählt – ein Ende der Förderung und Verbrennung von fossilen Energieträgern bis 2030.
"Wir alle haben das Recht auf ein Leben ohne Leiden, aber die fortgesetzte Verbrennung von Öl, Kohle und Gas führt zu Tod und Leid in beispiellosem Ausmaß", wird einer Aktivisten in der später herausgegeben Presseaussendung zitiert. Dazu veröffentlichte die Gruppe ein Video des Stonehenge Farbangriffs auf X – die Aktion spaltet Geister.
Über "Just Stop Oil"
Die britische Aktivisten-Gruppe ist eng verbunden mit der "Letzten Generation". Das zeigt schon ein kurzer Blick auf ihre Homepage – dort abgebildet ist Anja Windl bei einem Klebe-Protest.
Aktuell sammeln sie Spenden für weitere "radikale Klima-Aktionen", das Ziel von 150.000 Pfund Sterling wurde dabei schon fast erreicht. Sie wollen im Sommer ihre Kampagne weiter eskalieren.
"Idioten"?
Auch ORF-Moderator Armin Wolf wurde darauf aufmerksam und stellte die Sinnhaftigkeit klar in Frage: "Würde echt gerne wissen, wie viele Menschen sich nach diesem Video denken: 'Jetzt haben sie mich überzeugt, dass an der Klimakatastrophe doch was dran ist und wir echt kein Öl mehr verbrennen sollen.' Und wie viele sich denken: 'Idioten.'"
Damit eckte Österreichs bekanntester TV-Journalist bei Reinhard Steurer an. Der Professor für Klimapolitik an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien beschäftigt sich schon viele Jahre mit der Klimakrise und politischen Ausreden und Schein-Klimaschutz.
"Ausdruck der Verzweiflung"
Seine Replik auf Wolfs Kommentar fiel zynisch aus: "Wissenschafter erklären, dass wir dringend Tempo, Fleischkonsum, Flugreisen... reduzieren müssen, um die Klimakatastrophe abzuschwächen... Würde gerne wissen, wie viele Menschen sich dann denken: 'Jetzt haben sie mich überzeugt...' und wie viele sich denken: 'Idioten'."
Für den Wissenschaftler, der mit den Scientists for Future auch als Aktivist für wirksamen Klimaschutz eintritt, sind solche Aktionen wie in Stonehenge ein Hilfeschrei, ein "Ausdruck der Verzweiflung" – der von der Masse der Gesellschaft nicht nur ignoriert sondern auch verteufelt werde.
"Wir hauen drauf und machen mit gutem Gewissen und China-Ausreden einfach so weiter", kritisierte Steurer die Aussagen des ZIB2-Stars: "JournalistInnen sollten das entsprechend einordnen, der Mehrheit verständlich machen."
Sein Blick in die Zukunft ist düster: "Mit dem derzeitigen Zeitgeist und Journalismus ist und bleibt die Klimakrise unlösbar."
In Richtung des ORF-Moderators folgte eine knallharte Ansage: "Entweder es gelingt ein Lernprozess, gerade auch durch Provokation, Irritation und vermutlich auch Leid (verursacht durch die Klimakrise selbst), oder das war's dann, Armin Wolf."
"'Schwurbler' geht zu weit"
Trotz seiner harschen Kritik sprang Steurer Wolf aber auch unterstützend zur Seite, als ein andere User den ORF-Anchorman wegen der zuvor getätigten Aussage "im Chor der Schwurbler" verortete.
Das "geht zu weit", antwortete der BOKU-Professor. Er verstehe die Skepsis Wolfs, diese wäre auch "durchaus berechtigt". Aber: "Es wäre eben genau die Aufgabe von JournalistInnen wie ihm, richtig einzuordnen was da passiert und so Verständnis zu fördern."