Politik
"Das stinkt": ÖGB-Boss tobt über Kika/Leiner-Pleite
Die schockierende kika/Leiner-Pleite kam wie aus dem Nichts. ÖGB-Chef Wolfgang Katzian spricht in Ö1 von "einer Vorgangsweise, die stinkt".
Der Schock sitzt tief. In einer dramatischen Wendung hat der frischgebackene Eigentümer des österreichischen Möbelhändlers Kika/Leiner, Hermann Wieser, angekündigt, Insolvenz für das Unternehmen anzumelden. Die Gläubigerforderungen (Passiva) belaufen sich laut Kreditschützern auf 132 Millionen Euro, auch Steuerrückzahlungen wären noch offen. Auf denen bleiben die Steuerzahler nun sitzen. Zudem wurden 1.900 der 3.900 Mitarbeiter gekündigt und 23 der 40 Standorte geschlossen.
"Das stinkt"
Am Samstag äußerte sich ÖGB-Chef Wolfang Katzian im "Journal zu Gast" zur Insolvenz der angeschlagenen Möbelkette. Er brachte eine Prüfung des Verkaufs durch eine unabhängige Kommission ins Spiel. Diese könnte auch eine "mögliche Rückabwicklung", zum Beispiel von Immobiliendeals, ausloten. Zunächst will Katzian aber abwarten, bis die Finanzprokuratur sämtliche Abläufe aufgearbeitet hat.
Im Falle, dass "nicht alles astrein" abgelaufen sei, wolle er, "dass sich das jemand Externer anschaut". Den Mitarbeitern sei stets signalisiert worden, dass alles in Ordnung und man auf "einem guten Weg" sei. Mittlerweile sei aber klar, dass die Firma im Hintergrund "filetiert" worden sei und Insolvenz angemeldet wurde. "Das ist eine Vorgangsweise, die stinkt". Daher müsse man sich das genau anschauen.
"Davon halte ich gar nichts"
Von der Forderung, die Gewerkschaften sollten heuer bei den Lohnverhandlungen zurückhaltend sein, um die Inflation einzubremsen, hält Katzian gar nichts. Denn die Regierung habe nichts auf den Weg gebracht, außer ein paar Einmalzahlungen. In dieser Situation, von den Gewerkschaftsmitgliedern Lohnzurückhaltung zu verlangen, gehe sich nicht aus, so Katzian: "Das kann man ja von keiner einzigen Gewerkschaft der Welt verlangen."
Sollten Energie- und Strompreise Anfang September nicht heruntergehen, stellte der ÖGB-Boss diverse "Aktivitäten" in den Raum. Man verfüge über "viele Möglichkeiten des großen Blumenstraußes von Aktivitäten", von Aktionstagen bis zu Demonstrationen, so Katzian.
Wohnzimmer, nicht Balkon
Auch zur Situation in der SPÖ wurde der Präsident des ÖGB, der kommende Woche für kommende fünf Jahre wiedergewählt wird, befragt. Die letzten Wochen seien ein "positiver Wettbewerb von drei Personen" gewesen, den Andreas Babler schließlich für sich entscheiden konnte. Der neue SPÖ-Chef habe Katzians vollste Unterstützung und der Gewerkschafts-Chef habe ein gutes Gefühl, dass Babler die SPÖ "in ruhige Gewässer" führen könne.
Vom neuen Parteivorsitzenden erhoffe sich Katzian, dass die SPÖ die wichtigsten Forderungen der Gewerkschaften – etwa im Bereich Wohnen – unterstützt. "Dabei habe ich ein gutes Gefühl", betonte Katzian. Wichtig sei nun, dass die Partei geschlossen auftrete und alle internen Differenzen ausspreche, bevor sie an die Öffentlichkeit gehe. Katzian selbst sei "ein Vertreter des Wohnzimmers und nicht des Balkons".